Seite:Meyers b17 s0279.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Zimtwasser, Weingeist und Kognak zu und verdünnt mit Wasser auf einen Eisengehalt von 4:1000. Die klare, rotbraune Flüssigkeit reagiert kaum alkalisch und schmeckt schwach nach Eisen und Zimt. Ein ähnliches Präparat, Eisenpeptonatlösung, wird erhalten, indem man Eiweiß durch Digerieren mit Salzsäure und Pepsin peptonisiert, die Lösung genau neutralisiert, mit Eisenoxychloridlösung versetzt, das durch vorsichtigen Zusatz von verdünnter Natronlauge abgeschiedene Eisenpeptonat reinigt, in Salzsäure löst und die Lösung mit Kognak versetzt und mit so viel Wasser verdünnt, daß 1000 Teile 4 Teile Eisen enthalten.

 Eisenbach, Dorf im bad. Kreis Freiburg, in einem Thal des Schwarzwaldes, hat eine Eisenquelle mit Bad, Uhrmacherei und (1885) 486 Einw.

Eisenbahn. Die in neuerer Zeit entstandenen Bergbahnen wurden bei kürzern, geraden Strecken meist als Seilbahnen, bei größern, gekrümmten Strecken meist als Zahnradbahnen ausgeführt. Ein Beispiel der erstern Gattung gibt die Drahtseilbahn auf den Neroberg bei Wiesbaden, welche von dem am Fuß des Bergs gelegenen Vergnügungsort Beausite ausgeht und bei einer Längenausdehnung von 430 m nach Überschreitung eines über das Nerothal führenden, aus fünf Bogen bestehenden, 110 m langen Viadukts den Gipfel des Bergs ersteigt. Die Fahrt wird mit einer Geschwindigkeit von 1,6–2 m in der Sekunde in zwei Wagen mit je 38 Sitz- und 12 Stehplätzen bewerkstelligt. Das Übergewicht des bergab gehenden Wagens wird durch Wasser hergestellt, welches durch eine Dampfmaschine in das auf dem Berg befindliche, die Seilscheibe enthaltende Betriebsgebäude gepumpt wird. Eine bemerkenswerte Zahnradbahn, nach dem System Abt, auf den Monte Generoso geht von der Gotthardbahnstation und Dampferlandungsstätte Capolago, dem Südende des Luganer Sees, aus, wird eine Länge von 8,5 km erhalten und einen Höhenunterschied von 4368 m überwinden, welcher den der Arth-Rigibahn um 39 und den der Viznau-Rigibahn um 58 m übertrifft. In Entfernungen von 2414 m und 5800 m vom Thal aus erreicht die Bahn die bez. in 780 m und 1222 m Meereshöhe liegenden Zwischenstationen San Nicolau und Albergo, worauf sie die auf 1695 m liegende Bergkuppe erklimmt, welche eine großartige Aussicht auf die Alpen und die lombardische Ebene gewährt. Das Baukapital beträgt 2 Mill. Frank. Auch für die Befahrung der Schmittenhöhe von Zell am See aus ist eine Zahnradbahn geplant, welche die ansehnliche Höhe von 1195 m zu überwinden hat. Durch Einlegung von Kurven soll die gerade Strecke im Verhältnis von 7,75:4,5 km verlängert werden, um eine Ermäßigung der größten Steigung auf 0,21 Proz. zu erzielen. Unter die kühnsten neuern Bergbahnen gehört die Pilatusbahn (s. d.). – Über weitere Fortschritte im Eisenbahnwesen s. die folgenden Artikel.

Neuere Litteratur: Röll u. a., Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens (Wien 1889 ff.); Ulrich, Das Eisenbahntarifwesen (Berl. 1886); Endemann, Das Recht der Eisenbahnen (Leipz. 1886); Riegels, Verkehrsgeschichte der deutschen Eisenbahnen (Elberf. 1889); v. Mayer, Geographie und Geschichte der deutschen Eisenbahnen (Berl. 1889 ff.); Kupka, Die Eisenbahnen Österreich-Ungarns 1822–67 (Leipz. 1888).

 Eisenbahn-Auskunftsstellen. Die erste Auskunftsstelle ist seitens der preußischen Staatseisenbahnverwaltung 1880 in Berlin C (Stadtbahnhof Alexanderplatz) eingerichtet worden. Dieselbe erteilt mündlich oder schriftlich unentgeltlich Auskunft über Fahrpläne, Reisewege, Zuganschlüsse, Zollabfertigung, Beförderungsgebühr im Personen-, Gepäck-, Vieh- und Güterverkehr im Gebiet der gesamten preußischen Staatseisenbahnverwaltung sowie der Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen und, soweit die vorliegenden Hilfsmittel ausreichen, auch in Betreff der übrigen in- und ausländischen Eisenbahnen. Ferner sind daselbst Tarife verkäuflich. Ähnliche Auskunftsstellen sind seitdem 1884 in Hamburg und Leipzig, 1885 in Frankfurt a. M. von der preußischen Staatseisenbahnverwaltung errichtet worden. Der Auskunftserteilung über Reiseverhältnisse und zugleich für die Ausgabe zusammenstellbarer Rundreisehefte (s. Personengeldtarif) dienen ferner die Auskunftsstellen in Berlin (Anhalt-Dresdener Bahnhof) und in Köln (Zentralbahnhof). Dem Beispiel der preußischen ist die sächsische Staatseisenbahnverwaltung durch Errichtung einer besondern Auskunftsstelle für ihren Bereich in Leipzig 1884 gefolgt. Außerdem wird von den Eisenbahndienststellen (Fahrkartenausgabe- und Güterabfertigungsstellen) Auskunft über die Verkehrs- und Tarifverhältnisse der eignen Verwaltung erteilt.

Eisenbahnbau. Die Heizung der Eisenbahn-Personenwagen hat viel schwierigere Bedingungen zu erfüllen als diejenige in feststehenden Gebäuden. Ein fahrender Eisenbahnwagen ist von allen Seiten den Witterungseinflüssen, besonders dem durch die Fahrgeschwindigkeit entspringenden starken Zug, ausgesetzt, hat sehr dünne, Wärme durchlassende Wände und infolge der zahlreichen Fenster, Thüren und sonstigen Öffnungen unvermeidliche Undichtigkeiten und erleidet durch häufiges Öffnen der Thüren und Fenster beträchtliche und unregelmäßige Wärmeverluste, auch ist die Wartung der Heizung erschwert. Die Forderungen, die man an eine gute Wagenheizung stellen muß, sind: Herstellung einer gleichmäßigen Temperatur von etwa 10–12° C. und Innehaltung derselben gegenüber allen zufälligen Störungen, Vermeidung von Rauch, Ruß, Staub, schädlichen Dünsten u. schlechten Gerüchen, Gewährung vollständiger Feuersicherheit sowohl bei regulärem Betrieb als bei Eisenbahnunfällen, Vermeidung einer Erschwerung des Eisenbahnbetriebs. Eine allseitig befriedigende Lösung hat die Frage der Wagenheizung noch nicht gefunden. Folgende Arten derselben sind in Anwendung: Die Ofenheizung, in Anwendung bei großen, ungeteilten Räumen (Salonkoupees, Wagenräume vierter Klasse), benutzt meist in der Mitte des zu heizenden Raums oder in der Scheidewand zweier Räume aufgestellte gußeiserne Mantelfüllöfen für Koks-, Steinkohlen- oder Preßkohlenfeuerung. Ihre Vorzüge, Einfachheit und Billigkeit bezüglich Anlage, Unterhaltung und Bedienung, werden reichlich aufgewogen von den Mängeln, unvollkommene Regulierung der Erwärmung, Rauch- und Rußbildung, Feuergefährlichkeit, besonders bei Unfällen, und vor allem sehr ungleichmäßige Erwärmung sowohl in horizontaler als vertikaler Richtung. Dennoch ist diese Heizung nach einigen neuern Verbesserungen (Absaugen der kalten Luft vom Fußboden mittels besonderer Saugvorrichtungen, Zuführung frischer Luft zum Ofen mittels Luftfänger und Beschickung des Ofens von außen) für ungeteilte Wagenräume, insbesondere bei Nebenbahnen, wegen ihrer Billigkeit zu empfehlen. Eine gänzliche Beseitigung der Mängel erscheint unmöglich, weil diese im System begründet sind. Die Luftheizung ist gekennzeichnet durch einen unterhalb des Wagenfußbodens liegenden Heizkörper (Ofen), der mit Koks, Steinkohlen oder Kohlenziegeln

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0279.jpg&oldid=- (Version vom 6.4.2021)