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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11

welches zum Bauen benutzt wird, das Stinkholz (Laurus bullata), Eisenholz und Ebenholz. Ende September, am Schluß der trocknen Jahreszeit, stecken Kaffern wie Ansiedler weite Landstrecken in Brand, und aus der Asche sprießen dann nach den ersten Regengüssen zahlreiche Zwiebelgewächse, Lilien- und Amaryllis-Arten (darunter die meterhohe Natallilie, Amaryllis Belladonna) empor. Hier werden Zuckerrohr, Baumwolle, Kaffee, Bananen, höher hinauf alle europäischen Kulturgewächse gebaut. Auch die europäischen Haustiere gedeihen in N., besonders aber in den nördlichen Distrikten die Schafe, welche eine vortreffliche Wolle liefern. Der Viehstapel zählte 1886: 50,012 Pferde, 629,725 Rinder, 569,556 Schafe und 22,927 Schweine. Von wilden Tieren sind der Löwe und Elefant schon längst aus den Grenzen von N. verschwunden; zahlreich ist noch der Leopard, an verschiedenen Antilopenarten ist kein Mangel. Sehr verbreitet sind giftige Schlangen, eine wahre Landplage die Termiten und die Blutwanze (Tick der Kolonisten). Großen Schaden verursachen periodische Dürre, der ganze Herden zum Opfer fallen, und Nachtfröste, welche die Ernten der tropischen Produkte gefährden. Die Zahl der Bewohner betrug 1886: 442,697 Seelen, wovon nur 35,453 Europäer, dagegen 361,766 Kaffern (Amakosa und Amazulu) und 27,276 indische und chinesische Kulis waren. Hauptbeschäftigungen sind Ackerbau und Viehzucht. Ausgeführt werden namentlich Wolle, Rohzucker, Häute und Felle, außerdem noch Mais, Angoraziegenhaar, Straußfedern, Elfenbein, Arrowroot, im ganzen 1886 für 960,290 Pfd. Sterl. Die Einfuhr (1,331,115 Pfd. Sterl.) besteht in Kleidern, Baumwollmanufakten, Weizenmehl, Eisen und Eisenwaren, Reis, Wollwaren, Maschinen, Kaffee, Bier u. a. Der Schiffsverkehr betrug 1886: 392,834 Ton. Eine Eisenbahn führt von Durban über Pietermaritzburg nach Ladysmith und sendet von Durban Zweigbahnen nach Norden und Süden aus, insgesamt 347 km. Dampferlinien verbinden Durban mit den Häfen der Kapstadt, Ostafrikas und Mauritius’, ein Kabel mit Aden. An der Spitze der Verwaltung steht ein von England ernannter Gouverneur mit einem aus zwei Häusern bestehenden Parlament. Die Einkünfte (1886: 600,178 Pfd. Sterl.) blieben seit Jahren hinter den Ausgaben (717,415 Pfd. Sterl.) zurück. Die Kolonialschuld beträgt 3,972,930 Pfd. Sterl. Administrativ zerfällt N. in zwölf Distrikte (Grafschaften; seit 1887 steht das angrenzende Zululand unter der Verwaltung des Gouverneurs von N.); Hauptstadt ist Pietermaritzburg mit dem Sitz des Gouverneurs, Haupthafen und Handelsort Durban mit deutschem Konsulat.

Die Küste von N. wurde zuerst Weihnachten 1497 von Vasco da Gama erreicht und, weil er am Weihnachtstag (dies natalis Domini) hierher kam, N. genannt. Um 1575 besuchte der Portugiese Perastrello das Land, doch ward dasselbe trotz seiner günstigen Lage nicht kolonisiert. Erst 1719 gründeten die Holländer daselbst eine Kolonie, welche jedoch bald wieder einging. Keinen längern Bestand hatte die vom englischen Leutnant Farewell 1824 gegründete Niederlassung. Erst 1834 siedelten sich wieder einige Engländer daselbst an. Kapitän Gardiner bereiste das Land 1835 in verschiedenen Richtungen, trat in freundschaftliche Verbindung mit dem Zulukaffernkönig Dingaan und erhielt von ihm über 28,000 qkm Landes abgetreten. Er gründete Port Durban und konstituierte die Kolonie als Republik Victoria, bat aber die englische Regierung vergebens, dieselbe als britische Kolonie in Besitz und Schutz zu nehmen. Gardiner verließ deshalb N., und die Kolonie ging wieder ein. Inzwischen kamen 1837 nach und nach verschiedene Züge unzufriedener Buren, welche aus der Kapkolonie auswanderten, nach N., bestanden unter Peter Retief, Gert Maritz und Andreas Pretorius mehrere siegreiche Kämpfe gegen die Zulukaffern und gründeten im eroberten Gebiet das zum Andenken Peter Retiefs und Gert Maritz’ sogen. Pietermaritzburg. Die Kolonie, die „batavisch-afrikanische Maatschappij“, wie die Buren ihre Niederlassung in N. nannten, blühte rasch auf und konstituierte sich im November 1839 als unabhängige Republik Port N. Aber der Gouverneur der Kapkolonie, Sir George Napier, bestritt 1840 den Buren das Recht, in N. einen unabhängigen Staat zu gründen, und begann 1842 die Feindseligkeiten, infolge deren das Gebiet von N. der britischen Hoheit unterworfen wurde, die Buren aber meist in das Gebiet des Vaal und Oranje auswanderten. Die 1848 vom Gouverneur Sir Harry Smith gemachten Versöhnungsversuche kamen allerdings zu spät, indem die Auswanderung nicht rückgängig gemacht werden konnte; indes wurden die zurückgebliebenen Buren zufriedengestellt und ordneten sich willig der britischen Herrschaft unter. N. wurde 1856 zu einer besondern, von der Kapkolonie unabhängigen Kolonie erhoben und durch verschiedene neue Erwerbungen (zuletzt 1865 Alfredia) vergrößert. Vgl. Brooks, History and description of the colony of N. (Lond. 1876); Kermode, N., its early history, rise etc. (das. 1882); Peace, Our colony of N. (das. 1885); E. v. Weber, Vier Jahre in Afrika (Leipz. 1879); „Natal official handbook“ (Lond. 1886).

Natal, Hauptstadt der brasil. Provinz Rio Grande do Norte (s. d.).

Natālis (sc. dies, lat.), bei den Kirchenvätern s. v. w. Tag der Geburt, insbesondere der Todestag eines Märtyrers (natalitia martyrum), als Geburtstag für das ewige Leben; in späterer Zeit auch der Tag der Erhebung zum Bischof, der Eintrittstag eines Novizen in das Kloster, der Tag des Professes, auch der Kirchweihtag.

Natalkörner, s. Gelbbeeren.

Natation (lat.), das Schwimmen; Schwimmkunst.

Natatōres (lat.), Schwimmvögel.

Natchez (spr. nattsches), Stadt im nordamerikan. Staat Mississippi, am Mississippifluß, teilweise auf der Höhe der Bluffs gebaut. Die Oberstadt hat breite, von immergrünen Eichen und andern subtropischen Bäumen beschattete Straßen. Die hervorragendsten Gebäude sind der Gerichtshof, die Freimaurerhalle und die katholische Kathedrale. Die Stadt hat sich von den ihr während des Bürgerkriegs geschlagenen Wunden noch nicht erholt und zählte 1880 nur 7058 Einw. Sie wurde 1700 gegründet und hat ihren Namen von einem ausgestorbenen Indianerstamm.

Nathan, hebr. Prophet, rügte mit Freimut Davids sittliche Schwächen, namentlich den Ehebruch mit Bathseba (2. Sam. 12). David vertraute ihm die Erziehung seines Sohns Salomo an, unter welchem er eine einflußreiche Stellung behauptete.

Nathanaël, eine dem Johanneischen Evangelium (1, 45–52; 21, 2) eigentümliche Gestalt, das Ideal eines Jüngers darstellend.




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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 1023. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s1023.jpg&oldid=- (Version vom 4.9.2021)