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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11

Auer- und Birkhähne, wilde Tauben werden eingegraben, um das Fleisch genießbar zu machen.

Mortĭmer, Roger, Graf von March, geb. 1284, war unter Eduard II. im Tower gefangen, floh aber 1324 nach Frankreich und verband sich hier mit Isabella, der Gemahlin Eduards, für deren Buhlen er galt. Nachdem der König gestürzt und auf sein Betreiben ermordet war, übte M. durch Isabella im Namen des jungen Eduard III. eine unerträgliche Gewaltherrschaft, wurde aber nach des letztern Mündigkeit verhaftet und starb 29. Nov. 1330 am Galgen.

Mortis causa (lat.), von Sterbens wegen.

Morton (spr. mort’n), James, Graf von, Regent von Schottland, s. Douglas 14).

Morton, Oliver Perry, amerikan. Staatsmann, geb. 4. Aug. 1823 in Wayne County im Staat Indiana, stammte aus der englischen Familie Throckmorton, welche unter der Königin Elisabeth hohe Ämter und Würden bekleidete, 1770 nach Amerika auswanderte und sich M. nannte. M. verlor früh seinen Vater, ward anfangs einem Hutmacher in die Lehre gegeben, ging aber dann auf das Wayne County-Seminar und ward nach dem Besuch der Miami-Universität Advokat zu Centreville in Indiana. In politischer Beziehung schloß er sich der republikanischen Partei an, wurde bald einer der eifrigsten und einflußreichsten Vorkämpfer derselben und 1861 zum Gouverneur des Staats erwählt. Er ordnete die durch Korruption der Beamten zerrütteten Finanzverhältnisse und erwarb sich das große Verdienst, Indiana bei der Union zu erhalten trotz der südstaatlichen Sympathien der Legislatur. 1866 ward er zum Bundessenator erwählt und übernahm sofort die Führung der republikanischen Partei im Senat. Den Südstaaten gegenüber bewahrte er stets eine unversöhnliche Haltung, wie er anderseits die Schäden und die Korruption in seiner eignen Partei zu beschönigen und zu verbergen eifrig bemüht war, obwohl er selbst sich von jeder Schwäche in dieser Beziehung freihielt. 1876 bewarb er sich um die Nomination zum Kandidaten für das Präsidentenamt, doch ohne Erfolg. Er starb 1. Nov. 1877 in Indianapolis. Vgl. Walker, Sketch of the life of O. P. M. (Ind. 1877).

Mortuarĭum (lat.), s. Tote Hand.

Morŭla, s. Ei, S. 350, und Entwickelungsgeschichte, S. 683.

Morus, Pflanzengattung, s. Maulbeerbaum.

Morus, Thomas, eigentlich More, Kanzler Heinrichs VIII. von England, geboren um 1480 zu London als Sohn eines Richters an der King’s Bench, war längere Zeit Page des Kardinals Morton, Erzbischofs von Canterbury, studierte zu Oxford, ward in London 1508 Sachwalter und 1510 Untersheriff, 1518 aber von König Heinrich VIII. zum Mitglied des Geheimen Rats ernannt und mit verschiedenen diplomatischen Missionen in Frankreich und in den Niederlanden betraut. 1523 war er Sprecher des Unterhauses, 1529 wurde er nach dem Sturz Wolseys, mit dem er nicht in gutem Einvernehmen gestanden hatte, zum Großkanzler ernannt. Mit Heinrichs Ehescheidung von Katharina war M. nicht einverstanden, und als der König 1531 nach seiner Lossagung vom Papste durch Thomas Cranmer seine Reformationsideen zu verwirklichen strebte, legte M. seine Ämter nieder. Da er 1534 das Successionsstatut beschwören und zugleich des Königs Scheidung als rechtmäßig anerkennen sollte, weigerte er sich des letztern, da die Scheidung schriftwidrig sei. Deshalb in den Tower gesetzt, ward er, nachdem er auch den Suprematseid verweigert hatte, im Mai 1535 als Hochverräter zum Tod verurteilt und 6. Juni d. J. hingerichtet. Seine am meisten bekannte Schrift ist: „De optimo statu rei publicae deque nova insula Utopia“ (Löwen 1516; deutsch mit Einleitung von Öttinger, Leipz. 1846; von Kothe, das. 1874; von Kautsky, Stuttg. 1887). M. ist der erste, der die englische Sprache in prosaischer Darstellung wirklich beherrschte. Seine sämtlichen Werke wurden zuerst in 2 Bänden herausgegeben, von denen der erste (Lond. 1559) die englischen, der andre (Löwen 1566) die lateinischen Werke enthält. Sein Leben beschrieben Rudhart (2. Ausg., Augsb. 1852), Walter (Lond. 1839), Mackintosh (das. 1844), R. Baumstark (Freiburg 1879).

Morvern, Halbinsel in Argyllshire (Schottland), zwischen den Lochs Sunart und Linnhe, 367 qkm groß mit (1881) 828 Einw.

Mosabiten, s. Mzabiten.

Mosaīk (v. griech. museion, „den Musen gehörig“, lat. Opus musivum, ital. Musaico, franz. Mosaïque, musivische Arbeit), jede Flächenzeichnung oder Flächenmalerei, welche durch eine Nebeneinanderreihung von festen verschiedenfarbigen Körpern hervorgebracht wird. Wahrscheinlich stammte die Kunst der M. aus dem Orient. Ciampini will die ersten Spuren bei den Persern, Abbé Häffelin bei den Ägyptern gefunden haben. Anfänglich wurde sie nur zur Verzierung der Fußböden benutzt, und zwar begann man mit großen Mustern, welche aus geometrisch zugeschnittenen Scheiben von Stein oder Marmor gebildet wurden (pavimenta sectilia), die aber auch später noch in Gebrauch blieben. Allmählich wurden kleinere Würfel benutzt und die Zeichnung dadurch reichhaltiger, sie blieb aber zunächst auf den Fußboden beschränkt (pav. tendata, lithostrata), der in Tempeln, Säulengängen, Prachtgemächern immer prunkender wurde und in der alexandrinischen Zeit selbst figürliche Darstellung nicht verschmähte. Nun wendete man kleinste Stein- oder Glasflußstifte zur Erreichung feinerer Zeichnung an, behielt jedoch die Bestimmung des Fußbodens im Auge und ahmte im M. entweder Teppichmuster mit breiten Borten (so in dem durch die französische Expedition ausgegrabenen Mosaikfußboden in der Vorhalle des Zeustempels zu Olympia, s. auch Tafel „Ornamente I“, Fig. 45 und 46) oder für Speisezimmer den Abfall der Mahlzeit nach, den man unter den Tisch zu werfen pflegte. Mosaiken dieser Art, oikos asarōtos („ungekehrter Fußboden“) genannt, hatte besonders Sosos von Pergamon in hoher Vollendung ausgeführt. Ein andres, aus dieser Zeit vermutlich stammendes Motiv schildert das berühmte Taubenmosaik aus Hadrians Villa bei Rom, jetzt im kapitolinischen Museum, ein auf dem Boden stehendes Wasserbecken, auf dessen Rändern Tauben sitzen. Erst der alle Grenzen überschreitende Luxus der ersten Kaiserzeit hielt die natürlichen Schranken des M., welches Ornament des Estrichs sein soll, nicht mehr ein, überzog mit M. selbst die Wände und Decken und versuchte sich endlich mit steigendem Erfolg in der Wiedergabe von Gemälden, die schließlich, auf den Boden gelegt, dem Betreten preisgegeben wurden. Über das ältere römische M. sind wir nicht unterrichtet, das spätere ist durchweg von griechischen Motiven abhängig und hat uns verschiedene Gemälde alexandrinischer Zeit in gelungenen Nachbildungen gerettet. Das bedeutendste ist die 1831 in Pompeji in der Casa di Goethe gefundene Alexanderschlacht (s. d.), eins der herrlichsten Kunstwerke dieser Art, jetzt im Nationalmuseum zu Neapel. Das umfangreichste M., welches uns teilweise erhalten ist, befand sich in Präneste (daher das

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 817. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0817.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2022)