Seite:Meyers b13 s0245.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

zu 10 Meilen, 20 Pf. bis zu 20 Meilen und 30 Pf. über 20 Meilen ermäßigt. Erst die Errichtung des norddeutschen Postwesens hatte die Einführung eines Einheitssatzes von 10 Pf. für den einfachen Brief durch ganz Deutschland zur Folge, und seit Begründung des Weltpostvereins (s. d.) findet zwischen den entferntesten Ländern der Erde ein Austausch von Briefen zu dem Portosatz von 20 Pf. und von Postkarten für 10 Pf. statt. Der zur Zeit in Deutschland gültige Posttarif gründet sich auf die Gesetze über das Posttaxwesen vom 28. Okt. 1871, 17. Mai 1873 und 3. Nov. 1874 sowie auf die Postordnung (s. d.) vom 8. März 1879. Danach betragen die Gebühren im Verkehr innerhalb Deutschlands sowie mit Österreich-Ungarn für:

1) Briefe auf alle Entfernungen bis 15 g 10 Pf. 5 NKr.
bei größerm Gewicht (Meistgewicht 250 g) 20 10
bei unfrankierten Briefen Zuschlagporto 10 5
2) Postkarten (nur frankiert) 5 2
mit Antwort 10 5
3) Drucksachen (unter Kreuz- oder Streifband) bis 50 g einschließlich 3 2
über 50–250 g 10 5
über 250–500 g 20 10
über 500 g bis 1 kg 30 15
4) Warenproben bis 250 g 10 5
5) Briefe mit Zustellungsurkunden a) das gewöhnliche Briefporto, b) Zustellungsgeb. 20 10
für Rücksendung der Zustellungsurkunde 10 5
6) Einschreibesendungen außer dem gewöhnlichen P. Einschreibegebühr 20 10
Zeitungsgebühr für den Vertrieb von Zeitungen aller Art 25 Proz. des vom Verleger für die Post festgesetzten Einkaufspreises mit der Ermäßigung auf 121/2 Proz. bei Zeitungen, die seltener als viermal monatlich erscheinen. Mindestens sind jedoch für jede im Postweg bezogene Zeitung jährlich 40 Pf. zu entrichten. An Bestellgeld für die Zustellung der Zeitungen durch die Briefträger sind jährlich zu entrichten a) bei Zeitungen, welche wöchentlich einmal oder seltener bestellt werden, 60 Pf., b) welche zwei- oder dreimal wöchentlich bestellt werden, 1 Mk., c) welche mehrmals, aber nicht öfter als einmal täglich bestellt werden, 1 Mk. 60 Pf., d) für täglich mehrmals erscheinende Zeitungen 1 Mk. für jede tägliche Bestellung, e) für die amtlichen Verordnungsblätter 60 Pf.

Weiteres s. in den Artikeln: Postanweisungen, Postauftrag, Postgeldsendungen, Postpaketverkehr, Postnachnahmen, Postübertretungen.

Porto, 1) (Oporto, „der Hafen“) Hauptstadt des gleichnamigen portug. Distrikts in der Provinz Minho, die zweite Stadt Portugals, Handelsplatz und Hafen ersten Ranges, liegt malerisch auf zwei steilen, felsigen Anhöhen am rechten Ufer des Douro, 8 km oberhalb seiner Mündung, und bietet mit ihren zahlreichen stattlichen Gebäuden, hoch getürmten Kirchen und Klöstern, der hoch gespannten Drahtbrücke und der Eisenbahnbrücke über den Douro, welche die Stadt mit der gegenüberliegenden Vorstadt Villa Nova de Gaia verbinden, und ihren vielen Gärten vom Strom aus einen großartigen Anblick dar. Außer Villa Nova, welches eine eigne Kommune mit 9126 Einw. und großen Weinniederlagen bildet, liegen um die eigentliche Stadt herum die Vorstädte Cedofeita, Massarellos, Campanhã, Londello und Paranhos. Die schönsten Straßen sind: die Rua nova dos Inglezes, der Mittelpunkt des Handels; Rua nova de São João, mit zahlreichen großartigen Gebäuden; Rua das Flores, der Sitz der Goldarbeiter und Juweliere; Calçada dos Clérigos u. a. m. Zu den ansehnlichsten Plätzen gehören: die Praça de Santo Ovidio, gegen 100 m ü. M. gelegen; die von stattlichen Gebäuden umgebene Praça Cordoaria, in deren Nähe der Passeio das Virtudes, eine lindenbepflanzte Terrasse mit schöner Aussicht in das Stromthal; die Praça da Batalha, mit dem italienischen Opernhaus (1780 erbaut); die Praça de São Lazaro, mit schönen Gärten, und der Largo de Torre da Marca ein großer, auf der Oberfläche eines über den Strom fast überhängenden Felsens befindlicher Platz, mit dem von einer Aktiengesellschaft erbauten, von Parkanlagen umgebenen Kristallpalast, wo 1865 eine internationale Ausstellung stattfand. Die in der Nähe des Lazarusplatzes am Rand schroffer Felsen hoch über dem Strom sich hinziehende Promenade Passeio das Fontainhas gewährt eine großartige Aussicht. Als die zahlreichen Klöster noch bestanden, zählte P. 80 Kirchen und Kapellen. Gegenwärtig bestehen daselbst nur noch 2 Nonnenklöster und einige Mönchsklöster, welch letztere aber andern Zwecken dienen. So ist das auf einem Plateau jenseit des Stroms liegende Kloster da Serra do Pilar vom Kaiser Dom Pedro I. in eine Citadelle, das Kloster São Bento in eine Kaserne, das Kloster São Francisco in eine Börse umgewandelt worden. Unter den sieben Pfarrkirchen sind die im höchsten Teil der Stadt neben dem bischöflichen Palast gelegene, vom Grafen Heinrich von Portugal gegründete Kathedrale oder Sé, die kleine altgotische Kirche Cedofeita (schon 559 vom Suevenkönig Theodomir gegründet), die Kirche des großen Hospitals São Antonio oder Misericordia, die Kirchen São Francisco, Nova São da Lapa und dos Clérigos (letztere mit dem höchsten Turm Portugals, 65 m) die bemerkenswertesten. Unter den übrigen öffentlichen Gebäuden sind der Palacio da Bolsa, das erwähnte Stift São Antonio (unter den 7 Hospitälern der Stadt das großartigste), die große englische Faktorei (1785 erbaut), das Haupttheater, der Justizpalast, der bischöfliche Palast u. das Stadthaus hervorzuheben.

Die Zahl der Bewohner beträgt (1878) 105,838. Die Stadt ist mit Gas beleuchtet, mit trefflichem Wasser reichlich versorgt, und ihre Lage am Fluß begünstigt die Anfuhr von Lebensmitteln. Schon seit 1863 ist P. mit Lissabon durch eine Eisenbahn verbunden; hierzu sind seither die Eisenbahnlinien an die spanische Grenze gegen Galicien (Valença), mit Abzweigung nach Braga und im Dourothal nach Tua, sowie eine Flügelbahn nach Villa do Conde hinzugekommen. P. ist nächst Lissabon der Hauptsitz der portugiesischen Industrie. Namentlich sind die Baumwoll- und Wollspinnerei, Fabrikation von Tuch und Seidenstoffen, die Wachstuch- und Hutfabrikation, Metallgießerei, Gerberei und Lederfabrikation, Bierbrauerei und Branntweinbrennerei, ferner die Fabrikation von Fayence, Korkstöpseln, Bändern, Tabak, Seife und Kerzen, die Zuckerraffinerie, Ziegelei und Kalkbrennerei hervorzuheben. Die Vorstadt Villa Nova enthält Fabriken für Thonwaren, Glas, Seife, Webwaren, dann Dampfmühlen und große Weinniederlagen. Der Handelsverkehr von P. ist sehr bedeutend. Der Wert der ein- und ausgeführten Waren betrug in Franken:

  1869: 1885:
Einfuhr 44775934 58763735
Ausfuhr 42141658 44909331

Die wichtigsten Artikel der Einfuhr sind: Baumwoll-, Schafwoll- und Seidenwaren, Getreide und Mehl, Häute und Leder, Rohzucker, Reis, Stockfisch, Metalle und Faßdauben; in der Ausfuhr vor allem Wein, dann Vieh, Südfrüchte, Kork, Zwiebeln, Blei, Häute und Felle, frisches und gesalzenes Fleisch, Schuhwaren. Die Weinausfuhr ist in fortwährender Zunahme begriffen und belief sich 1886 auf 39,97 Mill. Liter, wovon der größte Teil nach Großbritannien, Brasilien und Frankreich ging. Außer diesen drei Ländern nehmen an dem Handel von P. noch Deutschland, Schweden und Norwegen, die Niederlande,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0245.jpg&oldid=- (Version vom 11.8.2022)