Seite:Meyers b11 s0525.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11

seltener durch mechanische Manipulationen, beruht; sie handelt von den Erscheinungen in den Hütten, in denen die Darstellung der Metalle etc. erfolgt. Die Hüttenkunde beschreibt die auf diesen Grundsätzen basierenden metallurgischen Operationen, wie sie an verschiedenen Orten ausgeführt werden. Die metallurgische Hüttenkunde endlich hat es mit der Entwickelung und der Anwendung der metallurgischen Prinzipien auf die Ausscheidung der nutzbaren Metalle aus den Erzen zu thun. Die Galvanometallurgie bespricht speziell die Prozesse, bei welchen Metall mit Hilfe des galvanischen Stroms aus ihren Verbindungen abgeschieden werden, und die Hydrometallurgie die Gewinnung der Metalle auf nassem Weg. Vgl. Hüttenkunde.

Metallverwandlung, s. Alchimie.

Metallwährung, s. Währung.

Metallzeit (hierzu die Tafeln „Kultur der Metallzeit I und II“), die zweite große Hauptabteilung der Prähistorie. Während in der der M. vorausgehenden Steinzeit Metall noch völlig unbekannt war, tritt dasselbe in der M. unter den Geräten, Werkzeugen und Waffen unsrer Vorfahren auf, jedoch so, daß steinerne Geräte, Werkzeuge und Waffen noch längere Zeit neben den metallenen Verwendung finden. Der Zeitpunkt des Ersatzes von Stein, Knochen etc. durch Metall war bei verschiedenen Völkern ein sehr verschiedener. Während z. B. in Ägypten und Mesopotamien der Anfang der M. um Jahrtausende hinter den Beginn unsrer Zeitrechnung zu verlegen ist, befinden sich einzelne Naturvölker (Eingeborne Australiens, gewisse Südseeinsulaner etc.) noch jetzt in der Steinzeit. Edelmetalle, besonders Gold, sind dem Menschen schon sehr frühzeitig bekannt geworden, konnten aber, da sie lediglich zu Schmuck verwendet wurden, für die Entwickelung desselben nicht viel leisten; dagegen bezeichnet die Benutzung von Eisen, Kupfer, Bronze zur Herstellung von Geräten und Werkzeugen insofern einen höchst wichtigen Kulturfortschritt, als durch dieselbe die Entwickelung und Vervollkommnung von Gewerben und Künsten in hohem Grad gefördert wurde. Über die Frage, welchem von den genannten Metallen die Anciennität zukomme, ist noch nicht mit Sicherheit entschieden. Um die Mitte der 30er Jahre unsers Jahrhunderts wurde durch Danneil in Salzwedel und durch Lisch in Schwerin die Ansicht ausgesprochen, daß sich unsre nationalen Altertümer vorgeschichtlicher Zeit in drei große streng geschiedene Gruppen abteilen ließen, deren bestimmende Merkmale in dem verschiedenen Material der Waffen und Werkzeuge aus Stein, Bronze und Eisen zu erkennen seien, und in Übereinstimmung mit diesen Anschauungen stellten bald darauf skandinavische Forscher (an ihrer Spitze der Däne Thomsen) das Dreiperiodensystem auf, wonach auf die Steinzeit eine Bronzezeit und auf diese das Zeitalter des Eisens gefolgt sein soll. Im Gegensatz zu dieser Theorie, welche von der Mehrzahl der skandinavischen und britischen Forscher und auch von einzelnen deutschen Gelehrten noch jetzt aufrecht erhalten wird, hat sich in den letzten Jahren die Ansicht Geltung verschafft, daß nicht sowohl das Material der Geräte, Werkzeuge und Waffen als vielmehr die Stilform für die chronologische Einteilung der M. in verschiedene Perioden sowie für die Feststellung des Ursprungs der Metallgeräte der Vorzeit ausschlaggebend ist. Nach Lindenschmit wären alle in Nord- und Mitteleuropa aufgefundenen prähistorischen Bronzen als aus den Mittelmeerländern stammende Exportartikel oder als rohe Nachahmungen von eingeführten Metallobjekten, bez. als in eingeführten Gußformen hergestellte Objekte zu betrachten, und die vorgeschichtliche Bronzekultur Nord- u. Mitteleuropas wäre im Grund nichts andres als eine Periode gesteigerten Verkehrs des Handels und der Industrie der Mittelmeervölker; doch ist diese Ansicht nach den neuern Untersuchungen nicht mehr haltbar. Anderseits berechtigt die Thatsache, daß in der Schweiz, in Skandinavien, in einzelnen Gegenden Norddeutschlands etc. auf die Steinzeit unmittelbar eine Periode gefolgt ist, in welcher Bronze das vorherrschende Metall war, nicht zu dem Schluß, daß überall der Gebrauch der Bronze demjenigen des Eisens vorausgegangen ist; vielmehr steht fest, daß die lokalen Verhältnisse auf die Entwickelung der Metallkultur einen bestimmenden Einfluß ausgeübt haben, daß in Ländern, wo gediegenes Kupfer und Kupfererze häufig vorkommen, der Mensch zuerst auf die Benutzung dieses Metalls verfiel, daß dagegen da, wo Eisenerze mit Ausschluß von gediegenem Kupfer und Kupfererzen sich vorfinden, zuerst Eisen zur Verwendung kam. Beck betont die weite Verbreitung der Eisenerze und die verhältnismäßig einfache Gewinnung des Eisens, wogegen die Bronzeindustrie die Kenntnis des Kupferausbringens, des Zinnschmelzens und der Kunst des Formens und Gießens voraussetzt und die Zinnerze nur an wenigen von den Kulturzentren der Alten Welt weit entlegenen und für den vorgeschichtlichen Menschen schwer erreichbaren Lokalitäten angetroffen werden. Auch beweist das Nichtvorkommen von Eisen an irgend einer Fundstätte keineswegs, daß es nie vorhanden gewesen ist. Denn das Eisen wird durch Rost verhältnismäßig schnell zerstört und erhält sich nur unter exzeptionellen Bedingungen im Erdboden, während Bronze sehr widerstandsfähig ist. Auch gab man wohl lieber den Toten die goldschimmernde, wertvolle Bronze mit ins Grab als das minder wertvolle, unansehnliche Eisen.

Daß die Erfindung der Bronze an vielen Punkten der Erde zu gleicher Zeit gemacht wurde, ist in anbetracht ihrer Herstellung unwahrscheinlich. Vielmehr gab es wohl nur wenige Erfindungszentren, vielleicht ursprünglich nur ein einziges, von wo aus der Gebrauch der Legierung sich allmählich über den Erdball verbreitet hat. Dem entsprechend zeigen die prähistorischen Bronzen im allgemeinen gleiche Zusammensetzung. Waffenbronze, bei der es besonders auf Härte ankommt, besteht fast stets aus 88–90 Teilen Kupfer und 10–12 Teilen Zinn; die häufig vorhandenen Beimengungen von Blei, Arsen und Nickel sind auf zufällige Unreinheit des verwendeten Kupfers und Zinns zurückzuführen. Beim Bronzeguß benutzte man ein Modell aus Holz oder einer andern harten Substanz und eine zweiteilige Form in Sand oder Thon, oder ein Wachsmodell, welches mit Lehm umgeben und nach dem Trocknen des letztern geschmolzen wurde. Was das Eisen anlangt, so dürften die meisten Völker selbständig zur Herstellung und Verarbeitung desselben gelangt sein, da bei zahlreichen auf niedriger Kulturstufe stehenden Völkern eine Eisenindustrie angetroffen wird, die schwerlich von außen eingeführt wurde.

Kupfer hat wohl in keinem Land in prähistorischer Zeit so allgemeine Verwendung gefunden wie in Nordamerika, wo es außerordentlich häufig gediegen angetroffen wird. Eine bedeutende Rolle hat das Kupfer in früher prähistorischer Zeit bei den Ägyptern gespielt; bereits unter den letzten Königen der 3. Dynastie war das auf der Sinaihalbinsel gelegene Kupferbergwerk Wadi-Meghara in Betrieb. Anderseits

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 525. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0525.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2021)