verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13 | |
|
Roche“, „Thomas Thyrnau“), Karoline Pichler („Die Schweden vor Prag“), W. Hauff („Lichtenstein“), Rehfues („Scipio Cicala“), Tieck („Aufruhr in den Cevennen“, „Vittoria Accorombona“), Laube („Der deutsche Krieg“) u. v. a. teilweise mit Glück nachgeahmt, aber von keinem erreicht. Der Amerikaner Fenimore Cooper schuf den transatlantischen R., in welchem sich neben ihm seine Landsleute Washington Irving und Bret Harte sowie die Deutschen Sealsfield (Postl) und Gerstäcker hervorthaten. Der Seeroman wurde von Engländern (Marryat u. a.) erfunden und gepflegt. Den Räuberroman bildeten nach dem Vorgang Vulpius’ („Rinaldo Rinaldini“) die vergessenen Cramer und Spieß, den Ritterroman unter den Neuern am glücklichsten de la Motte Fouqué, den phantastischen R. die romantische Schule (A. v. Arnims „Gräfin Dolores“, Kl. Brentanos „Godwi“, E. T. A. Hoffmanns „Phantasiestücke“) aus. Der soziale R., dessen Thema die Ehe ausmacht, ist in raffiniertester Weise von F. v. Schlegel („Lucinde“), am kunstvollsten und tragischten von Goethe („Wahlverwandtschaften“), in geistreichster, aber tumultuarischer und revolutionärer Weise seit der Julirevolution in den Ehebruchromanen der George Sand und ihrer französischen und deutschen Nachahmer behandelt worden. Den sozialistischen R., dessen Thema die Gesellschaftsverbesserung ist, haben außer George Sand in großartigem Umfang E. Sue („Geheimnisse von Paris“), der ältere A. Dumas („Graf von Monte Cristo“) und der jüngere A. Dumas („Affaire Clémenceau“) u. a. in Frankreich, Spielhagen in Deutschland, die Humoristen Boz (Dickens), Thackeray u. a. in England kultiviert, während die fast unübersehbare Menge der Sittenromane sich damit begnügt, die wirklichen Sitten der Gesellschaft zu schildern (Balzac, Mérimée, Feuillet, Cherbuliez, Daudet, Flaubert, Zola u. a. in Frankreich; Bulwer, George Eliot, Charl. Bronté, James, Miß Yonge, Trollope, Lady Blessington u. a. in England; Hackländer, Schücking, O. Müller, E. Höfer, Fanny Lewald, K. Frenzel etc. in Deutschland). Der Familien- und Gouvernantenroman hat seine Hauptstätte in England, außerdem auch in Schweden (Fr. Bremer, Sophie Schwartz) und in den Romanen der „Gartenlaube“ (E. Marlitts „Goldelse“). Als eine Abart des historischen hat sich in jüngster Zeit der archäologische R. („Last days of Pompeji“ von Bulwer, „Hypatia“ von Kingsley, „Salammbô“ von Flaubert, „Eine ägyptische Königstochter“ und andere von Ebers, „Aspasia“ von Hamerling etc.), als moderner Schäferroman dagegen die „Dorfgeschichte“ aufgethan (Immermanns unübertroffener „Oberhof“, J. Gotthelfs „Uli“, Auerbachs „Schwarzwälder Dorfgeschichten“, Ranks und M. Meyrs Dorfgeschichten aus dem Böhmerwald und aus dem Ries). Der schlüpfrige R. des 18. Jahrh. hat in den Grisettenromanen Paul de Kocks und seiner Nachahmer inner- und außerhalb Frankreichs, der spanische Schelmen- und Verbrecherroman in den beliebten Sensations- und Kriminalromanen seine Fortsetzer (in England: Wilkie Collins, Braddon; in Amerika: Poe; in Deutschland: Temme u. a.) gefunden. Der humoristische R. ist durch Dickens und Thackeray in England auf seine höchste Höhe gehoben, in Deutschland durch Immermann („Münchhausen“), Goltz („Ein deutscher Kleinstädter in Ägypten“), vor allen durch den plattdeutschen Dialektschriftsteller Fritz Reuter („Olle Kamellen“) mit Glück erneuert worden. Gegenwärtig stehen K. Gutzkow, H. Laube, G. Freytag, Fr. Spielhagen, K. Frenzel in Deutschland, A. Dumas Sohn, Victor Hugo, V. Cherbuliez, O. Feuillet, A. Daudet, E. Zola in Frankreich, Mrs. George Eliot, A. Trollope, Wilkie Collins, Miß Yonge, Mrs. und Miß Braddon in England, Turgenjew, Dostojewskij, L. v. Tolstoi in Rußland als Romanschriftsteller in erster Reihe. Vgl. O. L. B. Wolff, Geschichte des Romans (2. Aufl., Jena 1850); Keiter, Versuch einer Theorie des Romans (Paderb. 1876); Bobertag, Geschichte des Romans in Deutschland bis zu Anfang des 18. Jahrhunderts (Bresl. 1876–84, 2 Bde.); Spielhagen, Beiträge zur Theorie und Technik des Romans (Leipz. 1883); Körting, Geschichte des französischen Romans im 17. Jahrhundert (Oppeln 1886–87, 2 Bde.).
Roman, Kreishauptstadt in Rumänien (Moldau), an der Moldau, nahe ihrem Zusammenfluß mit dem Sereth, 185 m ü. M., Knotenpunkt der Bukarest-Romaner und R.-Czernowitz-Jassyer Eisenbahn, hat 11 Kirchen (darunter eine bemerkenswerte Kathedrale, 1541 vom Fürsten Peter erbaut), ein Seminar, eine schöne Brücke über die Moldau und 20,500 Einw. R. ist Sitz eines Präfekten, eines Tribunals und eines griechischen Bischofs.
Romanatzi, Kreis in der Kleinen Walachei (Rumänien); Hauptstadt Karakal.
Romancero (span., spr. -dsēro), s. v. w. Romanzenbuch, Sammlung alter Romanzen (s. Romanze).
Romanche (spr. -māngsch), Fluß im südöstlichen Frankreich, entspringt in der Pelvouxgruppe im Departement Oberalpen, fließt westlich in das Departement Isère und mündet dort unterhalb Vizille rechts in den Drac; 88 km lang.
Romanche-Expedition, 1882–83, s. Maritime wissenschaftliche Expeditionen.
Romancier (franz., spr. -mangssjeh), Romanschriftsteller, auch Liedersänger in einem Café-Concert, besonders aber Verfasser von altfranzösischen Romanen.
Roman de la Rose, altfranz. Dichtung, s. Französische Litteratur, S. 594.
Romanèche-Thorins (spr. -ähsch-torä́ng), Dorf im franz. Departement Saône-et-Loire, Arrondissement Mâcon, an der Eisenbahn Paris-Lyon, mit (1881) 536 Einw., Mangangrube und trefflichem Weinbau.
Romanée-Conti, s. Burgunderweine.
Romanen (Romänen), s. Rumänen.
Romanésca, alter Volkstanz, s. Gaillarde.
Romanĭa, während der Herrschaft der Venezianer Name des östlichen Teils von Morea, mit den Distrikten Napoli, Argos, Korinth, Tripolizza und Tzakonia und der Hauptstadt Napoli di R. (Nauplia).
Romanīno, Girolamo, ital. Maler, geboren um 1485 zu Brescia, war Schüler des Ferramola daselbst, lebte zwischen 1509 und 1513 in Padua und Venedig, wo er sich nach Giorgione weiterbildete, malte 1519–20 vier Fresken aus der Passion im Dom zu Cremona und kehrte dann nach Brescia zurück, wo er 1566 starb. Seine Gemälde zeichnen sich durch geschickte Komposition und glänzendes Kolorit aus, das anfangs auf einen leuchtenden Goldton, später auf einen feinen Silberton gestimmt war. Von seinen Altarbildern sind die hervorragendsten: Madonna mit Kind und Heiligen und Pietà (Museum zu Berlin), Anbetung des Christuskindes (London, Nationalgalerie), Geburt und Beweinung Christi (in San Giuseppe zu Brescia) und Himmelfahrt Mariä (Bergamo, Sant’ Alessandro).
Romanischer Baustil, s. Baustil und Baukunst, S. 494–496.
Romanische Sprachen, alle diejenigen Sprachen, welche sich als Töchtersprachen des Lateinischen in den der römischen Herrschaft unterworfenen Ländern
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 918. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0918.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2024)