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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16

hartes W. weich zu machen. Gipsreiches W. versetzt man mit Sodalösung, von welcher meist auch ein kleiner Überschuß nicht schadet; der durch dieselbe gefällte kohlensaure Kalk lagert sich leicht ab. Enthält das W. hauptsächlich doppeltkohlensauren Kalk, so wird es schon durch Aufkochen weich; wo letzteres nicht anwendbar ist, setzt man Kalkmilch zu, nachdem man zuvor ermittelt hat, wieviel davon erforderlich ist, um mit dem doppeltkohlensauren Kalk einfach kohlensauren Kalk zu bilden. Der Niederschlag scheidet sich in 24 Stunden ab; wenn man aber zunächst einen Überschuß von Kalkmilch zusetzt und dann noch eine entsprechende Menge des kalkhaltigen Wassers, so findet die Abscheidung des Kalks viel schneller statt. Auch Wasserglas ist zum Weichmachen des Wassers angewandt worden. Über die Reinigung des Wassers zur Vermeidung der Kesselsteinbildung in Dampfkesseln s. Kesselstein. Ganz reines W. erhält man nur durch Destillation. Man verwendet reines Brunnenwasser und setzt, um eine Verunreinigung des destillierten Wassers durch Ammoniak zu vermeiden, auf je 1 Lit. etwa 1 g oder so viel Alaun zu, daß das W. schwach sauer reagiert. Das zuerst übergehende Destillat verwirft man wegen seines Gehalts an Kohlensäure. Von 3 Teilen Brunnenwasser sind 2 Teile destilliertes W. zu gewinnen. Enthält das Brunnenwasser organische Substanzen, so färbt man es schwach mit übermangansaurem Kali, säuert es nach 24 Stunden mit Alaun an und destilliert. Zum Auffangen des Destillats ist stets eine Flasche, nie ein offener Topf zu benutzen. Das aus Dampfheizungen kondensierte W. ist stets unrein. Man benutzt destilliertes W. in der Photographie, in der Pharmazie und in der chemischen Industrie, in manchen Ländern und auf der See wird ungenießbares W. destilliert, um gutes Trinkwasser zu erhalten. Meerwasser ist auf keine andre Weise brauchbar zu machen. Für diese Zwecke sind besondere Apparate konstruiert worden, und das destillierte W. wird mit Luft imprägniert, um ihm den faden Geschmack zu nehmen.

W., eins der vier Elemente des Aristoteles, wurde von Thales (600 v. Chr.) als das einzige wahre Element bezeichnet, aus dem alle andern Körper entstehen. Die Wolken wurden nach Plinius durch eine Verdickung der Luft gebildet, und noch Newton hielt den Wasserdampf für der Luft wenigstens sehr nahestehend. Auch die Verwandlung des Wassers in feste Körper wurde vielfach behauptet. Noch Boyle, Newton, Leibniz u. a. sahen den Quarz als kristallisiertes W. an; diese Umwandlung des Wassers in Bergkristall sollte durch starke Kälte oder, wie Diodor (30 v. Chr.) meinte, durch Einwirkung des himmlischen Feuers geschehen. Im 16. Jahrh. trat Agricola diesen Ansichten entgegen; aber noch Boyle und Marggraf behaupteten, daß aus reinem W. bei fortgesetzter Destillation Erde entstehe, und erst Lavoisier bewies das Irrtümliche dieser Ansicht. Aber auch dieser hielt das W. noch für unzerlegbar, und Macquer nannte es unveränderlich und unzerstörbar. Da zeigte Cavendish 1781, daß beim Verbrennen von Wasserstoff in atmosphärischer Luft W. gebildet wird, dessen Gewicht dem der verzehrten Luftarten gleich ist. Watt sprach 1783 zuerst aus, W. sei ein zusammengesetzter Körper, und Lavoisier bewies dann, daß es aus Wasserstoff und Sauerstoff besteht. Die quantitative Zusammensetzung des Wassers wiesen Humboldt und Gay-Lussac 1805 nach. Vgl. Ludwig, Die natürlichen Wässer (Erlang. 1862); Roßmäßler, Das W. (3. Aufl., Leipz. 1875); Pfaff, Das W. (2. Aufl., Münch. 1878); Lersch, Hydrochemie (2. Aufl., Berl. 1870); Derselbe, Hydrophysik (2. Aufl., das. 1870); Tyndall, Das W. (deutsch, 2. Aufl., Leipz. 1879); Dove, Kreislauf des Wassers (2. Aufl., Berl. 1874); Reuleaux, Über das W. in seiner Bedeutung für die Völkerwohlfahrt (das. 1871); Reichardt, Grundlagen zur Beurteilung des Trinkwassers (4. Aufl., Jena 1880); Frankland, Über Trinkwasser (im „Bericht über die Entwickelung der chemischen Industrie“, Braunschw. 1875); Fischer, Das Trinkwasser (Hannov. 1873); Derselbe, Chemische Technologie des Wassers (Braunschw. 1880); Wolffhügel, Wasserversorgung (Leipz. 1882); Thiemann und Gärtner, Die chemische Untersuchung des Wassers (Braunschw. 1888); Kirkwood, Filtration des Flußwassers (deutsch, Hamb. 1876); „The reports of the rivers pollution commission“ (Lond. 1869–1874); König, Verunreinigung der Gewässer (Berl. 1887); Gerson, Verunreinigung der Wasserläufe (das. 1889); Ziegler, Analyse des Wassers (Stuttg. 1887).

Wässer, abgezogene (aromatische), s. Ätherische Wässer.

Wasserabscheider, s. Dampfentwässerungsapparate.

Wasserabzapfung, s. Paracentese.

Wasserahorn, s. v. w. Viburnum Opulus.

Wasseralfingen, Dorf im württemberg. Jagstkreis, Oberamt Aalen, am Kocher und an der Linie Kannstatt-Nördlingen der Württembergischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein königliches Eisenhüttenwerk nebst Eisengießerei, Maschinenfabrik und Walzwerk, eine Dampfziegelei, Fabrikation von künstlichen Bausteinen und Wichse und (1885) 3661 Einw.

Wasseramsel, s. Wasserstar.

Wasseraufzüge, s. Gichtaufzug.

Wasserbad, in der chem. Technik, s. Bad, S. 225.

Wasserbau umfaßt im weitesten Sinn alle Bauten, welche im Wasser herzustellen sind, im engern Sinne nur diejenigen Bauten, welche zur Benutzung des Wassers oder zur Verhütung von Wasserschaden dienen. Hierher gehören alle Fluß- und Strom-, Seehafen-, Kanal- und Schleusenbauten, Wehr- und Stauanlagen, ferner alle Deichbauten, Ent- und Bewässerungsanlagen, Stadtkanalisationen u. Wasserleitungen, welche zum Teil in den Artikeln Hafen, Kanäle, Schleusen, Wehr, Deich, Entwässerung, Bewässerung, Kanalisation und Wasserleitungen abgehandelt sind. Unter Fluß- und Strombau begreift man speziell alle diejenigen Arbeiten, welche die Benutzung des fließenden Wassers zur Schiffahrt befördern sowie zum Schutz der Ufer gegen Überschwemmungen und Abbrüche dienen. Alle Fluß- und Strombauten beziehen sich daher sowohl auf die Verbesserung der Vorflut, also des Wasserzuflusses von den Seitenterrains zu dem Wasserlauf, sowie auf die Regulierung und Erhaltung des Flußbettes als auch auf die Anlage und Befestigung der Ufer und hängen hauptsächlich von der Richtung und Stärke der Strömung sowie von der Beschaffenheit des Flußbettes und der Ufer ab. Zwischen geraden und parallelen Ufern wird die stärkste Strömung (Stromstrich) sowie die tiefste Stelle des Strombettes (Stromrinne) ganz oder fast in der Mitte liegen. Ist daselbst die der Breite des Stroms entsprechende Tiefe hinreichend, um die Geschiebe des Flusses regelmäßig abzuführen, ohne die Ufer nachteilig anzugreifen, und um eine regelmäßige Schiffahrt zu gestatten, so besitzt der Strom sein Normalquerprofil und fließt im Beharrungszustand. Ist jene Tiefe nicht ausreichend, so erreicht man durch Einengung des Stroms eine größere

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0416.jpg&oldid=- (Version vom 26.1.2023)