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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16

und es dann ebenfalls mit flüssigen Substanzen in Leuchtgas verwandeln. Auch kann man gepulverte Kannel- oder Bogheadkohle durch den Trichter J dem heißen W. entgegen einlaufen lassen, um Leuchtgas zu erzeugen etc.; ja, man würde fast reines Wasserstoffgas erzeugen können, wenn man das feuerfeste Material aus den Kammern C und E entfernt und durch Eisen ersetzt. Der Ofen wird wie gewöhnlich angefeuert, so daß das Eisen zur Rotglut gelangt. Läßt man dann Wasserdampf in dasselbe einströmen, so gibt dieses seinen Sauerstoff an das Eisen ab, und der frei gewordene Wasserstoff entweicht durch die glühenden Kohlen in B etc.

Stockholmer Versuche haben ergeben, daß bei diesem Verfahren volle drei Viertel des Rohmaterials aus geringwertigen Brennstoffen, pulverförmigem Abfall etc., bestehen können, wogegen ein Viertel gute Stückkohle oder Stückkoks genommen werden muß, ferner, daß aus 1000 kg Kohle 1416 cbm Gas erhalten werden können. Stärkerer Wassergehalt des Rohmaterials setzt das Resultat herab, die aus dem Ofen abziehenden heißen Gase bieten indes gute Gelegenheit zum Trocknen des Materials. Ein großer Doppelofen mit einer Produktion von 400–500,000 Kubikfuß in 24 Stunden kann durch drei Arbeiter bei Tag und drei bei Nacht bedient werden. Die Unterhaltungskosten sind im Gegensatz zu den alten Gaswerken sehr klein. Bei Anwendung des Wassergases zum Kochen wurde 1 Lit. Wasser von 15° durch 2 Kubikfuß Gas zum Sieden erhitzt und durch weitere 3 Kubikfuß eine Stunde lang siedend erhalten. Dasselbe Resultat konnte nur mit 11,4 Pfd. Birkenholz erzielt werden. Zusammensetzung aus verschiedenem Material erhaltenen Wassergases:

Rohmaterialien Volumenprozente
Kohlen­säure Kohlen­oxyd Wasser­stoff Äthy­len Luft
Anthracit 2,05 35,38 52,76 4,11 5,20
Englische Ofenkoks 4,00 40,00 49,00 6,00 1,00
Kohle aus Höganäs 2,6 34,8
59,6
3,0
Anthracit aus Wales 3,6 34,1 61,3 1,0
1/4 Koks, 3/4 trockner Torf 7,0 35,5 57,0 0,5
1/4 Koks, 3/4 nasser Torf 9,0 33,4 57,1 0,5
1/4 Koks, 3/4 Newcastler Kohlenstaub 6,8 35,0 57,2 1,0

Das W. ist zwar keineswegs gesundheitsschädlicher als Leuchtgas, aber es ist gefährlicher, weil es nicht wie dieses seine Gegenwart durch den Geruch anzeigt. Aus undichten Rohrleitungen kann hinreichend W. ausströmen, um eine Vergiftung herbeizuführen, ohne daß man eine Gefahr ahnt. Es ist deshalb vorgeschlagen worden, das Gas mit einem Riechstoff zu imprägnieren. Vgl. Quaglio, W. als Brennstoff der Zukunft (Wiesb. 1880).

Wassergenossenschaften, s. Wasserrecht.

Wassergeschwulst, s. v. w. Ödem (s. d.).

Wassergewebe, s. Hypoderm.

Wasserglas, luftbeständiges, in Wasser lösliches kieselsaures Alkali. Man unterscheidet Kali-, Natron- und Doppelwasserglas und erhält diese Präparate durch Zusammenschmelzen von Quarzsand oder Quarzpulver mit kohlensaurem Kali, resp. kohlensaurem Natron oder mit einem Gemisch von kohlensaurem Kali und Natron, stets unter Zusatz von wenig Holzkohlenpulver. Man schmelzt in Häfen oder in einem vertieften Flammenofenherd und schöpft das fertige W. in Wasser, um es leichter pulvern zu können. Es gleicht völlig dem gewöhnlichen Glas, ist aber in Wasser löslich und hat daher seinen Namen. Es kommt in fester Form oder als sehr konzentrierte Lösung mit 33 oder 66 Proz. W. in den Handel. Die Darstellung der Lösung gelingt am leichtesten unter Druck im Dampfkochtopf. Direkt erhält man eine solche Lösung aus Natronlauge und Feuersteinpulver unter einem Druck von 6–8 Atmosphären; viel leichter löst sich aber die Infusorienerde. Entfärben kann man dies W. durch Zusatz von etwas Kalk und Abgießen von dem entstandenen Niederschlag. Da das W. durch die Kohlensäure der Luft unter Abscheidung von Kieselsäure zersetzt wird, so muß es in verschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden. Man benutzt es in der Stereochromie, sehr allgemein als bindendes Mittel, gleichsam als mineralischen Leim, es gibt mit Kreide und noch mehr mit Dolomit eine sehr kompakte, fast marmorharte Masse, ebenso mit phosphorsaurem Kalk, Ätzkalk, Zinkoxyd und Magnesia. Sehr wichtig ist die Benutzung des Wasserglases zur Darstellung künstlicher Steine. Vielfach dient es zum Anstrich von Steinen und Mörtelwänden, zur Darstellung von Zementen und künstlichen Steinen, als Kitt für Steine, Glas, Porzellan, als Schutzmittel gegen das Feuer, indem man damit Holz, Leinwand, Papier etc. anstreicht (hierbei kann man auch feuerfeste Körperfarben, wie Thon, Kreide, Knochenerde, Glaspulver, gepulverte Schlacken, Feld- und Flußspat, zusetzen). Holz wird durch wiederholten Wasserglasanstrich vor Schwamm und Wurmfraß geschützt. Auch als Schlichte, im Zeugdruck, zu Glasuren, zum Reinigen des Wassers in der Glas- und Papierfabrikation (zum Bleichen und als Wasserglasharzleim), als Surrogat und Zusatz zu Seifen etc. wird W. benutzt. Es wurde 1818 von Fuchs entdeckt und zuerst 1823 beim Bau des Münchener Theaters im großen angewandt. Vgl. Creuzberg, Anleitung zum Gebrauch des Wasserglases (Münch. 1864); Zwick, Das W. (Zürich 1877); Krätzer, W. und Infusorienerde (Wien 1886).

Wasserhafer, s. v. w. Zizania.

Wasserhaltung, Inbegriff der Mittel und Arbeiten, die Grubenbaue von Wasser freizuhalten (Wasserlosung), resp. von eingedrungenem Wasser freizumachen, sei es durch natürliche Mittel (Stollen, Strecken, Röschen), sei es durch künstliche, durch Wasserhaltungsmaschinen, Verbindungen von Motoren mit Pumpen. Vgl. Bergbau, S. 729.

Wasserhammer, s. Sieden.

Wasserhanf, s. v. w. Eupatorium cannabinum.

Wasserhebemaschinen,[WS 1] mechanische Vorrichtungen, welche dazu dienen, Wasser (oder eine andre Flüssigkeit) entweder in die Höhe zu treiben, oder in ein Gefäß mit starkem innern Druck (z. B. Dampfkessel) zu pressen. S. die Artikel: Feuerspritzen, Injektor, Höllsche Luftmaschine,[WS 2] Hydraulischer Widder, Paternosterwerke, Pulsometer, Pumpen, Pumprad, Schöpfräder, Schwingbaum, Spiralpumpe, Strahlapparate, Syphonoid, Trommelrad, Wasserschnecke, Wurfräder, Wurfschaufel. Geschichte der W.: Die Verwendung der W. für die verschiedensten Bedürfnisse des menschlichen Lebens hat schon in der ältesten Zeit da stattgefunden, wo man bemüht war, das Pflanzenwachstum durch Bewässerung zu vermehren. Die Bewässerungsmaschine der alten Ägypter scheint ausschließlich der Schwingbaum gewesen zu sein (Fig. 1, S. 422), der am Nil jetzt noch zu gleichem Zweck verwendet wird. Auch in China ist derselbe seit den ältesten Zeiten zur Verwendung gekommen, gleichzeitig aber auch Paternosterwerke und Schöpfräder, spezifisch chinesische Erfindungen. Die Erfindung der Wasserschnecke (archimedische Schraube) wird Archimedes

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe auch Wasserhebemaschine (Band 19).
  2. Dieses Stichwort ist nicht vorhanden.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 421. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0421.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2022)