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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15

Stollhofen, Dorf im bad. Kreis Baden, unweit des Rheins, hat (1885) 1139 Einw., ehemals Mittelpunkt der Stollhofer Linien, die, jetzt vollständig verschwunden, im spanischen Erbfolgekrieg vom Markgrafen Ludwig von Baden bis zu seinem Tod (1707) behauptet, nachher von den Franzosen genommen wurden.

Stolnik (russ.), Titel eines Hofbeamten im moskowitischen Großfürsten- und Zartum; Truchseß.

Stolo (lat.), in der Botanik s. v. w. Ausläufer (s. d.).

Stolp, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Köslin, an der Stolpe, Knotenpunkt der Linien Stargard i. P.-Zoppot und Neustettin-Stolpmünde der Preußischen Staatsbahn, 35 m ü. M., hat 3 evang.

Wappen von Stolp.

Kirchen (darunter die Marienkirche mit hohem Turm und die im 13. Jahrh. erbaute Schloßkirche), eine altlutherische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein altes Schloß und (1885) mit der Garnison (3 Eskadrons Husaren Nr. 5) 22,442 Einw. (darunter 542 Katholiken und 867 Juden), welche Eisengießerei und Maschinenbau, Tabaks-, Zigarren-, Bernsteinwaren und Lederfabrikation, Wollspinnerei, Dampftischlerei, Ziegelbrennerei, Lachsfischerei etc. betreiben; auch hat S. 2 große Mahl- und 5 Sägemühlen. Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, ist lebhaft in Getreide, Vieh, Spiritus, Holz, Fischen und Gänsen. S. ist Sitz eines Landgerichts, zweier Oberförstereien, einer Mobiliar-Brandversicherungsgesellschaft und hat ein Gymnasium, verbunden mit Realprogymnasium, ein Fräuleinstift, ein Invalidenhaus, ein Krankenhaus, ein Militärlazarett und 2 Hospitäler. Zum Landgerichtsbezirk S. gehören die sieben Amtsgerichte zu Bütow, Lauenburg, Pollnow, Rügenwalde, Rummelsburg, Schlawe und S.

Stolpe, Küstenfluß in Hinterpommern, entspringt aus dem Stolper See im Regierungsbezirk Danzig, nimmt die Bütow, Kamenz und Schottow auf, ist flößbar und mündet nach einem Laufe von 150 km bei Stolpmünde in die Ostsee.

Stolpen, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Pirna, an der Wesenitz und der Linie Neustadt-Dürrröhrsdorf der Sächsischen Staatsbahn, auf steilem Basaltberg, hat ein Amtsgericht, ein dreitürmiges altes Schloß, in welchem die Gräfin Cosel (s. d.) 1716–65 gefangen saß, Messerfabrikation und (1885) 1367 Einw.

Stolpmünde, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Köslin, Kreis Stolp, an der Mündung der Stolpe in die Ostsee und an der Linie Neustettin-S. der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, eine Navigationsvorschule, ein Seebad, 2 Dampfschneidemühlen, Schiffahrt, Holz- und Spiritushandel und (1885) 1974 fast nur evang. Einwohner. Vgl. Zessin, Das Ostseebad S. (Stolp 1885).

Stoltze, Friedrich, Frankfurter Dialektdichter, geb. 21. Nov. 1816 zu Frankfurt a. M., ward von seinem Vater zum Kaufmannsstand bestimmt, verließ diesen aber nach des Vaters Tod, um sich den schönen Wissenschaften zuzuwenden, und ließ sich nach mehrfachen Reisen als Schriftsteller in seiner Vaterstadt nieder, wo er von 1852 an die im Dialekt geschriebene „Frankfurter Krebbelzeitung“ und daneben seit 1860 mit dem Maler Schalk die „Frankfurter Laterne“ herausgab, die beide 1866 bei der Besetzung Frankfurts durch die Preußen unterdrückt wurden. S. lebte seitdem in Stuttgart, dann in der Schweiz, kehrte aber nach erfolgter Amnestie nach Frankfurt zurück, wo er die Redaktion der „Frankfurter Laterne“ von neuem übernahm. Er veröffentlichte: „Skizzen aus der Pfalz“ (Frankf. 1849); „Gedichte in hochdeutscher Mundart“ (das. 1862); „Gedichte in Frankfurter Mundart“ (das. 1865, 6. Aufl. 1883; 2. Bd., 1884); „Novellen und Erzählungen in Frankfurter Mundart“ (das. 1880–85, 2 Bde.) u. a.

Stolz kommt mit der Eitelkeit (s. d.) darin überein, daß er, wie diese, als Wirkung des Ehrtriebs auf den Besitz persönlicher Vorzüge Wert legt, unterscheidet sich aber von dieser dadurch, daß dieselben nicht eben durchaus unbedeutende oder gar nur vermeintlich besessene (wirkliche oder vermeintliche körperliche Schönheit u. dgl.) Güter sind, sondern wahre und thatsächlich besessene, sogar sittlich wertvolle Güter (Charakterfestigkeit, wissenschaftliche oder künstlerische Leistungsfähigkeit u. dgl.) sein können. Geht derselbe so weit, daß er, um sich zu behaupten, lieber äußere Vorteile opfert, so heißt er edler S. Überschätzt er seinen Wert oder läßt sich durch das Gefühl desselben zur Geringschätzung andrer verleiten, so geht er in Hochmut (wie die Eitelkeit in gleichem Fall in Hoffart) über.

Stolz, Alban, bekannter kathol. Theolog, geb. 8. Febr. 1808 zu Bühl im Badischen, ward 1833 zum Priester geweiht und gab seit 1843, wo er Repetent am theologischen Konvikt zu Freiburg i. Br. wurde, den vielgelesenen „Kalender für Zeit und Ewigkeit“ heraus. Seit 1848 war er Professor der Pastoraltheologie und Pädagogik an der theologischen Fakultät. Mehr jedoch wirkte er durch eine Unzahl von asketischen und kirchenpolitischen Schriften, wie er denn überhaupt als der originellste und fruchtbarste aller populären Vertreter des deutschen Ultramontanismus gelten darf. Er starb 16. Okt. 1883. Von größern Werken sind anzuführen: „Spanisches für die gebildete Welt“ (8. Aufl., Freiburg 1885); „Besuch bei Sem, Ham und Japhet“ (5. Aufl., das. 1876), beides Reisefrüchte. Die meisten seiner zahlreichen Schriften (gesammelt, Freiburg 1871–87, 15 Bde.) wurden in fremde Sprachen übersetzt. Vgl. Hägele, Alban S. (3. Aufl., Freiburg 1889).

Stolze, Heinrich August Wilhelm, Begründer des nach ihm benannten stenographischen Systems, geb. 20. Mai 1798 zu Berlin, besuchte das Joachimsthalsche Gymnasium daselbst, um sich zum Studium der Theologie vorzubereiten, mußte aber beschränkter Vermögensverhältnisse wegen 1817 eine Anstellung im Büreau der Berliner Feuerversicherungsanstalt annehmen. Schon 1815 beim Eintritt in die Prima wurde S. auf den Gedanken geführt, zur Erleichterung der Arbeitslast sich mit der Kurzschrift bekannt zu machen, und der große Umfang seiner neuen Berufsarbeiten lenkte ihn 1818 abermals und ernstlicher auf die Stenographie. Er erlernte 1820 das Mosengeilsche System, fand es aber seinen Erwartungen nicht entsprechend. Von da ab versuchte er selbst neue Wege einzuschlagen und machte die Stenographie zum Gegenstand seiner besondern Beschäftigung, indem er alle ihm zugänglichen ältern und neuern Systeme der Kurzschrift durcharbeitete. Das Studium der Lautphysiologie und der damals jungen Sprachwissenschaft zeigte ihm, welche Kürzungsvorteile eine Stenographie aus der Beachtung des Wesens der Laute und aus dem Anschluß an die Etymologie ziehen könne. Durch das Erscheinen von Gabelsbergers Redezeichenkunst und W. v. Humboldts Werk über die

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0347.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2023)