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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16

der Kopf gelblichweiß, dunkel gestrichelt, ein Fleck im Nacken jederseits, Schultern und Brust heller, der Schwanz graubraun; der Schnabel ist schwarz, Füße und Augen sind gelb. Der Rohrweih findet sich überall im gemäßigten Gürtel der Alten Welt an rohrbewachsenen Seen, Sümpfen und Brüchern, weilt bei uns von März bis Oktober, geht im Winter bis Innerafrika und Indien, hält sich am Tag im Schilf verborgen, jagt besonders Wasser- und Sumpfvögel, frißt deren Eier und Junge, auch Frösche, Fische, Spitzmäuse und Wasserratten, kann aber fliegenden Vögeln ebenfalls nichts anhaben. Er ist überwiegend schädlich, nistet im Röhricht, im Riedgras, auch im Getreide und in schwimmendem Horst auf dem Wasser und legt im Mai 4–6 grünlichweiße Eier. Baschkiren und Kirgisen richten ihn zur Entenjagd ab.

Weihenstephan, s. Freising.

Weihfasten, die vier Quatembermittwochen (vgl. Quatember), an denen früher die Priesterweihen erteilt wurden.

Weihkessel, s. Weihwasser.

Weihnachten (Christfest, Natale Domini), ursprünglich das heidnische Julfest (s. d.), das Fest der winterlichen Sonnenwende; in der Folge das Geburtsfest Christi, welches in jene Zeit fiel und mit vielen heidnischen Gebräuchen des alten Festes auch dessen passende deutsche Bezeichnung („heilige Nacht“) annahm. Warum man, da der wirkliche Geburtstag Jesu niemals hat ausgemittelt werden können, gerade den 25. Dez. dazu gewählt hat, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Nach einigen geschah es, weil dieser Tag im Altertum als Tag der Sonnenwende angesehen wurde und daher bei den Römern Dies natalis invicti, Geburtstag der Unbesiegten (Sonne), hieß, eine Bezeichnung, die sich leicht auf Christus, das Licht der Welt, beziehen ließ. Nach andern war es bloß die Folge der auf mystischen Berechnungen und prophetischen Äußerungen beruhenden Annahme des 25. März als feststehenden Tags der Empfängnis Christi. Gewiß ist, daß der 25. Dez. als Geburtstag Christi in dem römischen Festverzeichnis von 354 zum erstenmal im Abendland erwähnt wird, und daß im Orient der 6. Jan., das Fest der Erscheinung Christi, auch für das seiner Geburt galt, bis das letztere durch ein Gesetz des Kaisers Justinian ausdrücklich auf den 25. Dez. verlegt und seitdem in allen christlichen Kirchen gleichmäßig an diesem Tage gefeiert wurde. Das Fest des heil. Stephan (26. Dez.) kommt schon in den ersten Jahrhunderten der Kirche vor und wurde später als zweiter Weihnachtsfeiertag begangen. Auf einem Konzil zu Mainz wurden sogar vier Weihnachtstage angeordnet, welche jedoch später auf drei reduziert wurden, bis nach Preußens Vorgang (1773) fast allenthalben auch der dritte Feiertag als kirchlicher Festtag aufgehoben wurde. Die Feier der eigentlichen Christnacht, d. h. der Nacht vor dem Fest, wurde früher sehr festlich begangen (Christmetten), wobei besonders dramatische Darstellungen der Geburt Christi vorgeführt wurden (s. Weihnachtsspiele). W. bildet auch in dem Kirchenjahr einen besondern Abschnitt (Weihnachtscyklus), der vom ersten Adventssonntag bis zum Hohen Neujahr (6. Jan.) reicht. Die sogen. Christbescherung, die man jedoch nur in Deutschland und Skandinavien antrifft, hängt zwar, wie der Christ- oder Weihnachtsbaum (s. d.), mit alteinheimischen Vorstellungen zusammen, fand aber in der christlichen Idee von W. einen geeigneten Anhalt, wodurch das ganze Fest noch außerdem die Bedeutung eines Kinderfestes erhielt, welche es jetzt in Deutschland hat. Vgl. Strauß, Das evangelische Kirchenjahr (Berl. 1850); Sandys, Christmas-tide (2. Aufl., Lond. 1860); v. Reinsberg-Düringsfeld, Das festliche Jahr (Leipz. 1863); Weber, Weihnachten (das. 1879); Usener, Religionsgeschichtliche Untersuchungen, 1. Teil: „Das Weihnachtsfest“ (Bonn 1888).

Weihnachtsbaum (Christbaum), ein mit brennenden Lichtern und Gaben geschmückter Baum, der in germanischen Ländern fast überall auf dem Weihnachtstisch prangt und der germanischen Julfeier zu entstammen scheint. In Jon Arnasons „Isländischen Volkssagen“ wird von einer heiligen Eberesche berichtet, die in der Julnacht auf allen Zweigen voller Lichter strahlt, die kein Wind zu löschen vermag. Die, wie es scheint, schon aus altkeltischen Zeiten stammende und in England noch heute bestehende Sitte, das Haus zur Julzeit mit grünen Mistelbüschen zu schmücken, und verschiedene Zeremonien, die sich ehemals im ganzen nördlichen Europa bis nach Frankreich und den slawischen Ländern an den brennenden Julblock knüpften (den man ebenso selbst wie an demselben angezündete und dann gelöschte Zweige als Lebens- und Fruchtbarkeitssymbole bis zum nächsten Julfest aufbewahrte), deuten darauf hin, daß der brennende Baum ursprünglich als ein Symbol der zu Weihnachten neugebornen Sonne und Naturkraft galt. In den christlichen Zeiten wurde derselbe dann zum Symbol des neugebornen Heils, daher die im germanischen Märchen in der Weihnachtsnacht blühenden Apfelbäume (zur Erinnerung an die durch den Apfelbaum in die Welt gekommene und nun durch den Heiland getilgte Sünde). Die in unserm Jahrhundert stark in Aufnahme gekommene, in den vorhergehenden Jahrhunderten aber nur spärlich zu verfolgende Sitte der Ausschmückung eines Weihnachtsbaums verdrängt neuerdings immer weiter die sonst in Südeuropa üblichen sogen. Krippen (s. d.), Darstellungen der Geburt Christi mit den drei Weisen aus dem Morgenland, und hat seit dem deutschen Krieg selbst in Frankreich Fuß gefaßt. Vgl. Mannhardt, Wald- und Feldkulte, Teil 1 (Berl. 1875).

Weihnachtsinsel (Christmasinsel), 1) eine der Fanninginseln im Stillen Ozean, eine Laguneninsel von 83 km Umfang und 607 qkm (11 QM.) groß, deren Küsten von Riffen umgeben sind. Mehrere große Baien dringen ziemlich tief ein. Der breite Rand um die Lagune besteht aus niedrigen Rücken von Sand, die mit hartem Gras bedeckt sind; an der Westküste finden sich auch Palmen, aber nirgends Trinkwasser. Die Insel ist daher auch unbewohnt. Die Lagune ist seicht und voll von Sandbänken, hat im westlichen Teil aber guten Ankergrund. Die Insel wurde im März 1888 von England in Besitz genommen. – 2) Isolierte Insel im Indischen Ozean, 400 km südlich von der Westspitze Javas, unter 10° 30′ südl. Br. und 105° 30′ östl. L. v. Gr., etwa 15 km lang und breit und 350 m hoch. Sie besteht fast ganz aus Korallenfels, ist aber trotzdem mit riesigen Bäumen und Sträuchern bedeckt, doch nur von Seevögeln bewohnt. Wegen der sie umgürtenden Korallenriffe ist sie nur an der Nordwestseite zugänglich. Die Insel wurde durch Verordnung vom 9. Jan. 1889 mit der Kolonie Straits Settlements vereinigt.

Weihnachtsrose, s. v. w. Helleborus niger oder Anastatica.

Weihnachtsschwestern (Sœurs de la Nativité), 1813 zu Valence gestifteter und in Südfrankreich verbreiteter Orden, bestimmt, armen Mädchen unentgeltlichen Unterricht in den Elementarkenntnissen und weiblichen Arbeiten zu erteilen.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 486. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0486.jpg&oldid=- (Version vom 30.5.2021)