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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15

Benedikt T. (Genf 1871), Franz T. (Laus. 1871) und Joh. Alfons T. (das. 1880).

Turris ambulatōria, s. Wandelturm.

Türschmann, Richard, Recitator, geb. 26. Mai 1834 zu Penig in Sachsen, besuchte die Thomasschule und die Universität in Leipzig, ging dann zur Bühne und fand, nachdem er an verschiedenen Orten aufgetreten war, am Hoftheater zu Braunschweig als erster Charakterdarsteller Anstellung. Infolge fast gänzlicher Erblindung warf er sich dann auf die Kunst der dramatischen Recitation, die er seit 1872 mit großem und verdientem Erfolg ausübte. Sein Repertoire umfaßt die Meisterwerke Sophokles’, Shakespeares, Goethes, Lessings etc., die er alle frei aus dem Gedächtnis vorträgt. Seinen Wohnsitz hat T. gegenwärtig in Blasewitz bei Dresden.

Tursellīnus, s. Torsellino.

Tursi, Stadt in der ital. Provinz Potenza, Kreis Lagonegro, Bischofsitz, mit Kathedrale, Baumwollbau und (1881) 3174 Einw.; wurde im 9. Jahrh. von den Arabern erbaut.

Turteltaube, s. Tauben, S. 535.

Turtle (engl., spr. törtl), Schildkröte; Turteltaube.

Turtmanthal, linksseitiges Nebenthal des Rhône in der Schweiz. Der Thalbach, als Abfluß des vom Weißhorn herabsteigenden Turtmangletschers (s. Matterhorn), durchfließt ein hohes, einsames Alpenthal und erreicht den Rhône mit einem 24 m hohen Fall bei dem an der Bahnlinie Bouveret-Brieg liegenden Orte Turtman (Tourtemagne).

Turtur (lat.), Turteltaube.

Turuchansk, Stadt im sibir. Gouvernement Jenisseisk, nahe dem Polarkreis, an der Grenze, wo die Jagd- und Fischervölker Ostjaken, Samojeden und Tungusen aneinander stoßen, hat hölzerne Befestigungen und (1886) 157 Einw., welche Pelzhandel betreiben.

Turzovka, Dorf im ungar. Komitat Trencsin, an der Kisucza, mit (1881) 6952 slawon. Einwohnern.

Tuscaloosa (spr. -lūsa), Stadt im nordamerikan. Staat Alabama, am schiffbaren Black Warrior River, ist Sitz der 1831 gegründeten Universität von Alabama und der Staatsirrenanstalt und hat (1880) 2468 Einw. Bis 1847 war T. Hauptstadt des Staats.

Tuscaróra, nordamerikan. Indianerstamm vom Volk der Irokesen, früher am Tar und der Neuse in Nordcarolina ansässig, wurde 1711 in einen Krieg mit den Kolonisten verwickelt und zog sich infolge dessen ins Innere des Staats New York zurück, wo die Reste des Stammes (1883: 434 Seelen) eine Reservation bewohnen.

Tuscarora-Expedition, s. Maritime wissenschaftliche Expeditionen, S. 257.

Tusch, das weder an Rhythmus noch Melodie gebundene, aber innerhalb eines und desselben Akkords vor sich gehende Durcheinanderblasen der Trompeter und Harmoniemusiker bei Toasten etc. Burschikos (Touche) s. v. w. Beleidigung.

Tusche, Farben zum Kolorieren von Zeichnungen, stimmen in den bessern Sorten mit den Ackermannschen und Le France-Aquarellfarben überein, werden aber auch von sehr viel geringerer Qualität dargestellt. Die Farbkörper werden wenigstens für die bessern Sorten ebenso angerieben wie für die Aquarellfarben und zwar mit einem in Wasser nicht zu schwer löslichen Bindemittel (Leim, Gummi arabikum, Tragant, auch wohl etwas Zucker), dann zum steifen Teig eingetrocknet, geformt, gepreßt und völlig getrocknet. Für jede einzelne Farbe ist Quantität und Beschaffenheit des Bindemittels durch besondere Versuche zu ermitteln. Die chinesische T. (chinesische Tinte), eine schwarze Wasserfarbe, wird in China aus sehr sorgfältig bereitetem Ruß hergestellt, den man aus vorher möglichst entharztem Nadelholz gewinnt und mit 1/10 Ruß aus Sesamöl, auch mit etwas Kampferruß vermischt, mit tierischem Leim bindet und mit Moschus und Kampfer parfümiert. Die im Handel vorkommenden Täfelchen sind mit oft vergoldeten Handelszeichen versehen. Die T. soll um so besser sein, je tiefer sie in Wasser einsinkt; am meisten schätzt man solche, welche auf Papier mit zimtfarbenem Schimmer glänzt.

Tuschen (Tuschmanier, franz. Dessin au lavis), Mittelglied zwischen Zeichnen und Malen, besteht in dem Eintragen der Schatten in eine bloß in den Umrissen angelegte Zeichnung durch allmähliches Überarbeiten mit immer dunklern Farben. Gewöhnlich werden Tuscharbeiten einfarbig ausgeführt, meist schwarz mit chinesischer Tusche, oft auch braun mit Sepia, hin und wieder aber auch bunt. Bei einer getuschten Zeichnung ist hauptsächlich Gewicht auf zarte, genaue Umrisse, weichen, saftigen Schatten, recht rein gehaltene Lichter und markige Drucker in den dunkelsten Stellen zu legen. Die Tuschzeichnung ist gegenwärtig durch die vielseitigere Aquarellmalerei in den Hintergrund gedrängt worden. Vgl. auch Schattierung.

Tuscŭlum, im Altertum Stadt in Latium, im Albanergebirge gelegen, schloß sich nach der Niederlage der Tarquinier am See Regillus um 496 an die Römer an und erhielt 379 römisches Bürgerrecht. Am Latinerkrieg (340–338) beteiligte sich T. gegen Rom, wurde aber nach seiner Besiegung mild behandelt. In der Umgegend lagen seit der letzten Zeit der Republik die Villen vornehmer Römer, z. B. des Lucullus, Jul. Cäsar, Hortensius, Cato, Marius und namentlich Ciceros berühmtes Tusculanum. Im Mittelalter geriet T. mit Rom in heftige Feindschaft, indem es auf seiten der Kaiser stand. Als aber 1191 Papst Cölestin III. und Kaiser Heinrich VI. Frieden schlossen, zerstörten die Römer die Stadt. Ihre Trümmer (Amphitheater, Theater, Burg) liegen östlich oberhalb Frascati. Vgl. Canini, Descrizione del antico T. (Rom 1841).

Tuscumbia, Stadt im nordamerikan. Staat Alabama, unfern des Tennesseeflusses, mit (1880) 1369 Einw.; hier 13. Dez. 1864 Sieg der Unionsarmee über die Konföderierten.

Tuskar, Inselchen mit Leuchtturm im St. Georgskanal an der Südostspitze von Irland, 10 km vom Carnsore Point.

Tusker (Tusci), die alten Bewohner Etruriens (s. d.); daher Tuscia, s. v. w. Etrurien; Tuskisches Meer (Mare Tuscum), s. v. w. Tyrrhenisches Meer.

Tuslü (Tusly), Salzsee im russ. Gouvernement Taurien, Kreis Eupatoria, hat 15 km im Umfang, trocknet im Sommer fast ganz aus und wird zu Salzgewinnung und Schlammbädern benutzt.

Tusnád, Badeort im ungar. Komitat Csik (Siebenbürgen), 656 m hoch, in einer Bergschlucht am Altfluß, mit alkalisch-muriatischen Eisensäuerlingen. In der Nähe der schieferhaltige Berg Büdös (Torjaer Stinkberg) und der St. Annensee.

Tussackgras, s. Festuca.

Tussilāgo Tourn. (Huflattich), Gattung aus der Familie der Kompositen, mit der einzigen Art T. Farfara L. (Brust-, Eselslattich, Roßhuf, Quirinkraut), einer ausdauernden Pflanze mit tief gehendem, kriechendem Wurzelstock, grundständigen, langgestielten, herzförmigen, eckigen, unten dicht- und weißfilzigen Blättern und einzeln endständigen,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 949. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0949.jpg&oldid=- (Version vom 27.3.2021)