Seite:Meyers b10 s0517.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

des unter dem Titel: „Urkundliche Geschichte der deutschen Hanse“ (Hamb. 1830, 2 Bde.) fort. Es folgten: die Schrift „Über den ehemaligen Umfang und die Geschichte Helgolands“ (Hamb. 1831); „Die Elbkarte des Melchior Lorichs“ (das. 1847); „Urkundliche Geschichte des hansischen Stahlhofs zu London“ (1851); „Zeitschrift des Vereins für Hamburger Geschichte“ (das. 1841–51, Bd. 1–3); „Hamburger Rechtsaltertümer“ (das. 1845, Bd. 1); „Die Miniaturen der Hamburger Stadtrechte vom Jahr 1497“ (das. 1846); das „Hamburger Urkundenbuch“ (das. 1842, Bd. 1), in welchem er die Urkunden des von ihm aufgefundenen Archivs des ehemaligen Domkapitels veröffentlichte; die „Hamburger Chroniken“ in niedersächsischer Sprache (das. 1852–61); die Ausgabe des Thraziger (das. 1864) und die „Quellensammlung der Schleswig-Holsteinischen Gesellschaft für vaterländische Geschichte“ (Kiel 1862–65, 3 Bde.). In den „Monumenta Germaniae historica“ gab er die Chronik des Thietmar von Merseburg, die Gesta Hamburgensis ecclesiae, die Slawische Chronik Helmolds und Arnolds von Lübeck heraus. Für die Heeren-Ukertsche Staatengeschichte schrieb er die „Geschichte von England“ (Hamb. 1834–37, Bd. 1 u. 2, fortgesetzt von Pauli; engl. von Thorpe, 1845 u. 1857), welche seinen litterarischen Ruf begründete. Auch um die Geschichte der deutschen Litteratur hat er sich durch verschiedene Publikationen verdient gemacht. Wir nennen davon: „Reliquien des Fräulein S. C. v. Klettenberg“ (Hamb. 1849), des Thomas Murner „Ulenspiegel“ (Leipz. 1854); die für den Stuttgarter Litterarischen Verein besorgten Ausgaben von Laurembergs Scherzgedichten (1861), Paul Flemmings lateinischen Gedichten (1863) und dessen deutschen Gedichten (1866). Eine Sammlung „Briefe von und an Klopstock“ erschien (Braunschw. 1867) als nachgelassenes Werk. Als Mitglied der Historischen Kommission in München, der er seit 1859 angehörte, hatte er die Herausgabe der hansischen Rezesse angeregt und unternommen, wurde jedoch an dem Abschluß dieser Arbeiten durch den Tod verhindert. Vgl. E. H. Meyer, Johann Martin L. (Hamb. 1867).

Lappentaucher, s. v. w. Steißfuß.

Lappets (engl., spr. lä́ppits), eine besondere Art broschierter oder figurierter, meist zwischen erhabenen Streifen durchbrochen gemusterter Musseline, die zwei Rechtsseiten haben und auf einem eigens dazu erfundenen Stuhl gewebt werden.

Lappingmaschine (Dubliermaschine), s. Spinnen.

Lappjagen, ein mit Lappen eingestelltes Jagen, s. Hauptjagen.

Lappland (Sameland), Landschaft im nördlichsten Teil Europas, grenzt gegen N. an das Eismeer, gegen S. an das schwedische Norrland und an das mittlere Finnland, gegen O. an das Weiße Meer und gegen W. an das norwegische Amt Tromsö und zerfällt in das norwegische, russische und schwedische L. Das norwegische L., 47,287 qkm (858,8 QM.) groß, nimmt den nördlichsten Teil ein (s. Finnmarken); das russische umfaßt den nordöstlichen und zwar einen Teil des Gouvernements Archangel (Halbinsel Kola und Gebiet am Kem) und einen Strich im finnischen Gouvernement Uleåborg (Propstei Kemi am Bottnischen Meerbusen), zusammen etwa 130,000 qkm (2361 QM.), und das schwedische den südlichen Teil, 115,778 qkm (2102,7 QM.). Letzteres ist gegenwärtig in folgende 5 Lappmarken eingeteilt: Asele- oder Angermanlands-, Umeå- oder Lycksele-, Piteå-, Luleå- und Torneå-Lappmark. Ein Teil von Torneå-Lappmark und ganz Kemi-Lappmark wurde von Schweden im Frieden von Frederikshamn (17. Sept. 1809) nebst Finnland, wozu es gegenwärtig gehört, an Rußland abgetreten. L. ist ein unwirtliches Land, teils bergig, teils eben und mit Wäldern und Sümpfen bedeckt, nach O. sich allmählich verflachend. Im Gebirge, der Fortsetzung der sogen. Kjölen, entspringen zahlreiche Flüsse, die in den Bottnischen Meerbusen münden, so Luleå, Piteå, Skellefteå und Umeå. Auch finden sich zahlreiche Seen, zum Teil von beträchtlichem Umfang, z. B. der Enare in Finnland von 1421 qkm (25,8 QM.) Flächeninhalt. Der Winter ist lang und streng, der Sommer kurz. Der längste Tag dauert in den südlichen Gegenden 24 Stunden, in den nördlichsten aber drei Monate; ebenso lang ist dann die längste Nacht im Winter. Im Sommer ist infolge der sehr kurzen Nächte die Hitze sehr groß, und es plagen dann zahllose Mückenschwärme Menschen und Vieh. Der Boden eignet sich nur in den südlichsten Gegenden des schwedischen L. zum Anbau. Pferde, Rindvieh und Schafe finden sich fast ausschließlich bei den Kolonisten und nur vereinzelt bei den norwegischen Lappen, die wie die übrigen in Rußland und Schweden ursprünglich nur Renntiere züchteten. Von wilden Tieren gibt es Wölfe, Bären, Luchse, Füchse, Marder, Hermeline, Fischottern, Hasen etc. Zugvögel und wildes Geflügel sowie Fische sind in Menge vorhanden. Von Mineralien findet man Eisen.

Die Ureinwohner sind Lappen, zu denen etwa 10,000 Kolonisten kommen. Die Lappen, welche sich selbst Same oder Samelad nennen und jenen Namen für schimpflich halten, gehören zum finnisch-ugrischen Volksstamm; doch sind sie hinsichtlich ihrer Körpergestalt von den Finnen sehr verschieden. Sie sind beträchtlich kleiner als die übrigen Bewohner Skandinaviens und Europas überhaupt; ihre durchschnittliche Größe ist kaum 1,6 m. Bei den Lappen an den Küsten, welche nur von der Fischerei oder als Lotsen leben, soll sich (nach Bastian) durch das beständige Sitzen in äußerst engen Kähnen eine eigentümliche, von Generation zu Generation zunehmende Schwächung und Verkürzung der Beine, dagegen kräftige Muskulatur und Größe der Arme herausbilden. Ihr Gesicht ist breit mit spitzem Kinn, großem Mund, vorstehenden Backenknochen, breiter Nase und eng geschlitzten, doch horizontal gestellten Augen. Ihr Haar ist dunkelbraun und schlicht, ihre Gesichtsfarbe gelblich. Von Haus aus gutmütigen und sanften Charakters, sind sie infolge des auf ihnen lastenden Druckes träge, feig und mißtrauisch geworden und zeigen sich von dieser ungünstigen Seite besonders der herrschenden Rasse gegenüber. Ihre geistige Begabung ist nicht groß, doch können wenigstens in Norwegen viele von ihnen lesen und schreiben. Als Heiden brachten die Lappen ihren Göttern auf Bergspitzen, Seeinseln und in Höhlen Opfer dar, die meist in Renntieren bestanden; Priester hatten sie nicht, wohl aber Zauberer und Wahrsager, die einen großen Einfluß ausübten. Gegenwärtig bekennen sie sich sämtlich zum Christentum, und zwar gehören die skandinavischen und finnischen Lappen zur evangelischen, die russischen, d. h. die Bewohner der Halbinsel Kola, zur griechisch-katholischen Kirche. Erstere besitzen auch eine bescheidene religiöse Litteratur, bei allen aber spielt der Aberglaube noch eine bedeutende Rolle. Sprachlich gehören die Lappen zu der finnisch-ugrischen Gruppe des Ural-altaischen Sprachstammes (s. d.). Grammatiken der lappischen Sprache verfaßten Possart in deutscher (Stuttg. 1840), Stockfleth (Christ. 1850) und Friis (das. 1856) in norwegischer Sprache,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0517.jpg&oldid=- (Version vom 24.2.2023)