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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16

und redigiert. Vgl. Steiger, The periodical literature of the United States of America (New York 1873); Rowell, American Newspaper Directory (das. 1889). – In Mittel- und Südamerika erscheinen etwa 1000 Z., davon etwa 300 in Brasilien. Unter den zahlreichen Blättern der Hauptstadt sind das „Jornal do Commercio“ und die „Gazeta de Noticias“ die gelesensten. In Rio de Janeiro erscheint unter andern auch eine „Deutsche Allgemeine Zeitung“, in den Provinzen erscheinen noch 4 deutsche Z. – Vgl. übrigens die Artikel über die einzelnen Nationallitteraturen, in welchen auch Bezug auf die Zeitschriften genommen ist.

Zeitungsente, s. Ente.

Zeitungsstempel (Zeitungssteuer), eine indirekte Aufwandsteuer auf das Halten und Lesen von Zeitungen. Derselbe ist finanzieller Natur, wenn er nur eine Einnahme abwerfen soll; er dient einem preßpolizeilichen Interesse, wenn er neben der Kaution den Zweck erfüllen soll, Beaufsichtigung und Beschränkung der Presse zu erleichtern. Als Inseratenstempel ist der Z. eine Zusatzsteuer zur Gewerbesteuer. Für das Deutsche Reich ist der Z. durch das Preßgesetz vom 7. Mai 1874 beseitigt. Frankreich hatte einen Z. seit 1797, welcher 1850 und 1852 neu geregelt, 1871 durch eine Zusatzsteuer von dem zum Druck von Zeitungen bestimmten Papier ersetzt und 1881 ganz aufgehoben wurde. In England wurde die Abgabe von Inseraten 1853, der Z. 1855, die Papiersteuer 1861 beseitigt. Österreich besteuert periodische Zeitschriften, welche ein- oder mehrmal wöchentlich erscheinen, und zwar inländische mit 1 Kr., ausländische mit 1, bez. 2 Kr. Ausgenommen sind reine Fachzeitschriften, sofern sie keine Inserate annehmen.

Zeitunterschiede, s. Zeitdifferenz.

Zeitwort, s. Verbum.

Wappen von Zeitz.

Zeitz, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, an der Weißen Elster, Knotenpunkt der Linien Weißenfels-Gera und Leipzig-Z. der Preußischen sowie Altenburg-Z. der Sächsischen Staatsbahn, 151 m ü. M., hat 2 evang. Kirchen (Michaelis- und Stephanskirche), ein altertümliches Rathaus, ein Kriegerdenkmal, ein evang. Domkapitel, ein Gymnasium, eine Stiftsbibliothek von 20,000 Bänden, ein Waisenhaus, ein Hospital u. Krankenhaus, ein Amtsgericht, ein Bergrevier, eine Reichsbanknebenstelle, eine Eisengießerei und Maschinenbauanstalt, Fabrikation von Woll- und Baumwollwaren, Kattun, Zucker, Wachstuch, Leder, Pianofortes, Handschuhen, Kinderwagen, Velocipeden, große Mühlen, Bildhauerei, Obst-, Garten- und Gemüsebau und (1885) 19,797 meist evang. Einwohner. König Friedrich Wilhelm IV. ließ hier seinem ehemaligen Lehrer, dem Konsistorialrat Delbrück, ein Denkmal setzen. Unmittelbar bei Z. die Domäne Z. mit einer Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder und das Schloß Moritzburg, ehemals Residenz der Bischöfe von Z. und von 1653 bis 1717 der Herzöge von Sachsen-Z., mit der Trinitatiskirche (darin die herzogliche Gruft), jetzt Korrektions- und Landarmenanstalt. – Z., eine alte slawische Stadt, wurde 982 von den Wenden und 1429 von den Hussiten eingenommen. 1537 fanden hier Verhandlungen über eine Erneuerung der Erbverbrüderung zwischen Brandenburg, Hessen und Sachsen statt, welche zwar kein Resultat gaben, aber den Religionswechsel des Markgrafen Hans von Küstrin beschleunigten. Von 1656 bis 1718 residierten die Herzöge von Sachsen-Z. (s. Sachsen, Königreich, S. 136) daselbst. Das ehemalige Bistum Z. wurde 968 von Kaiser Otto I. errichtet. Der häufigen Einfälle der Wenden wegen verlegte aber der Bischof seinen Sitz um 1029 nach Naumburg, worauf das Stift den Namen Naumburg-Z. erhielt. Weiteres s. Naumburg (Hochstift). Zwischen Weißenfels und Z. liegt das Schlachtfeld von Hohenmölsen (s. d.). Vgl. Rothe, Aus der Geschichte der Stadt Z. (Zeitz 1876).

Zekiat (arab.), in Mittelasien Benennung der auf Handel und Industrie ausgeworfenen Steuer.

Zelandus, Pseudonym, s. Bellamy.

Zele, Landgemeinde im Arrondissement Dendermonde der belg. Provinz Ostflandern, an der Schelde und der Eisenbahn Alost-Lokeren, mit Segeltuchfabrikation, Baumwoll- und Leinenspinnereien, Bleicherei und (1888) 12,656 Einw.

Zelechova (Zelaovo), Hauptort des Kaza Zichne im türk. Wilajet Saloniki, 20 km östlich von Seres in fruchtbarer Ebene gelegen, Sitz eines Kaimakams und eines Kadis, mit 3000 Einw. (Türken und Bulgaren) und Baumwollenbau.

Zell, 1) (Z. am Harmersbach) ehemalige freie Reichsstadt im bad. Kreis Offenburg, in reizender Lage am Harmersbach und an der Linie Offenburg-Singen der Badischen Staatsbahn, 225 m ü. M., hat eine kath. Kirche, ein Rathaus mit schönem, altem Saal, eine Bezirksforstei, Porzellan-, Steingut- und Zigarrenfabrikation, Granatschleiferei, Baumwollzwirnerei, Pottaschensiederei, eine mechanische Werkstätte, eine Kunstmühle und (1885) 1569 Einw. Dabei eine Solquelle mit dem Bad Kleebad. – 2) (Z. im Wiesenthal) Stadt im bad. Kreis Lörrach, an der Wiese und der Linie Basel-Todtnau der Badischen Staatsbahn, 445 m ü. M., hat eine kath. Kirche, eine Gewerbeschule, eine Bezirksforstei, Eisengießerei und Maschinenfabrikation, Baumwoll- und Florettseidenspinnerei, Baumwollweberei, Cellulosefabrikation und (1885) 2893 Einw. – 3) Stadt im bad. Kreis Konstanz, s. Radolfzell. – 4) (Z. am Main, auch Mittelzell) Marktflecken im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Würzburg, am Main und an der Linie Treuchtlingen-Würzburg-Aschaffenburg der Bayrischen Staatsbahn, hat eine kath. Kirche, eine große Schnellpressenfabrik, Bierbrauerei, Weinbau und (1885) 1496 Einw.; außerhalb des Orts das ehemalige Nonnenkloster Unterzell und unweit davon das ehemalige Mönchskloster Oberzell (s. d.). – 5) Dorf im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, Bezirksamt Hilpoltstein, hat eine kath. Kirche, ein Schloß, eine Taubstummenanstalt für katholische Mädchen und (1885) 234 Einw. – 6) Flecken im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, Bezirksamt Münchberg, am Fichtelgebirge, unweit des Ursprungs der Saale, hat eine evang. Kirche, Baumwollwarenfabrikation und (1885) 653 Einw. In der Nähe der Große Waldstein (s. Fichtelgebirge) und bedeutende Granitbrüche. – 7) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, am Einfluß des Zeller Baches in die Mosel, 94 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein neues Rathaus, ein Amtsgericht, Zigarrenfabrikation, Obst- und Weinbau, Weinhandel und (1885) 2503 Einw. Unweit der Stadt liegen die Ruinen des 1515 aufgehobenen Nonnenklosters Marienburg. – 8) (Z. am See) Marktflecken im österreich. Herzogtum Salzburg, malerisch am westlichen Ufer des Zeller Sees

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 854. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0854.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2021)