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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16

genannt) ein, welche mit ihren Plafondgemälden, Spiegeln, Säulen, Pilastern etc. einen imposanten Eindruck macht. Nächst dieser Galerie verdienen die Galerie des batailles, das Oeil de Boeuf, die Kapelle, das Theater etc. Erwähnung. Der Park selbst, terrassenförmig ansteigend, macht, wenn auch in dem steifen Stil jener Zeit gehalten, doch mit seinen Blumenbeeten, Rasenteppichen, seiner Orangerie, seinen Bassins und Springbrunnen und den zahlreichen Bildwerken einen großartigen Eindruck (vgl. den Plan).

Maßstab 1:20,000
Plan der Gärten von Versailles.

Die Stadt hat 8 Kirchen, darunter eine Kathedrale, eine reformierte und eine anglikanische Kirche, Fabrikation von Uhren, Waffen, Werkzeugen, Eisen- und Kupfergeräten, Kaschmirshawls, Baumwollenstoffen etc. und (1886) 38,543 (als Gemeinde 49,852) Einw. Sie hat ein theologisches Seminar, ein Lyceum, eine Normalschule, eine Stadtbibliothek (60,000 Bände), mehrere gelehrte Gesellschaften und ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs, eines Assisenhofs, eines Tribunals erster Instanz und eines Handelsgerichts. V. ist der Geburtsort Ludwigs XV., XVI. und XVIII., der Generale Berthier und Hoche, des Abbé de l’Epée, der Schauspielerin Mars u. a. Im Park von V. liegen die Lustschlösser Groß- und Klein-Trianon (s. d.). In V. ward 3. Sept. 1783 der Friede zwischen Frankreich und Nordamerika einerseits und England anderseits geschlossen. Am 1. Juli 1815 fand hier ein Gefecht zwischen den Preußen und Franzosen statt. Vom 5. Okt. 1870 bis 13. März 1871 war V. Sitz des großen Hauptquartiers der deutschen Armeen, und 18. Jan. 1871 ward hier in der Spiegelgalerie des Schlosses der König Wilhelm I. von Preußen zum deutschen Kaiser proklamiert. Die Friedenspräliminarien wurden 26. Febr. 1871 in V. unterzeichnet. Am 10. März 1871 verlegte die Nationalversammlung den Regierungssitz von Bordeaux nach V.; erst 1879 wurde er wieder nach Paris verlegt. Vgl. Eckard, Recherches historiques sur V. (Par. 1836); Laborde, V. ancien et moderne (das. 1840); Gavard, Galeries historiques de V. (das. 1837–44, 13 Bde., mit 1550 Tafeln; Supplement 1847–49), 6 Bde.); Boudin, Histoire généalogique du musée des croisades, palais de V. (das. 1858–66, 4 Bde.); Dussieux, Le château de V. (2. Aufl., das. 1887, 2 Bde.); Bosq, V. et les Trianons (das. 1887); Laurent-Hanin, Histoire municipale de V. (das. 1885 ff.).

Versalĭen (Versalbuchstaben), die großen oder Anfangsbuchstaben, nach ihrer Anwendung bei Versanfängen benannt (MEYER). S. auch Kapitälchen.

Versammlungsrecht, s. Vereinswesen.

Versandsteuer, eine Form der Aufwandsteuer (s. d.); dieselbe wird erhoben, sobald der steuerpflichtige Gegenstand von einem Ort nach einem andern hin verbracht werden soll. Sie kommt insbesondere bei der Weinsteuer (s. d.) in Baden, Elsaß und in Frankreich vor. Bei mehrmaligem Übergang von einer Hand in die andre führt die V. zur Doppelbesteuerung. Um dieselbe zu meiden, werden bestimmte Arten des Transports freigelassen oder auch Großhändlern steuerfreie Einlagerungen zugestanden, damit freilich Schwierigkeit und Kosten der Kontrolle erhöht.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0154.jpg&oldid=- (Version vom 17.10.2021)