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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15

maskiert wird. Ein auf das Schiff lancierter T. wird durch das Netz aufgefangen und kommt nicht in unmittelbarer Nähe der leicht verletzbaren Teile des Schiffsbodens zur Explosion, so daß die Möglichkeit, durch dieselbe zum Sinken gebracht zu werden, nur gering ist. Zum Sperren der Häfen und Reeden mit Minen bedient man sich besonderer Boote, Minenleger und Minenprahme; letztere dienen nur zum Transport, erstere zum Auslegen der Minen, zu welchem Zweck sie Kräne zum Aufhängen der Minen und Anker haben müssen, die in neuerer Zeit meist korrespondierend an beiden Bordwänden stehen, oder man benutzt hierzu das Bugspriet oder auch einen Kranbalken am Heck (Fig. 8). – Über die gegen die Minen anzuwendenden Schutzmittel hat man noch wenig Erfahrungen. Die Leitungsdrähte von elektrischen Minen wird man durch Schleppanker und Dreggen aufzufischen suchen und zerschneiden; man wird Ketten und Taue über den Grund ziehen, um die Minen selbst aufzufischen oder zur Explosion zu bringen, zu welchem Zweck man kleine Boote vorschickt. Der Verteidiger aber wird sich hiergegen dadurch sichern, daß er die Minensperre in den Bereich des wirksamen Geschützfeuers legt und vor dieselbe eine Kettensperre zieht. Hat man von der Lage der Minen Kenntnis, so wird man zwischen dieselben Minen (Gegen- oder Quetschminen) zu legen suchen oder hineintreiben, um durch deren Explosion die Explosion der Sperrminen zu veranlassen. Man glaubt sogar, sich mit schweren Geschossen einen Weg durch die Minensperre erschießen zu können. Auch will man, wie im Rettungswesen, mit einem Geschoß eine Leine über die Sperre schießen und beim Zurückziehen derselben Minen zerstören. Gegen Angriffe mit Spierentorpedos ist die Wachsamkeit der beste Schutz. In den meisten Marinen hat man für den Dienst mit Torpedos besondere Torpedokorps errichtet; in denselben ist der Torpederleutnant ein Verwaltungsoffizier, Obertorpeder und Torpeder sind Deckoffiziere erster und zweiter Klasse, der Obertorpedersmaat ist Sergeant und der Torpedersmaat Unteroffizier. Vgl. „Die Torpedos und Seeminen in ihrer historischen Entwickelung“ (Berl. 1878); „Submarine warfare offensive and defensive“ (New York 1869); „Des explosions au sein de l’eau“ und „Études sur les effets des explosions sous-marines“ in der „Revue maritime“ (Par. 1877); Ehrenkrook, Die Fischtorpedos (Berl. 1878); Derselbe, Geschichte der Seeminen und Torpedos (das. 1878); Sleeman, Torpedoes and Torpedo warfare (2. Aufl., Lond. 1889); „Das Torpedowesen in der deutschen Marine“ (Berl. 1884).

Als Landtorpedos hat man Sprengkörper bezeichnet, wie sie zuerst im nordamerikanischen Bürgerkrieg bei der Verteidigung von Charleston, dann auch 1870 bei der Verteidigung von Paris benutzt wurden, hölzerne oder eiserne, mit Sprengladung versehene und auf Wegen, Defileen etc. oberflächlich in die Erde vergrabene Gefäße, deren Zünder durch den Fuß der darüber hinschreitenden Truppen in Thätigkeit trat. Weitere Ausbildung erhielten die Landtorpedos durch Zubovits. Er konstruierte fliegende Torpedos mit 2 kg Sprenggelatine, die von den Feldtruppen mitgeführt werden, Torpedos für feldmäßige Befestigung mit 10 kg und solche für beständige Befestigungen mit 15–50 kg Sprenggelatine. Seine Tritttorpedos explodieren beim Betreten der Stelle, wo sie vergraben sind, die Berührungstorpedos beim Wegräumen gewisser Hinderungsmittel (zurückgelassene Wagen etc.), Beobachtungstorpedos bringt ein Beobachter mit Hilfe von Abzugsdrähten im geeigneten Moment zum Spielen, während die selbstthätigen Torpedos durch einen uhrartigen Regulator zur bestimmten Zeit zur Explosion gebracht werden. Dies System ist von mehreren Staaten angenommen worden. Lufttorpedos (Aerobomben) sind Luftballons, welche mit Sprengstoffen geladene Gefäße oder Geschosse über eine feindliche Festung tragen und in dieselbe niederfallen lassen sollen.

Torpedobatterie, Kombination mehrerer Unterwasserlancierrohre für Fischtorpedos, welche von zwei fest miteinander verbundenen Pontons aus gleichzeitig gehoben, geladen und unter Wasser gesenkt werden können. Dieselben sind zur Verteidigung von Hafeneinfahrten bestimmt, bis jetzt jedoch noch im Stadium des Versuchs.

Torpedoboot, s. Torpedo, S. 767.

Torpedogranaten, von Krupp für den 21 cm Mörser hergestellte 6 Kaliber lange Gußstahlgranaten, welche eine Sprengladung von 48 kg prismatischen Pulvers aufnehmen; aus ihnen sind die jetzt in allen Artillerien gebräuchlichen Granaten mit brisanter Sprengladung aus Schießwolle, Dynamit, Melinit etc. hervorgegangen, welche aus 15 und 21 cm Mörsern verschossen werden.

Torpīd (lat.), schwer erregbar, empfindungslos.

Tórpor (lat., Torpidität), krankhaft verminderte Erregbarkeit und Beweglichkeit, Stumpfsinn.

Torquātus, s. Manlius 2) und 3).

Torquay (spr. torkíh), Stadt in Devonshire (England), steigt terrassenförmig vom Meer an und wird von belaubten Höhen mit zahlreichen Villen eingefaßt. Es ist eine alte Stadt, wie die Ruine der Torabtei und die Tor Moham-Kirche, beide aus dem 14. Jahrh., beweisen, ist aber erst seit Anfang des 19. Jahrh. als beliebter Badeort wichtig geworden. T. hat einen Kursaal, ein Museum, einen Zufluchtshafen für Jachten und (1881) 24,767 Einw. Dabei Kent’s Hole, eine Höhle, in der zahlreiche Werkzeuge aus der Steinzeit und die Knochen vorweltlicher Tiere gefunden wurden.

Torquemāda (spr. -ke-), 1) Johannes de (Turrecremata), Vertreter des Papalsystems, geb. 1388 zu Valladolid und schon als Knabe dem Dominikanerorden übergeben. Seit 1431 magister sacri palatii in Rom, nahm er an dem Baseler Konzil teil, erklärte sich hier gegen die immaculata conceptio, aber auch gegen den von der Majorität verfochtenen Satz von der Überordnung des Konzils über den Papst. Ihm verlieh für seine dem Stuhl Petri erwiesenen Dienste Eugen IV. den Titel eines „defensor fidei“ sowie den Kardinalshut. Er starb 1468 in Rom. Unter seinen Schriften sind zu nennen: „Quaestiones Evangeliorum de tempore et sanctis“, ein Kommentar zum Dekret Gratians etc. Vgl. Lederer, Der spanische Kardinal Joh. v. T. (Freiburg 1879).

2) Thomas de, span. Generalinquisitor; s. Inquisition, S. 971.

Torquieren (lat.), krümmend drehen (z. B. Tabak); martern, peinigen, plagen.

Torr. et Gray, bei botan. Namen Abkürzung für J. Torrey, Arzt in New York. Gray, s. Gray 6). Flora Nordamerikas.

Torre Annunziāta, Stadt in der ital. Provinz Neapel, Kreis Castellammare, am Golf von Neapel, Knotenpunkt der Eisenbahnen Neapel-Salerno und Cancello-Gragnano, hat bedeutende Fabrikation von Maccaroni, Fischerei, einen Hafen, in welchem 1886: 2566 Schiffe mit 127,904 Ton. einliefen, Ausfuhr von Teigwaren, Mehl und Steinen, Einfuhr von Getreide und Wein und (1881) 20,060 Einw.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 768. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0768.jpg&oldid=- (Version vom 16.11.2022)