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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11

gewidmet und erweiterte seine Kenntnisse auf Reisen durch Deutschland und Italien. 1750 verkaufte er den Bücherverlag, den er nach dem Tod seines Vaters fortgeführt hatte, und erwarb sich damit das Amt eines königlichen Sekretärs und Kanzleikontrolleurs zu Paris, beschäftigte sich aber fortan fast ausschließlich mit der Bereicherung seiner Kupferstichsammlung. Er starb 10. Sept. 1774 in Paris. Seine Sammlung, die mehr als 1400 Zeichnungen und über 1500 Kupferstiche enthielt, wurde nach seinem Tod zerstreut. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: „Architecture française“ (Par. 1727); „Traité des pierres gravées du cabinet du roi“ (das. 1750, 2 Bde.); „Description sommaire des dessins des grands maîtres d’Italie, etc., du cabinet du feu M. Crozat“ (das. 1741). Seine handschriftlichen Notizen, die eine Fülle von interessantem Material bieten, wurden in den „Archives de l’art français“ veröffentlicht unter dem Titel: „Abécédaire de P. J. M. et autres notes inédites de cet amateur sur les arts et les artistes“ (Par. 1851–1860, 6 Bde.).

2) Auguste Edouard, berühmter franz. Ägyptolog, geb. 12. Febr. 1821 zu Boulogne sur Mer, war anfänglich Lehrer in seiner Vaterstadt, erhielt 1849 eine Anstellung am ägyptischen Museum in Paris, unternahm 1850–54 eine wissenschaftliche Reise durch Ägypten und machte während derselben insbesondere durch die Auffindung der Apisgräber in Memphis seinen Namen allgemeiner bekannt. Nach seiner Rückkehr wurde er zum Conservateur-Adjoint am ägyptischen Museum ernannt. Doch begab er sich bereits 1858 wieder nach Ägypten, wo er vom Vizekönig nun mit der Oberleitung der von der Regierung veranstalteten Ausgrabungen betraut wurde. In dieser Stellung hat M. die wichtigsten alten Denkmäler zu Tage gefördert; seine bedeutendste Arbeit dieser Art ist die Bloßlegung der Tempel von Abydos und Edfu. Man verdankt M. auch die Anlage des altägyptischen Museums in Bulak bei Kairo, dessen Direktor er viele Jahre hindurch gewesen. Sein letzter Erfolg war die Öffnung dreier Pyramiden der sechsten Dynastie bei Sakkâra, welche in ihren innern Grabkammern wichtige Inschriften enthalten. Außer zahlreichen Aufsätzen in ägyptologischen Zeitschriften veröffentlichte er: „Choix de monuments et de dessins découverts pendant le déblayement du Sérapéum“ (Par. 1856); „Le Sérapéum de Memphis“ (1857–66, 9 Lfgn.); „Lettres à M. de Rougé sur les résultats des fouilles entreprises par ordre du vice-roi d’Égypte“ (1860); „Aperçu de l’histoire d’Égypte“ (1864); „Principaux monuments du musée d’antiquités égyptiennes à Boulaq“ (1864); „Nouvelle table d’Abydos“ (1865); „Fouilles exécutées en Égypte, en Nubie et au Soudan“ (1867); „Abydos; description des fouilles“ (1870–80, 2 Bde.); „Catalogue général des monuments d’Abydos“ (Par. 1881); „Dendérah; description générale du grand temple de cette ville“ (das. 1870–80); „Les papyrus égyptiens du musée de Boulaq“ (1871–77, 3 Bde.); „Karnak; étude historique et archéologique“ und „Les listes géographiques des pylônes de Karnak“ (beide 1875); „Deir-el-Bahari, documents etc.“ (das. 1877); „Monuments divers etc.“ (Par. 1872–82); „Voyage dans la Haute-Égypte“ (das. 1878, Bd. 1); „Questions relatives aux nouvelles fouilles à faire en Égypte“ (das. 1879); „Itinéraire de la Haute-Égypte“ (3. Aufl., das. 1880). M. hatte vom Vizekönig von Ägypten den Titel Bei erhalten und wurde 1867 zum Kommandeur der Ehrenlegion befördert; später wurde er auch Mitglied der französischen Akademie. Seit 1879 zum Pascha ernannt, starb er 18. Jan. 1881 in Bulak. Nach seinem Tod gab Maspero heraus: „Le Sérapéum de Memphis“ (1882, Bd. 1) und das unvollendete Werk „Les Mastaba de l’ancien empire“ (1882–86). In seiner Vaterstadt wurde ihm 1882 ein Denkmal errichtet.

Marigliano (spr. -riljāno), Stadt in der ital. Provinz Caserta, Kreis Nola, in der nördlich vom Vesuv gelegenen Ebene und an der Eisenbahn Cancello-Gragnano, mit Mauern und Thoren, einer schönen Kirche, großem, festem Schloß und (1881) 4714 Einw.

Marignano (spr. -rinjāno), Stadt, s. Melegnano.

Marilhat (spr. -ijá), Prosper, franz. Maler, geb. 1811 in Südfrankreich, bildete sich bei Roqueplan in Paris zum Landschaftsmaler aus, machte 1831 eine Reise nach dem Orient und hielt sich bis 1833 in Kairo auf. Nach Paris zurückgekehrt, malte er vorzugsweise ägyptische Landschaften und wurde so der Begründer der französischen Orientmalerei. Seine namentlich durch poetische Lichtwirkung ausgezeichneten Hauptwerke sind: Platz von Esbekieh in Kairo, Ruinen einer Moschee bei Kairo, Karawane bei Baalbek (1840), Erinnerung an die Nilufer, eine ägyptische Stadt in der Dämmerung, syrische Araber auf der Reise. Er starb 1852 in Paris.

Marillathal, klimat. Höhenkurort (seit 1880) im ungar. Komitat Krassó-Szörény, liegt 820 m ü. M. in einem dichten Fichtenwald des hochromantischen Marillathals, zwischen den Bergwerksorten Oravicza (s. d.) und Steierdorf, hat eine Kaltwasserheilanstalt und zeichnet sich durch mildes Klima aus. In der Tiefe der reizenden Umgebung befinden sich die großartigen Eisenhämmer, Hochöfen, Eisen-, Kupfererz- und Kohlengruben (Oravicza-Anina-Steierdorf) der Österreichisch-Ungarischen Staatseisenbahn.

Marille, s. Aprikosenbaum.

Marīne (franz., vom lat. marinus, „das Meer angehend“), Gesamtname für diejenigen Einrichtungen, welche ein Seeuferstaat besitzt, um Seehandel zu treiben und denselben zu schützen. Hiernach unterscheidet man eine Handels- u. eine Kriegsmarine. Unter M. schlechtweg versteht man meistens nur die Kriegsmarine.

I. Kriegsmarine.

Das schwimmende Material der Kriegsmarine, die Kriegsflotte, richtet sich in Art und Stärke nach der Größe des Seehandels, den überseeischen (kolonialen) Beziehungen und der geographischen Eigentümlichkeit des betreffenden Landes. England, Frankreich, Italien haben Hochseeschlachtflotten, in Deutschland erweitert sich mit dem Kolonialbesitz die Kreuzerflotte; es besitzt, ebenso wie Rußland, eine große Torpedoflottille für den Küstenkrieg, Schweden eine Schärenflotte. Nach diesen Gesichtspunkten haben die Kriegsmarinen etwa folgende Einrichtungen. 1) Die Flotte: a) eine Schlachtflotte für den Kampf auf hoher See und zum Angriff feindlicher Küsten, aus Panzerschiffen (Fregatten und Korvetten) bestehend, die Panzerflotte; sie bedarf zur Ausübung des Kundschafter- und Sicherungsdienstes der Beigabe von Kreuzern, Avisos und Torpedobooten; b) eine Kreuzerflotte, im Frieden für den auswärtigen Dienst, im Krieg zum Aufbringen feindlicher Handelsschiffe und zum Begleiten der Schlachtflotten, hauptsächlich ungepanzerte Fregatten, Korvetten und Kanonenboote, neuerdings auch gepanzerte Kreuzer; c) eine Küstenverteidigungsflotte, bestehend aus Panzerkanonenbooten, schwimmenden Batterien, Torpedobooten; d) Transportschiffe, welche den Schlachtschiffen

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 11. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b11_s0249.jpg&oldid=- (Version vom 10.12.2023)