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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Wien fand er Gelegenheit, unter Leitung Simon Sechters noch gründlichere Kontrapunktstudien zu machen, und 1868 wurde er als dessen Nachfolger im Amte des Hofkapellorganisten nach Wien berufen, hauptsächlich auf Veranlassung Herbecks, der seine Bedeutung inzwischen erkannt hatte. Neben der erwähnten Stellung übernahm er in der Folge noch die eines Lehrers für Orgelspiel und Komposition am Wiener Konservatorium und wurde 1875 auch zum Lektor für Musik an der Universität ernannt. Unter seinen Kompositionen sind die geistlichen Chorwerke (mehrere Messen, ein Tedeum u. a.) hervorzuheben, besonders aber seine sieben Symphonien, deren einige in den 80er Jahren solchen Erfolg hatten, daß sein Name nun endlich in den weitesten Kreisen bekannt wurde. Seine Instrumentalmusik zeichnet sich durch ungewöhnliche harmonische Mannigfaltigkeit aus, welche den Einfluß R. Wagners sowie das Streben, den Stil dieses Meisters für die „absolute Musik“ zu verwerten, deutlich erkennen läßt.

Brüel, (1885) 2120 Einw.

Brugg, (1888) 1572 Einw.

 Brugmann, Karl, namhafter Sprachforscher, geb. 16. März 1849 zu Wiesbaden, studierte 1867–71 in Halle und Leipzig, wo er als Schüler von G. Curtius mit einer Schrift über Ersatzdehnung („De productione suppletoria“ in Curtius’ „Studien zur griechischen und lateinischen Grammatik, 4. Bd.) promovierte. 1872–77 wirkte er als Gymnasiallehrer in Wiesbaden und Leipzig, 1877–84 als Adjunkt an dem russischen Institut für klassische Philologie in Leipzig; zugleich habilitierte er sich ebenda 1877 als Privatdozent und wurde 1882 zum außerordentlichen Professor für vergleichende Sprachwissenschaft befördert. 1884 als ordentlicher Professor für das nämliche Fach nach Freiburg i. Br. berufen, kehrte er 1887 in gleicher Eigenschaft nach Leipzig zurück. Außer verschiedenen Aufsätzen in Curtius’ „Studien“, der „Internationalen Zeitschrift für allgemeine Sprachwissenschaft“ und andern Zeitschriften schrieb B.: „Ein Problem der Homerischen Textkritik und der vergleichenden Sprachwissenschaft“ (Leipz. 1876); „Griechische Grammatik“ (im 2. Bd. von I. Müllers „Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft“, Nördling. 1885); „Grundriß der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen“ (bis jetzt 2 Bde., Straßb. 1886–89). Mit Curtius zusammen gab er einen Teil der von jenem begründeten Zeitschrift „Studien zur griechischen und lateinischen Grammatik“ heraus. Mit Osthoff veröffentlichte er: „Morphologische Untersuchungen auf dem Gebiet der indogermanischen Sprachen“ (Leipz. 1878–81, 4 Bde.). Mit Leskien gab er „Litauische Volkslieder und Märchen“ heraus (Straßb. 1882). Seine Stellung zu den gegenwärtigen Prinzipienfragen der Sprachforschung legte B. dar in der Gelegenheitsschrift „Zum heutigen Stande der Sprachforschung“ (Straßb. 1885).

Brühl, 1) Regierungsbezirk Köln, (1885) 4030 Einw.

Brumath, (1885) 5628 Einw.

 Bruni, Insel an der Südostküste der britisch-austral. Insel Tasmania, von dieser durch den D’Entrecasteauxkanal getrennt, 385 qkm groß. Die Insel besteht aus zwei kompaktern, durch zahlreiche Meereseinschnitte gegliederten Teilen, Nord- und Südbruni, welche durch einen schmalen sandigen Isthmus verbunden werden. Hier tritt die weite Adventurebai von O. her ins Land hinein. Die nördliche Halbinsel wird vom Derwent bespült, der hier in die Stormbai mündet. Die Insel enthält Kohlenlager, an der Ostküste liegt der einzige Ort Cookville, die Südwestspitze trägt einen Leuchtturm. Auf Südbruni wurden zuerst die auf ganz Tasmania gesammelten Eingeborenen untergebracht, ehe dieselben ihren endgültigen Aufenthalt auf der Flindersinsel fanden.

 Brunner, 2) Heinrich, Rechtshistoriker, geb. 22. Juni 1840 zu Wels in Oberösterreich, studierte zu Wien, Göttingen und Berlin, habilitierte sich 1865 in Wien für deutsche Rechtsgeschichte, ward 1868 ordentlicher Professor in Lemberg, 1870 in Prag. Seit 1873 nimmt er den Lehrstuhl für deutsche Rechtsgeschichte an der Berliner Universität ein. B. hat in seinen Schriften für die Geschichte des deutschen, fränkischen, normännischen u. anglo-normännischen Rechts Hervorragendes geleistet. Hierher gehören: „Zeugen- und Inquisitionsbeweis im deutschen Gerichtsverfahren karolingischer Zeit“ (Wien 1851); „Das anglo-normännische Erbfolgesystem“ (Leipz. 1863); „Das Gerichtszeugnis und die fränkische Königsurkunde“ (in den „Festgaben für Heffter“, Berl. 1873). In seiner epochemachenden Schrift „Die Entstehung der Schwurgerichte“ (Berl. 1872) lieferte er zuerst den quellenmäßigen Nachweis des durch die Normannen vermittelten historischen Zusammenhanges zwischen der englischen Jury und fränkischen Prozeßinstituten. Ferner sind zu nennen seine Schrift „Zur Rechtsgeschichte der römischen und germanischen Urkunde“ (Berl. 1880, Bd. 1) sowie sein Hauptwerk, die als Teil des von Binding herausgegebenen „Systematischen Handbuchs der deutschen Rechtswissenschaft“ erscheinende „Deutsche Rechtsgeschichte“ (Leipz. 1887, Bd. 1). Auch auf politischem Gebiet ist B. thätig gewesen, indem er 1863–64 in Wort und Schrift für die preußische Führung in Deutschland eintrat. B. ist seit 1862 Mitglied des Instituts für österreichische Geschichtsforschung.

 Brunnersche Drüsen (Glandulae Brunnerianae), nach ihrem Entdecker Joh. Konr. Brunner (geb. 1653, gest. 1727 als kurfürstlich pfälzischer Leibarzt in Mannheim) benannte traubenförmige Drüsen des Zwölffingerdarms, welche eine dem Bauchspeichel ähnliche Flüssigkeit absondern.

Bruno, Giordano, ital. Philosoph. Auf dem Campo dei Fiori zu Rom, wo er 1600 als Ketzer verbrannt worden war, wurde 9. Juni 1889 sein Standbild unter Beteiligung zahlreicher Vereine und Deputationen, auch aus dem Ausland, enthüllt. Der Papst Leo XIII. und die klerikale Partei betrachteten diese Feier als eine der Kurie zugefügte unerträgliche Schmach, und die von den Ultramontanen veranstalteten Katholikenversammlungen ergingen sich in übertriebenen Klagen darüber und in Schmähungen des „abtrünnigen Priesters“. Eine neue Ausgabe seiner italienischen Werke besorgte P. de Lagarde (Götting. 1888–89, 2 Bde.), seine Biographie schrieb noch I. Frith (Lond. 1887).

 Brunold, Friedrich, Pseudonym, s. Meyer, Aug. Friedr. (Bd. 17).

Brüssow, (1885) 1430 Einw.

 Brütt, Ferdinand, Maler, geb. 13. Juli 1849 zu Hamburg, war anfangs Lithograph, bildete sich seit 1870 auf der Kunstschule in Weimar bei A. Baur, Pauwels und Gussow zum Genremaler aus und ließ sich 1876 in Düsseldorf nieder. Nachdem er in seinen ersten Bildern (gestörte Ruhe, heimkehrende Wallfahrer, eine Bauerndeputation, Audienz auf der Treppe, des Landes Hoffnung, die Macht der Töne, die Bittstellerin) noch zwischen der Schilderung des modernen Bauernlebens und Motiven aus dem vorigen Jahrhundert geschwankt, griff er zu Anfang der 80er Jahre in das Leben der Städte hinein und schuf

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0178.jpg&oldid=- (Version vom 16.6.2022)