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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15

NW., durchzieht unter dem Namen Lippescher Wald den südwestlichen Teil des Fürstentums Lippe, unter dem Namen Osning die Kreise Bielefeld und Halle des preußischen Regierungsbezirks Minden, ferner die Kreise Melle und Iburg des Regierungsbezirks Osnabrück und den Kreis Tecklenburg des Regierungsbezirks Münster und endigt in geringer Höhe im Huxberg bei Bevergern an der Eisenbahnlinie Osnabrück-Rheine und an den großen Mooren der nordwestdeutschen Tiefebene. Meist besteht das Gebirge aus einem einzigen Kamm, doch erscheinen auch mehrere Nebenzüge, besonders in dem mittlern Teil. Tiefe Einschnitte, vom Volk Dören (Thüren) genannt, unterbrechen den Hauptkamm an vielen Stellen, z. B. die Dörenschlucht in Lippe, die Thäler von Bielefeld, Halle, Borgholzhausen, Iburg, Tecklenburg etc. In solchen Thälern wird das Gebirge mehrfach von Eisenbahnen durchschnitten, so von den Linien Hannover-Hamm und Wanne-Bremen. Die wichtigsten Höhen sind außer dem Völmerstod (s. oben): der Barnacken (451 m), die Externsteine (s. d.), die Grotenburg (s. d.) mit dem Hermannsdenkmal und der Hermannsberg (366 m) in Lippe, die Hünenburg (334 m) bei Bielefeld, der Knüllberg bei Borgholzhausen (311 m) und der Dörenberg bei Iburg (363 m). Das Gebirge ist meist mit schönen Laubwaldungen bedeckt und besteht vorzüglich aus den Gesteinen der Kreideformation, denen nördlich und östlich auch die Gesteine der Jura- (Schieferthon der Wälderformation bei Iburg) und Triasformation (Muschelkalk in Lippe) vorgelagert sind. Auf der östlichen und nördlichen Seite des Gebirges breitet sich ein meist recht fruchtbares Hügelland aus, während die entgegengesetzte Seite von den Sand- und Sumpfstrichen der Senne, besonders im Quellgebiet der Lippe und Ems, begleitet wird. Vgl. Löbker, Wanderungen durch den T. (Münst. 1878); Reisehandbücher von Thorbecke (6. Aufl., Detm. 1889) und Fricke (Bielef. 1884).

Der Name T. wird zuerst bei Tacitus genannt u. in die Nähe von Ems und Lippe verlegt; welches Gebirge aber Tacitus gemeint hat, und wo daher der Schauplatz der Schlacht im T., in welcher Arminius an der Spitze der Germanen 9.–11. Sept. im Jahr 9 n. Chr. die drei Legionen des Varus vernichtete, zu suchen ist, bildet eine viel umstrittene und noch heute nicht entschiedene Frage. Gewöhnlich wird als Ort des Kampfes der Teil des Osning angenommen, welcher von den beiden Pässen eingeschlossen ist, die von der Lippe bei Neuhaus und Lippspringe durch die Dörenschlucht und unter dem Falkenberg hin durch das Gebirge führen. Mommsen (s. unten) verlegt ihn nach der Venne an der Huntequelle nördlich von Osnabrück. Vgl. Clostermeier, Wo Hermann den Varus schlug (Lemgo 1822); Giefers, De Alisone deque cladis Varianae loco (Kref. 1844); Middendorf, Über die Gegend der Varusschlacht (Münst. 1868); Dederich, Kritik der Quellenberichte über die Varianische Niederlage im T. (Paderb. 1868); Esselen, Das römische Kastell Aliso und Ort der Niederlage des römischen Heers unter Q. Varus (Hamm 1878); Hülsenbeck, Die Gegend der Varusschlacht (Paderb. 1878); Mommsen, Die Örtlichkeit der Varusschlacht (Berl. 1885); Veltman, Funde von Römermünzen im freien Germanien und die Örtlichkeit der Varusschlacht (Osnabr. 1886); Neubourg, Die Örtlichkeit der Varusschlacht (Detm. 1887); Höfer, Die Varusschlacht, ihr Verlauf und ihr Schauplatz (Leipz. 1888); Knoke, Die Kriegszüge des Germanicus in Deutschland (Berl. 1887, Nachtrag 1888).

Teutōna, Waffe, s. Keule.

Teutōnen (Teutoni, Teutones), ein durch seine Teilnahme am Zug der Cimbern berühmt gewordenes Volk in Germanien, dessen Wohnsitze an der Küste der Ostsee in Jütland und den dänischen Inseln zu suchen sind. Sie wurden 102 v. Chr. bei Aquä Sextiä vernichtet. Ein Teil des Volkes blieb im Norden zurück; ihr Name Teutonovarier hat sich im Namen der Landschaft Ditmarschen erhalten. S. Cimbern und Teutonen.

Teutsch, Georg Daniel, Bischof der Siebenbürger Sachsen, geb. 12. Dez. 1817 zu Schäßburg, studierte in Wien und Berlin Theologie und Geschichte, ward 1842 Lehrer und 1850 Rektor des Gymnasiums in Schäßburg, 1863 Pfarrer zu Agnethlen und 1867 Superintendent oder Bischof der evangelischen Landeskirche Augsburger Bekenntnisses in Siebenbürgen und wohnt in Hermannstadt. 1848 und 1863–64 war er Mitglied des Siebenbürger Landtags, 1864 bis 1865 des österreichischen Reichsrats und 1867 des ungarischen Reichstags; seit 1885 ist er Mitglied des ungarischen Oberhauses. Er förderte das kirchliche und geistige Leben der Siebenbürger Sachsen mit Eifer und Erfolg, ist Präses des Vereins für siebenbürgische Landeskunde und schrieb eine „Geschichte der Siebenbürger Sachsen“ (2. Aufl., Leipz. 1874; 2 Bde.). Auch ist er Mitherausgeber des „Urkundenbuchs der evangel. Landeskirche in Siebenbürgen“.

Tevĕre, ital. Name des Tiber.

Teverōne, Fluß, s. Anio.

Tewfik (eigentlich Taufik) Pascha, Mehemed, Chedive von Ägypten, geb. 1852, ältester Sohn Ismail Paschas, erhielt eine ziemlich gute Erziehung und ward 1866 vom Sultan als Thronfolger anerkannt. Seit 1873 mit der Prinzessin Emineh vermählt (einen Harem hielt sich T. nie), lebte er meist in Zurückgezogenheit auf seinem Landgut bei Heliopolis. Erst 1879 trat er in die Öffentlichkeit, als ihn Ismail im März d. J. nach der Entlassung Nubars an die Spitze des Ministeriums stellte. Da er sich aber den Wünschen seines Vaters nicht willfährig genug erwies, mußte er nach vier Wochen wieder von seinem Posten zurücktreten. Am 8. Aug. d. J. ernannte ihn der Sultan an Stelle seines abgesetzten Vaters zum Chedive; er entzog ihm anfangs durch Aufhebung des Fermans von 1873 wesentliche Regierungsrechte, gab sie ihm aber auf Verlangen der Westmächte später wieder zurück. T. hatte die ernste Absicht, die Mißbräuche und Schäden in der Verwaltung des Landes zu beseitigen, gab aber, um die finanziellen Verpflichtungen Ägyptens zu regeln, den von England und Frankreich gesandten Kontrolleuren zu viel Macht, so daß die rücksichtslose Ausbeutung des Volkes zu gunsten der fremden Gläubiger 1881 Militäraufstände verursachte. T. zeigte sich dem Haupte der Nationalpartei, Arabi Pascha, gegenüber schwach und energielos, so daß er 1882 alle Macht an diesen verlor und erst durch die englische Intervention in seine Herrschaft wieder eingesetzt werden mußte. Er ist seitdem ganz von England abhängig.

Tewkesbury (spr. tjuhksbĕrĭ), Stadt in Gloucestershire (England), am Zusammenfluß des Avon und des Severn, hat eine normännische Abteikirche, Fabrikation von Stiefeln, Strumpfwaren, Nägeln, Leder etc., eine schöne Markthalle und (1881) 5100 Einw. 1 km südlich davon die „blutige Wiese“, wo 1471 die letzte Schlacht im Krieg der Rosen stattfand.

Texas (abgekürzt Tex.), der südwestlichste und größte Staat der nordamerikan. Union, grenzt im O. an Louisiana und Arkansas, im N. an das Indianerterritorium und Neumexiko, im W. und S. an Mexiko

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 614. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0614.jpg&oldid=- (Version vom 10.10.2021)