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Der Donaustrand mit seinen prachtvollen Gebäuden ist stets der schönste Theil der Hauptstadt; er ist zugleich derjenige, welcher der furchtbaren Verwüstung durch die Ueberschwemmung im Frühjahr 1837 am besten widerstanden hat. In den Stadttheilen landeinwärts sind die Spuren jener schaudervollen Katastrophe noch nicht ganz verwischt. Die schönen, festen Gebäude der Hauptstraßen und Märkte, des Bazars etc., wo die Gegenstände der Kunst und des Luxus in prächtig aufgeputzten Läden das Auge blenden, litten auch, vergleichsweise, wenig; aber weiterhin und in den Vorstädten (der Franzstadt, wo von 529 Häusern 438 einstürzten; in der Josephstadt, wo von 1255 Häusern 891 gänzlich zerstört wurden, und in der Theresienstadt, wo von 1381 nur 166 unbeschädigt blieben), muß noch immer viel gebaut werden, um alle Merkmale der Verwüstung zu entfernen. Doch wird das neue Pesth viel schöner, und wo sonst kleine, niedrige, gebrechliche Häuschen standen, steigen große, stattliche Gebäude empor.

Pesth, als Hauptsitz des Handels, der Gelehrsamkeit und der Bildung Ungarns, hat eine Menge höherer Lehranstalten und wissenschaftlicher Vereine. Die Universität mit vielen berühmten Lehrern, früher in Ofen, seit 1786 hier, wird von 1000 bis 1500 Studenten besucht und ist mit den Hülfsmitteln zur Erleichterung der Studien reichlich ausgestattet: mit einer kostbaren Bibliothek von 70,000 Bänden; mit Sternwarte, anatom. Theater, phys. und chemischen Laboratorien; naturhistorischen, artistischen und antiquarischen Sammlungen und einem großen botan. Garten. Mit der Universität ist eine Thierarzneischule und das theologische Institut verbunden. Das Gymnasium, das frequenteste Ungarns, zählt 800–900 Schüler. Von großem Einfluß auf die Bildung der höhern Stände ist das National-Museum, vom patriotischen Grafen Szecsengi gegründet, welcher seine kostbare Bibliothek und alle seine Sammlungen dazu hergab und das durch fortwährende Schenkungen bereichert wird. Unter den 20 Kirchen, (katholische, protestantische und griechische) zeichnen sich einige durch Größe und Bauart aus; die Herrlichkeit der alten Münster darf man in Pesth freilich nicht suchen. Dagegen sind verschiedene Hospitäler, das Waisenhaus, das Invalidenhaus, das Universitätsgebäude, das große Theater (das 3000 Zuschauer fassen mag), das Casino, die große, für 18,000 Mann eingerichtete Caserne Josephs II. sehenswerth, theils als Muster des guten Baugeschmacks, theils wegen ihrer imponirenden Masse.

Die Glanzzeit des hiesigen Verkehrs ist während den beiden Hauptmärkten. Die wichtigsten Geschäfte geschehen vier bis fünf Tage vor der eigentlichen Marktzeit; ihr Betrag geht in Millionen. Dann finden sich die Edelleute und Gutsbesitzer aus ganz Ungarn hier zusammen, man begegnet einkaufenden Fremden aus den entferntesten Ländern, und Pesth trägt die Physiognomie einer Weltstadt, gleichsam in Vorbedeutung ihrer künftigen Größe.

Das Leben im Allgemeinen ist in Pesth voller Genuß, und jener Reisende, der die Stadt das Paradies der Schlemmer nannte, hat ihr kaum zu viel gethan. Die Menge müßiger und reicher Menschen, welche hier dem Vergnügen

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/190&oldid=- (Version vom 15.11.2024)