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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

andeuten. Bei den Griechen war der heilige Quell gewöhnlich schön eingefaßt und oftmals, wie z. B. die Poseidonquelle im Erechtheion auf der Akropolis, in den Tempelbau eingeschlossen oder doch mit einem Brunnenhaus oder einer Nische überwölbt. Der Kultus bestand in Bekränzungen des Beckens und in Anrufungen an den Spender des Quells und an die Nymphen oder Musen, welche als die Pflegerinnen des Quells gedacht waren, die ihm die Erdkräfte zuführten, welche man als die Ursache der begeisternden und heilenden Wirkungen des Wassers ansah. Darauf folgte der Trank des heiligen Wassers, den zu Delphi bloß die Priesterin allein nahm. Zu den meisten alten Tempeln gehörten solche heilige Quellen, und einzelne, wie z. B. die am Demetertempel zu Paträ, dienten auch in der Weise zur Erforschung der Zukunft, daß man diese im Wasserspiegel des Quells zu erkennen glaubte. Den Dank für die vom heiligen Quell empfangene Wahrsagung oder Heilung drückte man außer durch Spenden an Tempel und Priester namentlich durch Münzen und Weihgeschenke aus, die man in den Brunnenkessel warf. Manche solcher alten Quellenschächte, wie die zu Wiesbaden, Schlangenbad und besonders die von Baden, Biel, Leuk, Niederbronn im Elsaß etc., sind wahre Fundgruben solcher Überbleibsel des alten Q. Eine besondere Art von Q. fand an den jetzt versiegten heißen Springquellen (Geisern) mehrerer Orte Kleinasiens und Siziliens statt. Sie galten als Heiligtümer der Paliken (s. d.), und Leute, die sich durch einen Eid zu reinigen hatten, wurden an den Springkessel geführt, um dort zu opfern und den Rächer des Meineids anzurufen. Das deutsche Altertum besaß eine besondere Brunnengöttin (Frau Holda), aus deren Brunnen nach der Volkssage die kleinen Kinder kamen, und die in der Schweiz dann in die heil. Verena umgewandelt wurde, zu deren Kinderbrunnen noch bis in die Neuzeit gewallfahrtet wurde. Auch sonst hat das Christentum, dem ja durch das Sakrament der Taufe die reinigende und heiligende Kraft, welche die Heiden den Quellen zuschrieben, annehmbar war, allem Anschein nach dergleichen heilige Quellen übernommen; wenigstens schließen zahlreiche alte Dome und Wallfahrtskirchen solche ein. Bei der Begründung neuer Wallfahrtskirchen, wie z. B. der von Lourdes und La Salette, bestand der erste Akt stets in der Auffindung einer neuen Wunderquelle, welche die Madonna oder sonst eine Heilige erzeugt haben sollte, und neben oder über welcher dann die Kirche errichtet wurde. Überbleibsel des alten Q. finden sich noch an manchen Orten Englands, der Schweiz und in den Rheingegenden (Bacharach), wo die Brunnen an bestimmten Tagen bekränzt werden und Blumenopfer erhalten. Vgl. Runge, Der Quellkultus in der Schweiz (Zürich 1859).

Quellenmoos, s. Fontinalis.

Quellenrauke, s. Nasturtium.

Quellerz, s. v. w. Raseneisenstein.

Quellīnus, Artus, niederländ. Bildhauer, geb. 1609 zu Antwerpen, Sohn und Schüler des Bildhauers Erasmus Q., bildete sich bei François du Quesnoy in Rom und wurde 1640 in die Lukasgilde seiner Vaterstadt aufgenommen. Nach 1648 wurde er nach Amsterdam berufen, um das dortige Rathaus mit Skulpturen zu schmücken. In den beiden Giebeln brachte er zwei figurenreiche, die Seemacht Amsterdams verherrlichende Gruppen an, und im Innern führte er zahlreiche dekorative Arbeiten (unter andern das Relief einer Diana und einer trauernden Karyatide, s. Tafel „Bildhauerkunst VI“, Fig. 10) aus. Von seinen übrigen Werken sind zu nennen: eine Pietà und ein heil. Antonius von Padua in der Kathedrale, eine Alabasterstatue des heil. Rochus in St.-Jacques, ein weinender Petrus in St. Andreas und die vier Statuen des Ignatius von Loyola, Franz Xaver, Franz v. Borgia und Louis Gonzaga in der Jesuitenkirche zu Antwerpen. Q. bewegte sich in den mehr malerischen Ausdrucksformen des Barockstils. Er starb 23. Febr. 1668 in Antwerpen. – Sein Sohn Artus der jüngere (1625–1770) war gleichfalls Bildhauer.

Quellsatzsäure
Quellsäure
s. Humus.

Quelpart, zu Korea gehörige Insel, südlich von dessen Südküste, vor der Einfahrt in die Straße von Korea aus dem Ostchinesischen Meer, erstreckt sich von W. nach O. 64 und von N. nach S. 27 km und steigt von der felsigen Küste im Mount Auckland (Hankasan), einem erloschenen Vulkan mit drei durch Süßwasserseen gefüllten Kratern, zu 2029 m Höhe auf. Außerdem ist die Insel besäet mit unzähligen erloschenen Kratern und teils mit dichten Wäldern aus Kiefern und einer Mahagoniart, teils mit wohlangebauten Feldern (Weizen, Gerste, Mais, Rüben) bedeckt. Es gibt große Herden Rindvieh und auf dem Festland sehr gesuchte kleine Pferde. Ferner betreiben die Bewohner Fischfang und das Flechten von Strohhüten, die einen bedeutenden Handelsgegenstand bilden. Die Insel soll drei Städte und mehrere Flecken enthalten. Hauptstadt ist Moggun (Tsetsiur), auf der Nordküste, mit einer 9 m hohen Mauer und sieben Bastionen nach der Seeseite. Die Insel bildete in alter Zeit das Reich Tamna; 1653 strandete hier der Holländer Hamel, der Q. zuerst beschrieb.

Queluz (spr. kelūs), Stadt in der brasil. Provinz Minas Geraës, 45 km südwestlich von Ouro Preto, hat Baumwollbau, Fabrikation gesteppter Decken und 3000 Einw.

Quendel, s. v. w. Thymus Serpyllum. Römischer oder welscher Q., s. v. w. Thymus vulgaris.

Quenelles (franz., spr. k’näll-), s. v. w. Kneffs.

Quenstedt, 1) Johann Andreas, luther. Scholastiker, geb. 1617 zu Quedlinburg, ward 1646 Privatdozent in Wittenberg, 1649 Professor der Theologie, 1684 Propst an der Schloßkirche und Konsistorialrat daselbst; starb 1688. Er war der eigentliche „Buchhalter und Schriftführer“ der Wittenberger Orthodoxie; sein Hauptwerk ist: „Theologia didacticopo-lemica sive Systema theologiae“ (Wittenb. 1685 u. 1690; Leipz. 1702–15, 2 Bde.). Vgl. Tholuck, Der Geist der lutherischen Theologen Wittenbergs (Hamb. 1852).

2) Friedrich August, Mineralog und Geolog, geb. 9. Juli 1809 zu Eisleben, studierte in Berlin und ging 1837 als Professor der Mineralogie, Geologie und Paläontologie nach Tübingen. Er schrieb: „Methode der Kristallographie“ (Tüb. 1840); „Handbuch der Mineralogie“ (das. 1854; 3. Aufl., das. 1877); „Grundriß der bestimmenden und rechnenden Kristallographie“ (das. 1873). Das Originelle seiner Behandlungsweise der Kristallkunde liegt in dem Ausbau der von Naumann zuerst angedeuteten Flächenprojektion behufs übersichtlicher Darstellung des geometrischen Zusammenhanges der Glieder eines Kristallsystems. Das größte Verdienst erwarb sich Q. durch seine Studien über die schwäbischen Sedimentformationen, in erster Linie über den Jura, die typische Gliederung desselben, die Petrefakten der verschiedenen Horizonte und die besondere Entwickelung und den Zusammenhang der einzelnen

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0512.jpg&oldid=- (Version vom 30.11.2023)