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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

Irrtum herausgestellt hat, in den Schichten der laurentischen Formation nicht nachgewiesen. Das durch gleichzeitige vulkanische Thätigkeit gelieferte Material zeichnet sich (und es ist dies ein Gegensatz zu jüngern Formationen, auf dessen theoretische Wichtigkeit unter Gneis hingewiesen wurde) dadurch aus, daß es petrographisch identisch oder doch nahe verwandt mit dem Schichtungsmaterial ist, so namentlich Granit (Ganggranit im Gegensatz zu dem den Gneisschichten eingeschalteten Lagergranit) und Syenit, außerdem Diabas. Technisch wichtige Mineralien bergen die betreffenden Schichten häufig. Magneteisenerz und andre Erze sind ihnen teils als Lager, teils in Form der sogen. Fahlbänder (s. d.) eingelagert, während zahlreiche Gänge, namentlich auch von Erzen der Edelmetalle, sie durchsetzen. Für den Glimmer der Gneise tritt oft Graphit ein, der sich nesterweise aufhäuft und dann der Gewinnung unterliegt; Kryolith, das Rohmaterial für die Darstellung des Aluminiums, auch in der Sodafabrikation verwandt, Serpentin und fast chemisch reine Kalksteine bilden an vielen Orten wichtige Einlagerungen. Über die Theorien, welche hinsichtlich der Entstehung dieses ältesten Schichtensystems aufgestellt worden sind, vgl. unter Gneis. Es sei nur beigefügt, daß die Ansicht derer, welche eine rein sedimentäre Entstehung annehmen, durch eine zuerst von Sauer herrührende Beobachtung eine starke Stütze erhalten hat; derselbe wies im Erzgebirge in innigem Lagerungsverband sowohl mit Gneisen als mit Gesteinen der huronischen Formation Schichten nach, welche echte Gerölle von Gneis, Granit und Quarzit, durch ein kristallinisches Bindemittel verfestigt, führen.

Laurentĭus, Heiliger, aus Spanien gebürtig, ward 257 Diakonus und Schatzmeister in Rom. Die Legende berichtet über ihn, daß er, als ihm bei einer Christenverfolgung im folgenden Jahr angesonnen worden sei, die Schätze der Kirche auszuliefern, als solche die Armen und Kranken der Gemeinde bezeichnet habe und dann auf einem Rost lebendig gebraten worden sei. Sein Tag ist der 10. August. Abgebildet wird L. jugendlich, im Diakonengewand, gewöhnlich zu seinen Füßen den rechteckigen Rost, in der Hand eine Schüssel mit Kirchengeräten und Goldmünzen, zuweilen auch das Rauchfaß schwingend. Unter den bildlichen Darstellungen seiner Legende sind die von Giov. Fiesole im Vatikan zu Rom und von Tizian in der Jesuitenkirche zu Venedig am bedeutendsten.

Laurentum, uralte Küstenstadt Latiums, südwestlich von Ostia, wo Äneas der Sage nach landete und König Latinus seinen Sitz hatte, unter den römischen Königen Handelsplatz. L. blieb im latinischen Krieg allein Rom treu und figurierte deshalb trotz seiner Unbedeutendheit bis auf Augustus als unabhängiger Verbündeter der mächtigen Weltherrscherin. Heute Torre Paterno.

Laurĭa, Stadt in der ital. Provinz Potenza, Kreis Lagonegro, zerfällt in die auf steiler Höhe gelegene, von Mauern umgebene obere und in die im Thale liegende untere Stadt und hat (1881) 10,170 Einw., welche Leinweberei betreiben. L. ist der Geburtsort des in der Geschichte der Sizilianischen Vesper berühmten Admirals Roger de L.

Lauriācum, im Altertum starke Festung in Noricum, mit großen Waffenfabriken, rechts an der Donau, Hauptquartier der zweiten Legion und Stationsort einer Donauflotte, wurde im 6. Jahrh. durch die Avaren zerstört. Ruinen Lorch bei Enns (s. d.).

Lauriānu, Trebonie, rumän. Geschichtsforscher, geb. 1810 in Siebenbürgen, studierte zu Klausenburg und Wien, ward 1844 Professor an der Schule zu St. Sava in Bukarest, beteiligte sich 1848 lebhaft an den politischen Bewegungen in Siebenbürgen, ward 1852 Inspektor der moldauischen Schulen in Jassy, 1858 Professor an der Universität in Bukarest, wo er 1881 starb. Seine Hauptschriften sind: „Coup d’œil sur l’histoire des Roumains“ (Bukar. 1846, auch deutsch); „Tentamen criticum in originem derivationem et formam linguae romanicae“ (Wien 1840); „Istoria Romanilor“ (Jassy 1853); „Magazinul istoric pentru Dacia“ (Bukar. 1844–47, 4 Bde.); „Die Rumänen der österreichischen Monarchie“ (1849–51); „Geografia territoru române“ (1855); „Dictionariulu limbei române“ (mit Massimu, 1871–77, 3 Bde.) u. a.

Laurīn (Luaran, Luarin), in der deutschen Heldensage der Name eines Zwergenkönigs, der seinen Sitz in Tirol hatte und Kämpfe mit Dietrich von Bern bestand. Die Darstellung dieser Kämpfe bildet den Inhalt eines altdeutschen Heldengedichts: „L.“ oder „Der kleine Rosengarten“, dessen ursprüngliche Fassung wohl noch dem 12. Jahrh. angehört, das uns aber nur in einer Bearbeitung aus dem 13. Jahrh. erhalten ist. Als Verfasser geben einige Überarbeitungen Heinrich von Ofterdingen an. An den „L.“ schließt sich als eine Art Fortsetzung der „Walberan“ an, eine armselige Dichtung, deren Held Laurins Oheim Walberan ist, der ebenfalls mit Dietrich in Kampf gerät. Eine kritische Ausgabe beider Gedichte enthält der 1. Band des „Deutschen Heldenbuchs“ (Berl. 1866). Einzelausgaben des „L.“ besorgten Schade (Leipz. 1854), Schröer (Preßb. 1857), Zacher (in Haupts Zeitschrift, Bd. 11, S. 501 ff.), Müllenhoff (2. Aufl., Berl. 1886); einen Wiederabdruck des Textes nach dem alten Heldenbuch, worin „L.“ in verjüngter Sprache und mit verändertem Metrum erscheint, Keller (Stuttg. 1867).

Laurineen, s. v. w. Lauraceen.

Laurineenkampfer, s. Kampfer.

Laurīnsäure, s. v. w. Laurostearinsäure.

Laurĭon, ein 357 m hohes Gebirge im südlichsten Teil von Attika, nordwestlich vom Vorgebirge Kolonnäs (Sunion), im Altertum berühmt durch seine Silbergruben, die Eigentum des Staats und so ergiebig waren, daß an jeden Bürger jährlich 10 Drachmen verteilt und vor dem Einfall des Xerxes eine Flotte von 200 Triremen hergestellt werden konnte. Doch war schon zu Strabons Zeit der Betrieb gänzlich eingestellt. Die ausgedehnten Schlackenhalden, welche noch 5–12 Proz. Blei und 0,005–0,016 Proz. Silber enthalten, werden, nachdem frühere Unternehmungen mißglückt sind, seit 1874 von einer griechischen Gesellschaft, der sich 1875 auch eine französische beigesellte, mit Erfolg von neuem verschmolzen. Frische Ausgrabungen haben noch große Lager von silberhaltigen Bleierzen und Galmei erschlossen. Die Bleierze sind an Eisenerzlagerstätten gebunden, welche in der Formation der halbkristallinischen Schiefer als Gänge vorkommen. Die Anzahl der in L. vorhandenen antiken Schächte und steil niedergehenden Strecken, welche zwischen 20 und 120 m tief sind und sich oft zu Räumen von 10–50 m Durchmesser ausweiten, wird auf 2000 geschätzt, das aus ihnen herausgeförderte Material auf 105 Mill. Ton., die Menge des daraus gewonnen Bleies auf 2,100,084 T., des Silbers auf 8,400,000 kg. Durch die Vollendung der Eisenbahn von Athen nach Ergasteria (s. d.) wurde in neuester Zeit der Verkehr bedeutend gehoben. Vgl.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 563. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0563.jpg&oldid=- (Version vom 18.2.2023)