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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

K.
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Königshofen, 1) Stadt im bad. Kreis Mosbach, Amt Tauberbischofsheim, an den Linien Heidelberg-Würzburg und K.-Mergentheim der Badischen Staatsbahn, 201 m ü. M. und am Einfluß der Umpfer in die Tauber, hat Gipsbrüche, Obst- u. Weinbau und (1885) 1461 meist kath. Einwohner. Hier 2. Juni 1525 Sieg der Truppen des Schwäbischen Bundes über die aufrührerischen Bauern des Odenwaldes unter Georg Metzler. – 2) K. im Grabfeld, Bezirksstadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, an der Fränkischen Saale, 269 m ü. M., hat eine restaurierte kath. Pfarrkirche in gotischem Stil (mit 68 m hohem Turm), ein Kapuzinerkloster, ein schönes Rathaus, 2 Schrannengebäude, ein Amtsgericht, bedeutende Gipsbrüche und (1885) 1848 meist kath. Einwohner. K. war schon zur Zeit Karls d. Gr. ein Königshof (villa regia) und hieß ursprünglich Salz. 1241 wurde der Ort von den Grafen von Henneberg befestigt, kam 1354 an Würzburg und ward im Dreißigjährigen Krieg 1631 von den Schweden erobert und niedergebrannt; 1830 wurden die Festungswerke auf Abbruch versteigert. – 3) Ortschaft vor dem Weißenturmthor von Straßburg im Elsaß und zur Stadtgemeinde Straßburg gehörig, nahe der Mündung der Breusch in die Ill und an der Eisenbahn nach Basel, von der hier eine Abzweigung nach Kehl stattfindet, ist bekannt durch den Abschluß der Kapitulation von Straßburg 28. Sept. 1870, morgens 2 Uhr.

Königshofen, Jakob Twinger von, deutscher Chronikenschreiber des 14. Jahrh., geb. 1346 zu Straßburg, trat in den geistlichen Stand, wurde 1382 zum Priester geweiht, 1386 Pfarrer in Drusenheim und 1395 Kapitelherr am Thomasstift in Straßburg. Er starb 27. Dez. 1420 in Königshofen. Zuerst schrieb er eine Chronik in lateinischer Sprache, die nie zum Drucke kam, dann eine in deutscher Sprache, welche in drei Kapiteln die Weltgeschichte, dann in zwei die der Straßburger Kirche, des Elsaß und der Stadt Straßburg behandelt und für 1382–1414 von originalem Wert ist. Seine Darstellung ist populär und durch Legenden, Anekdoten und Schwänke aus dem Volksmund unterhaltend. Den originalen Teil sowie einen bis 1420 fortgeführten Auszug daraus, der zuerst 1474 zu Augsburg erschien und zuletzt von Schilter (Straßb. 1698), mit historischen Anmerkungen und Kupfern versehen, herausgegeben wurde, hat Hegel in den „Chroniken der deutschen Städte“ (Bd. 8 u. 9: Straßburger Chroniken, Leipz. 1870–71) publiziert. Die Handschriften seiner Werke sind 1870 mit der Straßburger Stadtbibliothek verbrannt.

Königshütte, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Beuthen, im Mittelpunkt des oberschlesischen Hütten- und Steinkohlendistrikts, Knotenpunkt der Linien Gleiwitz-Beuthen-Schwientochlowitz und Tarnowitz-Schoppinitz der Preußischen Staatsbahn, 282 m ü. M., hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Amtsgericht, eine Berginspektion, ein Revieramt und (1885) 32,072 Einw., darunter 3849 Evangelische und 951 Juden. K., das 1869 durch die Vereinigung mehrerer durch Bergbau und Hüttenbetrieb mächtig herangewachsener ländlicher Ortschaften zur Stadt erhoben wurde, besitzt das größte Hüttenetablissement Schlesiens, das 1797 angelegt wurde und sich ehemals im Besitz des Staats befand. Mit demselben wurden das Puddel- und Walzwerk Alvenslebenhütte und das Zinkwerk Lydogniahütte, auf der seit 1809 zuerst in Schlesien aus Galmei Zink bereitet wurde, vereinigt. 1884 wurde noch eine Hütte für Kupferextraktion neu hinzugebaut. Dieses Etablissement gehört der vereinigten Königs- und Laurahütten-Aktiengesellschaft und produziert jährlich mit etwa 4000 Arbeitern in 7 Hoch-, 40 Puddel-, 43 Gas-, Schweiß-, Glüh-, 3 Bessemer-, einem Martin-, 12 Zinköfen und der Kupferextraktion etwa 8½ Mill. Doppelzentner Roheisen, 400,000 Doppelzentner Stabeisen und Bleche, 250,000 Doppelzentner diverse Stahlschienen, Bandagen- und Stabstahl, 125,000 Doppelzentner Rohzink und 5000 Doppelzentner Zementkupfer. Zum Hüttenwerk gehören ferner eine Koksanstalt, eine Eisen- und Stahlgießerei, eine Schamotteziegelei, eine Räderfabrik, Schmiede- und Dreherwerkstätte und eine Gasanstalt. In unmittelbarer Nähe der Stadt befinden sich mehrere Steinkohlengruben, darunter die fiskalische Grube „König“ mit 8 Schächten, 3000 Arbeitern und einer jährlichen Produktion von 11 Mill. Doppelzentner Kohlen im Wert von 4¼ Mill. Mk. und die zur Königshütte gehörige Lauragrube mit 2100 Arbeitern und einer jährlichen Produktion von 7½ Mill. Doppelzentner Kohlen im Wert von 3½ Mill. Mk. Außerdem hat K. eine große Dampfmahlmühle nebst Dampfbäckerei,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0001.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2021)