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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

Orleans, etwas später begann es in New York, wo gegenwärtig die Zahl der Raucher auf 300 geschätzt wird. Jetzt existiert wohl kaum eine Stadt, besonders des Westens, in welcher sich nicht Rauchstätten und Raucher befinden. In den letzten Jahren hat der Verbrauch an O. stetig zugenommen, 1880 betrug derselbe ausschließlich für den Genuß 77,196 Pfd. und zwar 17,000 mehr als im Vorjahr. Daß dieser Zuwachs nicht der Vermehrung der chinesischen Bevölkerung entspricht, geht deutlich daraus hervor, daß die letztere, von der 15 Proz. Gewohnheitsraucher und 20 Proz. Gelegenheitsraucher sind, seit 1876 fast stationär geblieben ist. Die Zahl der jetzt rauchenden Amerikaner wird auf 6000 geschätzt. In Britisch-Indien, wo das Hanfrauchen bekanntlich überaus stark verbreitet ist, wird gleichzeitig das Opiumessen in starker Weise betrieben. In Kalkutta waren 1870 nicht weniger als 15 Läden für Opiumesser, und 1874 waren in Britisch-Birma 32 gestattete Opiumläden, welche der Regierung 100,000 Rupien für die Konzession zahlten; 1881 wurde die Zahl, welche inzwischen auf 68 angewachsen war, auf 27 reduziert. Auch in Großbritannien ist das Opiumessen neben dem Opiumrauchen sehr verbreitet. Ersteres ist aber das weit gefährlichere Übel, denn das Rauchen kann in einer geeigneten Anstalt dem damit Behafteten leicht, abgesehen von gewissen, besonders gastrischen Störungen in der Abstinenzperiode, ohne Schaden und dauernd abgewöhnt werden, während die Erfahrungen, besonders in Bengalen, gezeigt haben, daß die Opiumesser stets Rückfälle haben; entzieht man dem ostindischen Opiumesser plötzlich das O., so stirbt er fast mit Sicherheit infolge von Darmstörungen. Doch kann man fast stets und ohne Schaden die Opiumdosis, so groß sie früher gewesen sein mag, auf 0,5 g reduzieren. Vgl. Calkin, O. and the opium-appetite (Philad. 1870); Cooke, The seven sisters of sleep (Lond. 1860); Vignet, Étude sur l’opium (Par. 1875); Turner, British opium-policy (Lond. 1876); Christlieb, Der indobritische Opiumhandel (Gütersloh 1878); Kane, Opium-smoking in America and Chine (New York 1882); Wiselius, De O. in Nederlandsch- en in Britisch-Indië (Haag 1886).

Opiumpflaster, s. Pflaster.

Opladen, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Solingen, Knotenpunkt der Linien Born-O., Haan-Deutz und Speldorf-Troisdorf der Preußischen Staatsbahn, 57 m ü. M., hat eine höhere Knabenschule, ein Amtsgericht, Türkischrotfärbereien, eine Streich- und Kammgarnspinnerei, eine Dynamitfabrik und (1885) 3442 meist kath. Einwohner.

Opobalsămum (Opobalsam), s. Tolubalsam; O. verum, s. Mekkabalsam.

Opodéldok (Linimentum saponato-camphoratum), beliebtes Volksheilmittel zum äußerlichen Gebrauch gegen rheumatische Schmerzen, Verrenkungen etc., bildet eine weiße, weiche, gelatinöse, durchscheinende und leicht schmelzende Masse, welche erhalten wird, indem man 60 medizinische Seife und 20 Kampfer in 810 Spiritus und 50 Glycerin löst, warm filtriert und 4 Thymianöl, 6 Rosmarinöl und 50 Ammoniakflüssigkeit hinzufügt. Flüssiger O. (L. saponato-camphoratum liquidum) besteht aus 120 Kampferspiritus, 360 Seifenspiritus, 24 Ammoniakflüssigkeit, 2 Thymianöl und 4 Rosmarinöl.

Opoltschenie, die neue, 1874 errichtete russische Reichswehr; s. Rußland, Heerwesen.

Opōra (griech.), s. Hundstage.

Oporin, Johann, eigentlich Herbst, Buchdrucker, geb. 25. Jan. 1507 zu Basel, studierte in Straßburg, ward Lehrer in der Cistercienserabtei St. Urban zu Luzern, beschäftigte sich darauf zu Basel mit Abschreiben griechischer Kirchenväter für Frobens Druckerei und erhielt durch Erasmus 1529 die Schullehrerstelle am Münster. Auf Ökolampadius’ Rat studierte er Medizin bei Paracelsus, dessen Amanuensis er 1530 wurde, ihm auch nach zweijährigem Studium in das Elsaß folgend, als derselbe Basel zu verlassen genötigt war. Da aber Paracelsus ihn in seine Geheimnisse nicht einweihte, kehrte O. nach Basel zurück und wurde daselbst Professor der griechischen Sprache an der Hochschule. 1539 verband er sich mit dem Buchdrucker Robert Winter zur Gründung einer Buchdruckerei, die er bald selbst ganz übernehmen mußte, und aus der eine Reihe der korrektesten Drucke alter Klassiker und wissenschaftlicher Werke hervorging, für deren würdige Ausstattung O. selbst in Verbindung mit mehreren gelehrten Freunden sorgte. Er starb 6. Juli 1568. Sein Druckerzeichen ist Arion, auf einem Delphin reitend. Auch mit eignen Schriften trat O. auf, besonders Kommentaren und Scholien zu Solinus, Cicero, Demosthenes etc.

Oporto, Stadt, s. Porto.

Oposchne, Flecken im russ. Gouvernement Poltawa, an der Tarapunka, mit 5 Kirchen, Thongeschirrfabrikation und über 6000 Einw., die Fruchtbau treiben; namentlich bilden getrocknete und gesalzene Pflaumen einen nicht unbedeutenden Ausfuhrartikel.

Opossum, s. Beutelratte.

Oposúra, Stadt in Mexiko, s. Moctezuma.

Opotschka, Kreisstadt im russ. Gouvernement Pskow, auf einer Insel und dem rechten Ufer der Welikaja, hat 8 Kirchen, Gerbereien, starken Flachshandel, eine Stadtbank und (1882) 4075 Einw.

Opotschna (poln. Opoczna), Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Radom, an der Drzewica und einem Zweig der Eisenbahn Iwangorod-Dombrowo, 1365 gegründet, hat 4 Kirchen, Ruinen eines königlichen Schlosses, in welchem die durch ihre Schönheit berühmte Jüdin Esther, Geliebte Kasimirs d. Gr., lebte, und (1882) 4441 Einw., meist Juden. Hier 1655 Schlacht zwischen den Polen und Schweden.

Opotschna (tschech. Opoczna), Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Neustadt a. d. Mettau, an der Österreichisch-Ungarischen Staatsbahn (Linie Chotzen-Halbstadt), hat ein Schloß mit Bildergalerie und schönem Park, ein Bezirksgericht, Kapuzinerkloster, Rübenzuckerfabrik und (1880) 2202 Einw.

Opp., Abkürzung für oppositum, entgegengesetzt, und für opera, Werke.

Oppa, linker Nebenfluß der Oder, entspringt am Altvatergebirge in Österreich.-Schlesien, 979 m ü. M., fließt erst nach SO., dann nach NO., von Jägerndorf an, die Grenze zwischen dem österreichischen u. preußischen Schlesien bildend, wieder gegen SO. und mündet nach 105 km langem Lauf bei Schönbrunn (584 m ü. M.), breiter (19 m) als die Oder. Von rechts empfängt sie die 50 km lange Mohra.

Oppel, Albert, Paläontolog und Geolog, geb. 19. Dez. 1831 zu Hohenheim, studierte in Tübingen, bereiste Frankreich und England und schloß sich der Richtung d’Orbignys an, dessen Ansichten er durch seine Schule in Deutschland Eingang und großen Anhang verschaffte. Wenn die Prinzipien d’Orbignys jetzt als beseitigt angesehen werden können, so sind doch die Verdienste Oppels um die Paläontologie und paläontologische Stratigraphie in vieler Hinsicht von jenem Theorem unabhängig und für alle Zeiten von Bedeutung. O. schrieb: „Die Juraformation Englands, Frankreichs und des südwestlichen Deutschland“

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0408.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2021)