Seite:Meyers b12 s0656.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

durch zahlreiche Schöpfungen hervorragender Künstler (Schlachtenpanoramen, Panoramen von den deutschen Kolonien, aus der biblischen Geschichte etc.) in deutschen Städten (Berlin, München, Frankfurt a. M., Leipzig, Hamburg u. a. O.), für welche besondere Gebäude errichtet wurden, zu raffinierter Ausbildung. Die Erfindung des Panoramas zog in den 30er Jahren die einer Menge andrer Oramen nach sich. Dahin gehören außer dem Diorama (s. d.), welches jetzt gewöhnlich mit Panoramen verbunden ist, Georama (s. d.), Neorama (s. d.) und Myriorama (s. d.): das Kosmorama, eine Zusammenstellung von Bildern einzelner Gegenden, welche, unter künstlicher Beleuchtung und durch vergrößernde Gläser angesehen, in natürlicher Größe erscheinen; das Pleorama, von Langhans oder von Kopisch in Breslau 1831 erfunden und Strandgegenden so darstellend, wie sie dem Vorüberschiffenden erscheinen, indem das durch optische Täuschung möglichst naturgetreu erscheinende Bild an dem Beschauer vorübergeführt wird; das Cyklorama, gewöhnlich große Flüsse mit ihrem nähern oder entferntern Ufer von der Quelle bis zum Ausfluß und unter gelegentlicher Abänderung der Beleuchtung zu verschiedenen Tageszeiten dem Auge vorführend. Kahleis brachte 1853 in einem großen Cyklorama „3000 Jahre Weltgeschichte“, d. h. eine zeitlich angeordnete Darstellung aller Hauptbauwerke von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, zur Ansicht. Alle diese „oramen“ sind entweder durch Panoramen verdrängt oder auf das Schaubudenniveau herabgedrückt worden. Außerdem nennt man noch Panoramen im uneigentlichen Sinn graphische Darstellungen großer Längenansichten von Gebirgen, Flüssen etc., welche, da sie nicht successiv in ihren einzelnen Teilen, sondern mit einemmal gesehen werden, unperspektivisch sind und aus den Gesetzen der künstlerischen wie der Naturwahrheit heraustreten.

Panoramenapparat, eine photographische Camera obscura zur Aufnahme von Landschaftsbildern.

Panórmos, antiker Name von Palermo (s. d.).

Panotȳp (richtiger Pannotyp, v. lat. pannus, Zeugstück), s. Photographie.

Pansen (Wanst, Rumen), die erste Abteilung des Magens der Wiederkäuer (s. d.).

Pansflöte, s. Panflöte.

Panslawismus, das Einheitsstreben der slawischen Stämme (Russen, Ruthenen, Tschechen, Wenden, Slowaken, Kroaten, Slowenen, Serben, Bosnier, Bulgaren u. a.), welches infolge ihrer örtlichen und staatlichen Zersplitterung, ihrer religiösen Spaltung, ihrer teilweisen Unterdrückung durch fremde Despotie in hervorragenden Geistern, besonders der westlichen Slawenstämme, im 4. Jahrzehnt des 19. Jahrh. erwachte. Eine litterarische geistige Vereinigung der Slawen wurde zuerst angeregt durch den Slowaken Johann Kollár (s. d.), fand besondern Anklang bei den Tschechen und führte zu einer ersten Manifestation des P. in dem Slawenkongreß in Prag im Juni 1848. Die panslawistischen Ideen wurden dann von Agitatoren in Österreich weiter gepflegt und durch die russischen Slawophilen Aksakow, Katkow u. a. in Rußland eifrig befördert, das, als einziger selbständiger slawischer Staat und die meisten Slawen umfassend, sich, zunächst allerdings nur in Zeitungen und Vereinen, zum Protektor aller Slawen aufwarf und bei der ethnographischen Ausstellung in Moskau im Mai 1867 von zahlreichen Deputationen slawischer Stämme auch als solcher gefeiert wurde; nur die Polen schlossen sich entschieden aus. Seitdem haben die panslawistischen Tendenzen einer politischen Einigung aller Slawen unter russischer Ägide in Rußland immer mehr Anklang und in der Moskauer Wohlthätigkeitsgesellschaft ein Zentrum gefunden als ein Mittel zu Förderung ihrer politischen Pläne, und besonders in der orientalischen Frage tritt Rußland nicht mehr bloß als Beschützer der griechischen Christen, sondern auch als der Hort der Slawen auf. Seitdem durch den österreichisch-ungarischen Ausgleich 1867 die Slawen in Österreich politisch zurückgedrängt wurden, suchten auch die österreichischen Slawen, besonders die Tschechen, ihren Mittelpunkt in Rußland, dessen Kaiser „Kaiser aller Slawen“ genannt wird, und wo die Slawophilen hoffen, daß einst „alle slawischen Bäche ins russische Meer fließen“ werden. Die größere Freiheit der Bewegung, welche seit 1879 die österreichischen Slawen erlangt haben, läßt den religiösen Gegensatz zwischen Ost- und Westslawen mehr hervortreten, und auch die Balkanslawen streben mehr nach Selbständigkeit als früher, da sie den russischen Schutz nicht entbehren konnten (s. Slawen). Vgl. Häusler, Der P. (Berl. 1886, Bd. 1).

Pansterrad, Pansterwerk, s. Wasserrad.

Pantaleon (Pantalon), das um 1690 in Paris eingeführte verbesserte Hackbrett, welches zeitweilig große Sensation machte und ohne Zweifel die Anregung zur Konstruktion der Hammerklaviere gab. Den Namen gab dem Instrument Ludwig XIV. nach dem Vornamen seines Erfinders Pantaleon Hebenstreit (1660–1750). Als das P. aus der Mode kam, ging der Name auf die Klaviere mit Hammeranschlag von oben und die Giraffenflügel über.

Pantalĕon, Märtyrer unter Maximianus, einer der 14 Notheiligen oder Nothelfer (s. d.), dessen Gedächtnistag auf den 28. Juli fällt.

Pantalon (franz., spr. -ong), das moderne, in der großen französischen Revolution aufgekommene, bis auf die Füße reichende Beinkleid, im Gegensatz zur früher gebräuchlichen Kniehose oder Culotte (vgl. Sansculotten), ursprünglich eine venezianische Tracht und benannt nach dem Pantalone (s. d.).

Pantalōne, komische Charaktermaske der italienischen Volksbühne, einen bornierten, oft verliebten und stets geprellten Alten in altvenezianischer Kaufmannstracht (langer schwarzer Mantel mit kurzen Ärmeln, Zimarra genannt, rote lange Strumpfhosen und Pantoffeln) darstellend.

Pantänus, christlicher Philosoph, Vorsteher der Katechetenschule zu Alexandria und Lehrer des Clemens Alexandrinus, lebte gegen Ende des 2. Jahrh., schloß sich in seinen philosophischen Ansichten dem Stoizismus an und schrieb (verloren gegangene) Kommentare zu den alttestamentlichen Büchern.

Pantatypīe (griech.), eine Art der Zinkographie (s. d.) zur Herstellung erhabener Platten für den Buchdruck. Sie eignet sich namentlich zur Herstellung flüchtiger Skizzen, wobei der Künstler entweder mit schwarzer Tusche auf dünnes weißes Papier zeichnet und die Kopierung durch das Licht erfolgt, oder mit autographischer Tinte auf gewöhnliches glattes Papier, von welchem alsdann ein Überdruck, auf die Metallplatte gemacht, in eine erhabene Platte verwandelt wird.

Pantellerĭa (Pantellaria, im Altertum Kossyra), vulkanische Insel im Mittelländischen Meer, 98 km südwestlich von Sizilien, zur italienischen Provinz Trapani gehörig, mit 150 qkm (2,7 QM.) Flächeninhalt und (1881) 7315 Einw. Die Insel ist meist aus Trachytlava aufgebaut, hat mehrere heiße Quellen und erhebt sich in der zentral gelegenen Montagna

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 656. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0656.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2021)