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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

und nahm auch an der Schlacht bei Wagram in hervorragender Weise Anteil. 1813 zum Chef des Generalquartiermeisterstabs und zum Hofkriegsrat ernannt, wirkte er mit Erfolg für die Reorganisation des österreichischen Heerwesens und leistete als Stabschef Schwarzenbergs 1813–14 bei Kulm, Leipzig und La Rothière ausgezeichnete Dienste. 1815 war er wieder Generalstabschef der oberrheinischen Armee. In den nächstfolgenden Friedensjahren befehligte er als Kavalleriedivisionär erst in Ödenburg, dann in Ofen und war 1821–29 Adlatus des Erzherzogs Ferdinand daselbst; 1829 wurde er General der Kavallerie und Festungskommandant in Olmütz. Von da im Februar 1831 nach Italien beordert, übernahm er im November an Frimonts Stelle den Oberbefehl über die dortige österreichische Truppenmacht (109,000 Mann). Zum Behuf praktischer Ausbildung derselben für den Felddienst veranstaltete er seit 1834 auf den alten Schlachtfeldern Oberitaliens jene berühmten Herbstmanöver, welche Offiziere aus aller Herren Ländern herbeilockten. 1836 erfolgte seine Erhebung zum Feldmarschall. Beim Ausbruch der italienischen Bewegung von 1848 versuchte er den Aufstand in Mailand 18. März mit Gewalt zu unterdrücken, zog sich aber nach fünftägigem Straßenkampf in der Nacht vom 23. März mit 15,000 Mann auf Verona zurück; verstärkte durch Heranziehen der in Mantua und Verona stehenden Truppen sein Heer auf 35,000 Mann und eröffnete, die Unthätigkeit des Gegners rasch benutzend, Anfang Mai wieder die Offensive, indem er 6. Mai, aus Verona hervorbrechend, bei Santa Lucia die Sardinier schlug, nach einem kühnen Flankenmarsch bei Mantua den Mincio überschritt, 29. Mai die Linien von Curtatone nahm und den Mincio aufwärts zog. Seinen eigentlichen Zweck, den Entsatz von Peschiera, erreichte er jedoch nicht, da dieser Platz 31. Mai kapitulierte. Nach zweimonatlicher Waffenruhe brach R. plötzlich aus Verona hervor, schlug 23.–26. Juli bei Sommacampagna, Custozza und Volta die piemontesische Armee vollständig und hielt 6. Aug. seinen Einzug in Mailand. Am 9. Aug. bewilligte er dem Feind einen Waffenstillstand, dem zufolge derselbe alle noch von ihm besetzten Plätze der Lombardei aufgeben mußte. Als 10. März 1849 von seiten Karl Alberts die Kündigung des Waffenstillstandes erfolgte, überschritt R. 20. März den Ticino und gewann am 23. bei Novara einen entscheidenden Sieg über die Piemontesen, der Österreichs Herrschaft in Oberitalien wieder auf einige Zeit sicherstellte. Nachdem auch Venedig nach harter Belagerung im August sich hatte ergeben müssen, hielt R. seitdem als Kommandierender der zweiten Armee und als Generalgouverneur des Lombardisch-Venezianischen Königreichs die Ruhe und Ordnung daselbst mit energischer Strenge aufrecht. Herr auf Neumarkt in Krain sowie auf Rzidko in Böhmen, erhielt er 1852 durch Beschluß der Stände von Krain auch das Gut Thurn bei Laibach auf Lebenszeit. Am 28. Febr. 1857 nach 72 Dienstjahren in den Ruhestand versetzt, starb er 5. Jan. 1858 in der Villa reale zu Mailand und ist im Parkfriederschen Mausoleum zu Wetzdorf bei Wien beigesetzt. Zu Prag ward ihm 1858 und zu Wien 1889 ein großartiges Denkmal gesetzt. Vgl. Strack, Graf R. (Wien 1849); Schneidawind, Feldmarschall Graf R. (Augsb. 1851); (Schönhals) Der Feldmarschall Graf R. (Stuttg. 1858); „Denkschriften militärischen Inhalts aus dem Nachlaß Radetzkys“ (das. 1858); Trubetzkoi, Campagnes du comte R. dans le nord de l’Italie en 1848 et 1849 (neue Ausg., Leipz. 1860). Denkwürdigkeiten nach Radetzkys und Graf Thuns Aufzeichnungen (bis 1813) sind enthalten in den „Mitteilungen des k. k. Kriegsarchivs“, neue Folge, Bd. 1 (Wien 1887).

Rade vorm Wald, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Lennep, besteht aus der eigentlichen Stadt und zahlreichen zerstreut liegenden kleinern Orten und Höfen, hat 6 Kirchen (eine in Remlingrade), Eisen- u. Stahlwarenfabriken (Schlösser, Feilen), Wollspinnerei, Tuch- und Strumpfwarenfabrikation und (1885) 9258 Einw. Vgl. Becker, Geschichte der Stadt R. (Köln 1864).

Radewin, 1) Florentius, s. Brüder des gemeinsamen Lebens. – 2) Geschichtschreiber, s. Ragewin.

Radfahren, s. Velociped.

Radfenster.

Radfenster (Katharinenrad), radförmiges Fenster mit profilierten oder als Säulchen ausgebildeten Speichen, welche zwischen ein gewöhnlich als Rosette ausgebildetes Mittelstück u. einen kreisförmigen Rahmen eingeschaltet sind. Besonders entwickelt im romanischen u. gotischen Kirchenbau. S. die Abbildung.

Radford, Kirchspiel von Nottingham (s. d.) in England, mit (1881) 20,954 Einw.

Radiāl (lat.), strahlend, strahlig; bei den höhern Tieren s. v. w. die Speiche (radius) des Arms betreffend, so die Radial- oder Speichenarterie (an welcher gewöhnlich der Puls bestimmt wird), der Radialmuskel, Radialnerv.

Radiant, Ausstreuungspunkt, s. Sternschnuppen.

Radiär (franz.), strahlig. Radiär- oder Strahltiere sind Tiere von strahligem Bau, bei denen sich der Körper durch passend geführte Schnitte in mehr als zwei spiegelbildlich gleiche Teile (sogen. Gegenstücke oder Antimeren) zerlegen läßt, z. B. die meisten Quallen, Seeigel etc.

Radiāten (Radiata, Strahltiere), in den ältern zoolog. Systemen Klasse des Tierreichs, welche bei Cuvier noch die heutigen Echinodermen, Cölenteraten, Eingeweidewürmer u. Infusorien umfaßte. R. hießen sie, weil ihre Organe sich um eine durch die Mitte des Körpers gedachte Achse strahlig lagern sollten, was aber bei weitem nicht für alle zutraf. Nach den heutigen Anschauungen würden nur die Cölenteraten (s. d.) den Namen R. verdienen, während er schon für die Echinodermen nicht mehr paßt und bei den übrigen Gruppen durchaus nicht am Platz ist.

Radiation (lat.), Strahlung; Durchstreichung eines Rechnungspostens mit sich kreuzenden Strichen.

Radiātus (lat.), strahlenförmig, strahlblütig.

Radicŭla (lat.), Würzelchen, derjenige Teil des Keimlings oder Embryos der phanerogamen Pflanzen, welcher die Anlage der Hauptwurzel der künftigen Pflanze darstellt.

Radieren (lat.), kratzen, schaben, besonders etwas Geschriebenes mittels des Radiermessers oder des Radiergummis tilgen. Vgl. auch Radierung.

Radiermanier, s. Kupferstecherkunst, S. 329; in der Holzschneidekunst die Nachahmung einer Kupferradierung mit Hilfe des Stichels.

Radiernadel, Instrument, dessen sich der Kupferstecher

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 540. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0540.jpg&oldid=- (Version vom 19.9.2021)