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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14

oder Schichtensystem bezeichnet. Die einzelnen Schichten eines solchen Systems können dem Material nach gleich oder verschiedenartig sein. Bei Ungleichheit des Materials ändert sich die Beschaffenheit der einzelnen Schichten oft ganz allmählich; es stellt sich beispielsweise ein Bestandteil zuerst in geringer Menge ein, nimmt einen immer bedeutendern Anteil an der Zusammensetzung des Gesteins und dominiert endlich. So verwandeln sich glimmerfreie Sandsteine in glimmerreiche, oder es entsteht durch allmähliche Verfeinerung des Korns ein Schichtensystem, dessen Schichten nach unten Konglomerate, nach oben Sandsteine sind. Ist das Material der nächsten Schicht von dem der vorausgehenden schroff verschieden, so tritt häufig der Fall ein, daß die dritte Schicht das der ersten, die vierte das der zweiten wiederholt: es zeigt dann das Schichtensystem Wechsellagerung. Schichten und Schichtensysteme sind der Lage nach schwebend, wenn sie horizontal verlaufen. Abweichungen von dieser Richtung werden durch die Beobachtung des Streichens und Fallens (s. d.) der Schichten vermittelst Kompasses und Gradbogens bestimmt. Zeigen zwei aufeinander folgende Schichtensysteme untereinander parallele S., sei es horizontale, sei es gleichartig streichende und fallende, so sind sie konkordant, im entgegengesetzten Fall diskordant. In der Richtung der Verbreitung der Schichten können Schichtensysteme dadurch ineinander übergehen, daß sich zwischen das Material des einen zuerst dünne, nach einer bestimmten Richtung aber immer mächtiger werdende Schichten eines verschiedenartigen Materials eindrängen, bis sie zuletzt das System allein zusammensetzen. Da die mittlern Partien unter solchen Verhältnissen Wechsellagerung zeigen und sich die abwechselnden Schichten nach entgegengesetzten Richtungen auskeilen, so spricht man von einem Übergang durch auskeilende Wechsellagerung. Schichtensysteme, deren einzelne Schichten von einem tiefsten Punkt aus nach allen Richtungen ansteigen, heißen Becken (Bassins). Fallen die Schichten von den Seiten (Flügeln) aus nicht sowohl einem Punkt, sondern einer Linie zu, so entsteht eine Mulde mit der Muldenlinie. In beiden Fällen sind die Schichten synklin, d. h. sie fallen von entgegengesetzter Richtung einander zu. Zeigt ein Schichtensystem einen höchsten Punkt im Innern, von dem die Schichten allseitig abfallen, so ist es kuppelförmig und wird zum Sattel, wenn kein Punkt, sondern eine Linie (Sattellinie) das Höchste der Schichten bildet. Fehlt dieses Höchste infolge späterer Erosion, so entsteht ein Luftsattel. Die Schichten der Kuppel und des Sattels sind antiklin, d. h. sie fallen nach entgegengesetzter Richtung voneinander ab. Der Bildung nach weist das Auftreten der S. auf successive Entstehung der einzelnen Schichten hin, sei es durch allmählichen Absatz aus Wasser (S. der sedimentären Gesteine), sei es durch lagenweise Ausbreitung des mittels wiederholter Eruptionen gelieferten vulkanischen Materials (vgl. Vulkane). In beiden Fällen würde die tiefere (liegende) Schicht die ältere, die höhere (hangende) die jüngere sein, die Bildung selbst sich also in der Richtung von unten nach oben vollzogen haben. Es ließe sich aber auch nach Analogie des allmählichen Ansatzes der Eisschichten auf einem immer tiefer ausfrierenden See eine Bildung der Schichten in der Richtung von oben nach unten denken. Diejenigen Geologen, welche in gewissen geschichteten Gesteinen (Gneis, Glimmerschiefer) die ersten Erstarrungsprodukte der ehemals feurig-flüssigen Erdkugel ansprechen, würden für die S. dieser Gesteine eine ähnliche Entstehungsart anzunehmen haben. Hinsichtlich der ursprünglichen Lage der Schichten setzt die S., vorzüglich der sedimentären Gesteine, weniger die des vulkanischen Materials (vgl. Vulkane), eine annähernd horizontale Richtung voraus. Die so häufigen Abweichungen von der Horizontalität müssen demnach als Resultate späterer, nach der Bildung erfolgter Schichtenstörungen gedeutet werden. Vgl. Hebung und Verwerfung.

Schick, s. Chic.

Schick, 1) Margarete, geborne Hamel, berühmte Sängerin, geb. 26. April 1773 zu Mainz, verheiratete sich 1791 mit dem Violinvirtuosen Ernst S. (gest. 1813 in Berlin), debütierte ein Jahr später in Mainz als Sängerin, ging 1794 nach Hamburg und bald darauf nach Berlin, wo sie zugleich als Kammersängerin angestellt wurde und 29. April 1809 infolge des Zerreißens einer Halsarterie nach kaum beendigter Mitwirkung bei der Aufführung von Righinis Tedeum im Berliner Dom starb. Frau S. wird von den Zeitgenossen sehr hoch gestellt und gleich nach der Mara genannt, namentlich als Interpretin Glucks. Vgl. Lewezow, Leben und Kunst der Frau M. S. (Berl. 1809).

2) Gottlieb, Maler, geb. 15. Aug. 1776 zu Stuttgart, bildete sich hier und in Paris in Davids Schule und ging 1802 nach Rom, wo er unter der Nachwirkung von Carstens die Manier der französischen Schule wieder völlig abstreifte. Schon seine ersten in Rom vollendeten Gemälde: David, vor Saul die Harfe spielend (1803), und das Opfer Noahs (beide in der Galerie zu Stuttgart), bekundeten die antikisierende Richtung, die noch stärker in seinem letzten und hervorragendsten Werk: Apollo unter den Hirten (1808, ebendaselbst), zu Tage tritt. Sein Bestes leistete er in Bildnissen, welche in Rom großen Beifall fanden. Wegen Krankheit in die Heimat zurückgekehrt, starb er 7. Mai 1812 in Stuttgart.

Schickhardt, Heinrich, Architekt, geb. 1558 zu Herrenberg bei Stuttgart, lernte 1578 bei dem herzoglichen Baumeister Georg Behr in Stuttgart, erbaute 1579 das Schloß zu Stammheim, baute seit 1590 mit Behr die abgebrannte Stadt Schiltach wieder auf und ging 1598 nach Italien, von wo er ein Tagebuch mit zahlreichen Zeichnungen italienischer Bauwerke mitbrachte. Seine Hauptwerke sind der im vorigen Jahrhundert abgerissene Neue Bau in Stuttgart und die Kirche in Freudenstadt, welcher Ort ganz nach seinen Plänen erbaut wurde. Seine Thätigkeit auf dem Gebiet des Nutzbaues war eine außerordentlich fruchtbare und bis nach dem Elsaß (Mömpelgard) ausgedehnte. Er starb 1634 in Herrenberg an einer von einem kaiserlichen Soldaten empfangenen Wunde. Vgl. Lübke, Geschichte der Renaissance in Deutschland (2. Aufl., Stuttg. 1882).

Schicklich ist, was sich schickt („chic“ hat), d. h. den gegebenen Verhältnissen, insbesondere den eben herrschenden Anstands- und Sitten-, aber auch Geschmacks- und Kunstregeln, gemäß ist, und daher mit dem unbedingt, d. h. unter allen Umständen und zu allen Zeiten (in Kunst und Sitte), Gebotenen keineswegs eins sein muß, aber auch mit diesem nicht in direktem Widerstreit sich befinden darf. Wer dasselbe mit Leichtigkeit zu finden, d. h. sich zu schicken, weiß, heißt geschickt. Clarke (s. d. 1) hat das Schickliche (the fitting) seiner Moral zu Grunde gelegt.

Schicksal (Geschick), sowohl das Geschickte, d. h. entweder ein einzelnes Ereignis oder eine ganze Reihe von solchen, als auch das Schickende, d. h. das (im Gegensatz zur Gottheit) unpersönlich gedachte

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b14_s0442.jpg&oldid=- (Version vom 5.10.2022)