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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

Montreuil, Königin der Obstgärten, Leopold I., Georg IV., roter und weißer Magdalenenpfirsich, Maltapfirsich, frühe und große Mignonne, Etruges, Nektarine, Prinzessin Marie von Württemberg, Prinzessin von Wales, früher Purpurpfirsich, Schmidtbergers Pfirsich, Schöne von Doué, Venusbrust, Willermoz, Madame Gaujard, Schöne von Vitry, Schöne von Westland. Nach De Candolle stammt der P. aus China, er scheint früh im nordwestlichen Indien naturalisiert worden zu sein, gelangte auch nach Persien und wurde in Europa zuerst gegen die Mitte des 1. Jahrh. in Italien angepflanzt. Jetzt blüht seine Kultur besonders in Frankreich, namentlich in Montreuil bei Paris; in Südtirol bringen oft schon dreijährige Pflanzen Früchte hervor, man läßt sie aber nur kurze Zeit tragen und ersetzt sie oft schon nach einem Jahrzehnt durch andre. Vgl. Ompteda, Anleitung zur Pfirsichzucht (Berl. 1879); Lepère-Hartwig, Kultur des Pfirsichbaums am Spalier (2. Aufl., Weimar 1886).

Pfirt (franz. Ferrette), Stadt und Kantonshauptort im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis Altkirch, hat eine prächtige Schloßruine, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei und (1885) 520 meist kath. Einwohner. P. war ehedem Hauptort der Grafschaft P., welche die Herrschaften Altkirch, Thann, Delle, Rougemont und Belfort umfaßte und 1104 von der Grafschaft Montbéliard abgetrennt worden war. Durch Heirat ging sie 1319 an Österreich über und kam im Westfälischen Frieden an Frankreich.

Pfister, Albrecht, der erste Buchdrucker in Bamberg, wurde um 1420 geboren und starb um 1470 (s. Buchdruckerkunst, S. 549). Auch sein Sohn Sebastian P. lieferte mehrere Drucke. Vgl. Jäck, A. P. und dessen Nachfolger zu Bamberg 1450–1835 (in dessen „Beschreibung der öffentlichen Bibliothek zu Bamberg“, 1835).

Pfizer, 1) Paul Achatius, Publizist, geb. 12. Sept. 1801 zu Stuttgart, studierte in Tübingen die Rechte, wurde 1827 Oberjustizassessor zu Tübingen, 1831 aber wegen seiner Schrift „Briefwechsel zweier Deutschen“ (Stuttg. 1831, 2. Aufl. 1832), worin er den Anschluß an Preußen als die einzige Hoffnung deutscher Nationalität empfahl, aus dem Staatsdienst entlassen. Hierauf ward er von der Stadt Tübingen in die Zweite Kammer gewählt, wo er als einer der beredtesten Wortführer der Opposition glänzte, bis die Kammer infolge seiner die Bundesbeschlüsse betreffenden Motion aufgelöst wurde. Nach publizistischen und philosophischen Studien, deren Ergebnisse zum Teil in seinen „Gedanken über Recht, Staat und Kirche“ (Stuttg. 1842, 2 Bde.) niedergelegt sind, ward er 1847 Stadtrat und Vorstand des Handelsschiedsgerichts in Stuttgart. Im März 1848 wurde er als Kultusminister in das Kabinett berufen, gab jedoch das Portefeuille aus Gesundheitsrücksichten schon im August d. J. wieder ab, wurde darauf Oberjustizrat in Tübingen, legte 1858 auch diese Stelle nieder und starb 30. Juli 1867 in Tübingen. Von seinen durch Dialektik und Eleganz der Darstellung ausgezeichneten Schriften sind noch hervorzuheben: „Gedanken über das Ziel und die Aufgaben des deutschen Liberalismus“ (Tübing. 1832); „Über die Entwickelung des öffentlichen Rechts in Deutschland“ (Stuttg. 1835); „Das Recht der Steuerverwilligung“ (das. 1836); die Broschüren: „Deutschlands Aussichten im Jahr 1851“ (das. 1851) und „Zur deutschen Verfassungsfrage“ (das. 1862). Vgl. W. Lang, Von und aus Schwaben (Heft 1, Stuttg. 1885).

2) Gustav, lyrischer Dichter und Kritiker, Bruder des vorigen, geb. 29. Juli 1807 zu Stuttgart, studierte in dem Stift zu Tübingen, wo er auch längere Zeit als Repetent fungierte, und ist seit 1846 Professor am Stuttgarter Obergymnasium. Einen Namen erwarb er sich zuerst durch seine „Gedichte“ (Stuttg. 1831), denen er nach einer italienischen Reise eine zweite Sammlung (das. 1835) folgen ließ. Dann schrieb er: „Martin Luthers Leben“ (Stuttg. 1836), welchem das Gedicht „Der Welsche und der Deutsche, Äneas Sylvius Piccolomini und Gregor von Heimburg“ (das. 1844), eine dichterische Darstellung der Kulturkämpfe des 15. Jahrh., deren tiefere Wirkung nur durch ihre Breite beeinträchtigt ward, und die durch gute Darstellung ausgezeichnete „Geschichte Alexanders d. Gr. für die Jugend“ (das. 1846) sowie die „Geschichte der Griechen für die reifere Jugend“ (das. 1847) nachfolgten. 1836 übernahm P. die Leitung der „Blätter zur Kunde der Litteratur des Auslandes“ und 1838 die Redaktion des lyrischen Teils des „Morgenblattes“, während er sich zugleich an den Übersetzungen von Bulwers und Byrons Werken beteiligte. Eine neue Gedichtsammlung veröffentlichte er unter dem Titel: „Dichtungen epischer und episch-lyrischer Gattung“ (Stuttg. 1840). Als Kritiker führte er sich ein durch seine Schrift „Uhland und Rückert“ (Stuttg. 1837) und durch seine Beurteilung von Heines Schriften und Tendenz in der „Deutschen Vierteljahrsschrift“, wofür sich Heine durch seinen cynischen „Schwabenspiegel“ rächte. P. unterscheidet sich von den übrigen Dichtern der schwäbischen Schule wesentlich durch den vorwaltend reflektierenden Charakter seiner Poesien. 1848 wurde er als Vertrauensmann in das Märzministerium berufen, schied aber bald wieder aus. In politischer Beziehung bekannte er sich, auch in einigen Schriften, zu den Anschauungen seines Bruders. Anonym veröffentlichte er: „Gereimte Rätsel aus dem Deutschen Reich“ (Berl. 1876).

Pfizmaier, August, Linguist und Schriftsteller, geb. 16. Aug. 1808 zu Karlsbad, lernte erst als Koch, besuchte dann in Pilsen noch das Gymnasium und bezog die Universität zu Prag, wo er anfangs Rechtswissenschaft, dann Medizin studierte. Später lebte er, vorzugsweise mit sprachlichen Studien beschäftigt, in seiner Vaterstadt, bis er 1838 seinen Wohnsitz in Wien nahm, wo er 1878 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt wurde. Er starb 18. Mai 1887 in Döbling bei Wien. Außer zahlreichen Abhandlungen in den Publikationen der Wiener Akademie erschienen von ihm: „Grammaire turque“ (Wien 1847); „Sechs Wandschirme in Gestalten der vergänglichen Welt. Ein japanischer Roman“ (das. 1847); „Wörterbuch der japanischen Sprache“ (das. 1851, Bd. 1, Lief. 1); „Untersuchungen über den Bau der Ainosprache“ (das. 1851); „Die poetischen Ausdrücke der japanischen Sprache“ (das. 1873–74, 2 Tle.); „Die Geschichte einer Seelenwanderung in Japan“ (das. 1877, 2 Tle.); „Darlegung der chinesischen Ämter“ (das. 1879); „Die ältern Reisen nach dem Osten Japans“ (das. 1880); „Zwei Reisen nach dem Westen Japans in den Jahren 1369 und 1389 n. Chr.“ (das. 1881); „Die Gottesmenschen und Skopzen in Rußland“ (das. 1883); „Die Sprache der Alëuten und Fuchsinseln“ (das. 1884, 2 Tle.) u. a.

Pflanze, jeder Naturkörper, welcher nach der hergebrachten Einteilung der Natur in Mineralreich, Pflanzenreich und Tierreich dem zweiten dieser Reiche angehört. Dasselbe ist von dem Mineralreich, welches die leblosen Naturkörper begreift, sehr bestimmt unterschieden; denn die P. ist ein lebendiges Wesen,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 954. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0954.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)