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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11

Besitzungen äußerst gewinnreiche Sklavenhandel nach auswärts ist großenteils unterdrückt, während er im Innern kaum abgenommen hat. Der Haupthandel findet mit England und Britisch-Indien mittels englischer und indischer Postdampfer statt, die monatlich einmal zwischen den Häfen der Kolonie (Delagoabai, Schiluane, Quillimane, M., Ibo), dem Suezkanal, Bombay und dem Kapland verkehren und dafür eine Subvention von 320,000 Mk. jährlich erhalten. Französische Dampfer fahren zwischen der Stadt M. und Mojanga auf Madagaskar. Die Haupteinfuhren bestehen in ungebleichten Baumwollzeugen, farbigen Taschentüchern, Spirituosen, Glaswaren und Perlen. In den Häfen M., Quillimane, Inhambane, Ibo, Kap Delgado und Lourenço Marquez beträgt die jährliche Einfuhr 1,170,000, die Ausfuhr 1,128,000 Milreis. Der Handel hat sich seit der Ermäßigung der früher enorm hohen Zölle bedeutend gehoben. Die Kolonie steht unter einem in der Stadt M. residierenden Generalgouverneur und zerfällt in acht Distrikte: Kap Delgado, Angotscha, Quillimane-Tete, Sofala, Inhambane, Lourenço Marquez, Bagumto und Terras fermas. Das Budget der Kolonie ist passiv; es betrug 1885–86 in Einnahme 462,118, Ausgabe 688,987 Milreis. Doch gibt sich die Regierung große Mühe, die Baumwollkultur durch sehr billige Verpachtung großer Landstrecken zu heben und neue Industrien durch Privilegien und Landbewilligungen zu unterstützen, freilich ohne bedeutenden Erfolg. Telegraphische Verbindung besteht mit dem Kapland und Aden, im Innern sind 25 km im Betrieb, 100 km projektiert. Eine Eisenbahn von Quillimane nach Tangala am Meer (30 km) ist projektiert, im Bau eine andre von der Delagoabai in das Transvaal. Die gleichnamige Hauptstadt liegt auf der Insel M., einer schmalen, kaum 7 km langen Korallenbildung, die eine nur wenige Kilometer breite Meeresstraße vom Festland trennt. Die Reede ist flach, nur kleinere Schiffe können am Strand ankern. Die Stadt ist Sitz des Generalgouverneurs, eines Bischofs und eines deutschen Konsuls, hat einen stattlichen Gouverneurspalast, eine Kathedrale, Zollhaus, Arsenal und großartige Faktoreien französischer, Schweizer und deutscher Handelshäuser. Die Straßen sind eng und winkelig, aber sauber, das Viertel der Eingebornen dagegen sehr schmutzig. Die Bevölkerung besteht aus 150 Weißen, meist Portugiesen, mehreren hundert Banianen, welche den Handel mit Indien in Händen haben, einigen Chinesen und Arabern und 4–5000 Makua. An der Nordspitze der Insel liegt das Fort San Sebastian, 1508 unter Albuquerque mit einem ungeheuern Geldaufwand erbaut; die Steine kamen numeriert aus Europa. Die Garnison besteht aus Goanesen unter portugiesischen Offizieren. Die Stadt hatte früher, namentlich als der Sklavenhandel, der übrigens noch nicht ganz aufgehört hat, im Schwange war, eine große Bedeutung, ist aber heruntergekommen und wird bald von Quillimane und Lourenço-Marquez überflügelt werden. Im Innern ist Tete am Sambesi ein bedeutender Handels- und Stapelplatz, woselbst große Messen abgehalten werden. Die Insel M. wurde zuerst von Vasco da Gama besucht, die Stadt 1506 von den Portugiesen Tristan da Cunha und Albuquerque besetzt.

Mosasaurier, s. Reptilien.

Mosbach, 1) Kreis- und Amtsstadt im Großherzogtum Baden, im Odenwald, am Elzbach und an der Linie Heidelberg-Würzburg der Badischen Staatsbahn, 158 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein altes schönes Rathaus mit reichem Archiv, ein altes Schloß, eine höhere Bürgerschule, ein Landgericht, Thonofen- und Sohllederfabrikation, eine Stempelfabrik, Bierbrauerei, Wein- und Obstbau und (1885) 3423 meist evang. Einwohner. Zum Landgerichtsbezirk M. gehören die acht Amtsgerichte zu: Adelsheim, Boxberg, Buchen, Eberbach, M., Tauberbischofsheim, Walldürn und Wertheim. – 2) Stadt, s. Biebrich.

Moscatello, s. Muskatellerwein.

Moschee (ital. Moschéa, v. arab. mesdschid, „Anbetungsort“), Benennung der mohammedanischen Bethäuser, von welchen man zwei unterscheidet: die größern, Dschami, und die kleinern, Mesdschid. Die Dschami oder Kullijet haben einen oder mehrere Türme (Minarets); in ihnen wird vom Chatib (s. d.) der Freitagsgottesdienst abgehalten, was in den kleinern Moscheen, Mesdschid, welche keinen Turm haben, nicht geschehen darf. In ihrem Baustil stehen die arabischen Moscheen dem altchristlichen Basilikenstil näher und lassen zugleich den Einfluß persischer Bauten der Arsakiden- und Sassanidenzeit erkennen. Die türkischen schließen sich an ihr Vorbild, die Sophienkirche zu Konstantinopel, an; nur steigt die mittlere Hauptkuppel gewöhnlich freier und höher empor und ist außerdem von einem Konglomerat von Nebenkuppeln und Bogen umgeben. Die Minarets in der Türkei sind sehr schlanke, spitze Türme (wodurch sich diese von den arabischen unterscheiden), um deren obern Teil eine oder mehr Galerien (Scherife) laufen, von welchen die Muezzins die Gläubigen fünfmal des Tags zum Gebet rufen, und die bei hohen Festen mit Lampen erleuchtet werden. Sie sind in Stockwerke abgeteilt und in der Regel an den Ecken der Moscheen angebracht, stehen oft aber auch ganz isoliert; ihre Zahl ist verschieden (bei größern Gebäuden zwei oder vier). Die größern Moscheen haben gewöhnlich außer dem eigentlichen mit Säulengängen und einem Brunnen für die Abwaschungen versehenen Vorhof (Haram) noch einen äußern, durch Mauern abgeschlossenen und mit Bäumen bepflanzten Hof, welcher Fontänen, Waschplätze, Mausoleen, Friedhöfe etc. einschließt, und an den häufig noch Bibliotheken (Kutubhane), gelehrte Schulen (Medresse) oder Elementarschulen (Mekteb), Armenküchen (Imaret) Brunnen (Sebil), ja selbst Bäder (Hammâm) und Logierhäuser (Hân) angebaut sind. Die Hauptachse der M. liegt in der Richtung nach Mekka, welche bei der Verrichtung des Gebets stets mit dem Gesicht innegehalten werden muß und als Keblah bezeichnet sowie durch eine Nische (Mihrab) in der Hinterwand angezeigt wird. Rechts daneben ist die Kanzel (Minber) für den Freitagsgottesdienst und links in den größern Moscheen, welche der Sultan besucht, eine für ihn bestimmte Tribüne mit vergoldetem Gitter (Maksura). Gegen die Mitte zu erhebt sich eine (auch zwei) auf Säulen ruhende hohe Estrade (Mahfil), auf welcher die Koranvorleser Platz nehmen, ferner eine viereckige erhöhte Plattform (Mastaba), von welcher aus die Muezzins im Innern zum Gebet rufen. Wände und Pfeiler sind mit großen Tafeln geschmückt, auf welchen die Namen Gottes, des Propheten, der vier ersten Kalifen und viele Koransprüche in kalligraphischen Verschlingungen aufgemalt sind; von der Decke herab hängen eiserne Kronleuchter. Der Fußboden ist mit Teppichen oder Strohmatten bedeckt; Bänke und Stühle fehlen ganz. Wände und Pfeiler sind mit farbigen Marmorplatten bekleidet; die Malerei kommt nur als Kalligraphie, die Skulptur

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 820. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0820.jpg&oldid=- (Version vom 30.8.2021)