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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16

Groß-Leesen bei Danzig, erhielt seine musikalische Ausbildung auf dem Leipziger Konservatorium (1843 bis 1845) und studierte später noch bei Ferd. David Violine sowie bei Hauptmann Komposition. 1846 trat er ins Leipziger Theater- und Gewandhausorchester ein und wurde im Herbst 1850 auf R. Schumanns Veranlassung als Konzertmeister nach Düsseldorf berufen, von wo er 1852 nach Bonn als Direktor eines Gesangvereins sowie der damit in Verbindung stehenden Abonnementskonzerte ging. 1855 wandte er sich nach Dresden, woselbst er hauptsächlich musikschriftstellerisch thätig war, kehrte jedoch 1869 nach Bonn zurück, wo er bis 1884 die Stelle des städtischen Musikdirektors bekleidete. Seit 1888 wirkt er als Lehrer der Musikgeschichte am Konservatorium zu Sondershausen. Seine hervorragendsten schriftstellerischen Arbeiten sind: die Biographie Robert Schumanns (Dresd. 1858; 3. Aufl., Bonn 1880); „Die Violine und ihre Meister“ (Leipz. 1869, 2. Aufl. 1883); „Die Violine im 16. Jahrhundert“ (Bonn 1874); „Geschichte der Instrumentalmusik im 16. Jahrhundert“ (Berl. 1878); „Schumanniana“ (Bonn 1883); „Ludwig van Beethoven“ (Berl. 1887, 2 Bde.); „Das Violoncell und seine Geschichte“ (Leipz. 1889).

Waslui (Vaslui), Kreishauptstadt in Rumänien (Moldau), an der Mündung des Flusses W. in den Berlad anmutig gelegen, Sitz eines Präfekten, eines Tribunals, hat Ruinen eines Palastes Stephans d. Gr., der öfters hier residierte und 1472 die Kirche St. Johannes des Täufers erbaute, und 6419 Einw.

Wasmes (spr. wahm), Gemeinde im Arrondissement Mons der belg. Provinz Hennegau, Landschaft Borinage, an der Bahnlinie Mons-Quiévrain, mit bedeutenden Kohlenwerken und (1888) 12,908 Einw.

Wassailbowle (spr. ŭóssilbōle), die altengl. Weihnachtsbowle, welche, mit einem Kranz von Epheu oder Stechpalme geschmückt, unter Absingung von Weihnachtsliedern feierlichst aufgetragen und getrunken wird. Sie wird bereitet aus versüßtem und gewürztem Portwein, Sherry oder Madeira, gewöhnlich halb mit Weißwein gemischt, welcher gekocht und mit schaumig geschlagenem Eidotter und mit Eiweißschnee vermischt wird. In die fertige Bowle werden gebratene Äpfel hineingelegt.

Wassala (Wassulu, Quasselou), Landschaft im nordwestlichen Afrika, östlich von Futa Dschallon, südlich von Segu und am obern Niger gelegen, ist fruchtbar und reichbewässert und wird von Fulbe bewohnt, welche Viehzucht, Baumwollbau, Baumwollweberei und Waffenfabrikation treiben. Die Städtebewohner sind Mohammedaner.

Wasselnheim, Stadt und Kantonshauptort im deutschen Bezirk Unterelsaß, Kreis Molsheim, an der Mossig und der Eisenbahn Schlettstadt-Zabern, hat eine Simultankirche, eine Realschule, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Wollspinnerei, Fabrikation von Strumpf- und Baumwollwaren und Seife, Bleicherei, Ziegel- und Kalkbrennerei, Gerberei, Säge-, Mahl- und Lohmühlen, bedeutende Steinbrüche, Bierbrauerei, Getreide-, Holz- und Weinhandel und (1885) 3831 meist kath. Einwohner. Vgl. Fischer, Das ehemalige Amt W. (Straßb. 1871).

Wasser H2O findet sich im flüssigen und starren Zustand (als Eis) allgemein verbreitet in der Natur, gasförmig in der Atmosphäre, ferner als Hauptbestandteil des Pflanzen- und Tierkörpers und, chemisch gebunden, auch in vielen Mineralien. Wegen seines großen Lösungsvermögens ist aber das in der Natur vorkommende W. niemals rein und kann nur durch Destillation von den darin enthaltenen festen Stoffen und Gasen gereinigt werden. W. entsteht bei direkter Verbindung von Wasserstoff mit Sauerstoff (s. Wasserstoff), ebenso bei Oxydation wasserstoffhaltiger Körper (z. B. beim Verbrennen unsrer Heiz- und Leuchtmaterialien), bei Reduktion von Oxyden mit Wasserstoff und bei vielen andern chemischen Prozessen. Reines W. besteht aus 2 Gewichtsteilen (2 Atomen) Wasserstoff und 16 Gewichtsteilen (1 Atom) Sauerstoff oder aus 2 Volumen Wasserstoff und 1 Volumen Sauerstoff, welche sich zu 2 Volumen Wassergas verdichten; 100 Teile W. enthalten 11,136 Proz. Wasserstoff und 88,864 Proz. Sauerstoff, W. ist geruch- und geschmacklos, in mehr als 2 m dicker Schicht bläulich. Bei 0° ist es 773mal, bei 15° 819mal schwerer als Luft von derselben Temperatur. Das spezifische Gewicht des Wassers wird bei Angabe der spezifischen Gewichte fester und flüssiger Körper = 1 gesetzt. W. besitzt ein Maximum der Dichtigkeit bei 4° (genauer bei 3,945°); bei dieser Temperatur wiegt also 1 ccmg und 1 Liter 1 kg. Folgende Tabelle zeigt die Dichten und Volumen des Wassers nach den Bestimmungen von Rosetti:

Tempera­tur Dichte
bei 0° = 1
Volumen
bei 0° = 1
Dichte
bei 4° = 1
Volumen
bei 4° = 1
−10° 0,998274 1,001729 0,998145 1,001858
−8 0,998814 1,001191 0,998685 1,001317
−6 0,999247 1,000756 0,999118 1,000883
−4 0,999584 1,000416 0,999455 1,000545
−2 0,999832 1,000168 0,999703 1,000297
0 1,000000 1,000000 0,999871 1,000129
1 1,000057 0,999943 0,999928 1,000072
2 1,000098 0,999902 0,999909 1,000031
3 1,000120 0,999880 0,999991 1,000009
4 1,000129 0,999871 1,000000 1,000000
5 1,000119 0,999881 0,999990 1,000010
6 1,000099 0,999901 0,999970 1,000030
7 1,000062 0,999938 0,999933 1,000067
8 1,000015 0,999985 0,999886 1,000114
9 0,999953 1,000047 0,999824 1,000176
10 0,999876 1,000124 0,999747 1,000253
12 0,999678 1,000322 0,999549 1,000451
14 0,999429 1,000572 0,999299 1,000701
16 0,999131 1,000870 0,999002 1,000999
18 0,998782 1,001219 0,998654 1,001348
20 0,998388 1,001615 0,998259 1,001744
22 0,997953 1,002049 0,997826 1,002177
24 0,997495 1,002511 0,997367 1,002641
25 0,997249 1,002759 0,997120 1,002888
30 0,995894 1,004123 0,995765 1,004253
35 0,994310 1,005720 0,994180 1,005860
40 0,992480 1,007570 0,992350 1,007700
50 0,988330 1,011810 0,988200 1,011950
60 0,983510 1,016770 0,983380 1,016910
70 0,978070 1,022430 0,977940 1,022560
80 0,972060 1,028740 0,971940 1,028870
90 0,965680 1,035540 0,965560 1,035670
100 0,958780 1,043000 0,958650 1,043120

Über das Gefrieren des Wassers s. Eis. W. ist fast ein Nichtleiter der Elektrizität und leitet auch die Wärme sehr schlecht. Die Wärmekapazität des Wassers bei verschiedenen Temperaturen nach Bestimmungen von Regnault zeigt nachstehende Tabelle (S. 413). Zum Erwärmen von 1 kg W. von 0° auf 1° ist also 1 Wärmeeinheit erforderlich, während z. B. 1 kg Quecksilber hierzu nur 0,033 Wärmeeinheiten bedarf. Diese große Wärmekapazität des Wassers spielt im Naturhaushalt eine wichtige Rolle und macht das W. auch sehr geeignet zur Abkühlung und zur Übertragung der Wärme bei Warmwasserheizungen etc. W. zeigt sehr wenig Komprimierbarkeit: dieselbe beträgt für 1 Atmosphäre bei 0° = 0,0000503, bei 53° nur 0,000041. Beim Stehen an der Luft verdunstet das

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0412.jpg&oldid=- (Version vom 25.1.2023)