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der Insel, welche zuletzt unterlag. Royer, der Norman, Graf von Calabrien, befreite es im Jahre 1060. Seitdem hat es das Schicksal der Insel und deren häufigen Wechsel der Herrschaft getheilt. Nach der sicilianischen Vesper war Messina von den Franzosen zum ersten Sühnopfer außersehen; aber an seinem heldenmüthigen Widerstande scheiterte jedoch Anjou’s Racheplan. Die Messenierinnen trugen ihren Männern und Söhnen Waffen und Steine auf die Wälle, die immer wiederholten Stürme abzuschlagen, und die Mütter brachten die Säuglinge herbei, um durch den Anblick der hülflosen Lieblinge den sinkenden Muth und die ersterbende Kraft der Vertheidiger neu zu beleben. Das spanische Befreiungsheer erschien noch zur glücklichen Stunde. – Unter der spätern neapolitanischen Herrschaft genoß Messina einer langen Ruhe; sein Handel blühete; es erreichte Palermo an Größe und Bevölkerung (1740 hatte es 100,000 Einwohner), und übertraf es an Reichthum und äußerer Pracht. Da raffte, 1741, eine schreckliche Pest zwei Dritttheile seiner Bevölkerung hin; auf den Straßen wuchs Gras, 3000 Häuser standen leer, und ehe es sich wieder erholt hatte, stürzte, 1783, ein Erdbeben die Hälfte der Stadt ein und begrub viele Tausende unter ihren Trümmern. Seitdem ist es wieder aufgebaut worden, aber ohne den frühern Glanz zu erreichen. – Messina’s Häuser sind zwar noch Paläste, aber verstümmelte. Sie haben nämlich nur 2 Stockwerke, statt ehemals 4 bis 6, und da man die beim Erdbeben stehen gebliebenen Erdgeschosse benutzt hat, so geht ihnen ein schönes Verhältnis ab. Die alten Geschosse, die gewölbt sind, werden meistens als Waarenmagazine benutzt. – Der Adel, hier nie zahlreich, zog nach dem Erdbeben fort, nach Neapel oder Palermo. Die schönste Parthie des alten Messina war die Palazata an dem Gestade hin; gerade sie liegt noch größtentheils in Trümmer. Sie bestand aus einer Reihe gleichgebauter Paläste von 4 Stockwerken. Unverständigerweise forderte die Regierung von Neapel ein halbes Jahrhundert lang, daß, wer hier bauen wolle, die Gebäude eben so prächtig und hoch aufführen müsse, als sie ehedem gewesen; so unterblieb der Aufbau bis man vor einigen Jahren das dumme Gesetz zurücknahm. Reizend sind die Spaziergänge (La Marina) am Meere hin, bis zur Citadelle am Molo. Auf der Mitte des Letztern steht die Quarantaine (il Lazaretto) mit ihren großen Gebäuden und weithin die Batterien, die den Fuß des Leuchtthurms umgeben und den Eingang zum Hafen vertheidigen.

Messina’s gegenwärtige Bevölkerung übersteigt nicht 40,000 Einw. Die schönsten Gebäude sind öffentliche oder gehören der Kirche. Der Gouvernementspalast, die Cathedrale, der Palast des Erzbischofs sind großartig und ersterer im edelsten Styl. Die hiesige Geistlichkeit ist sehr zahlreich und begütert; auch die Menge der weltlichen Beamten ist groß; der eigentliche Charakter des Orts bleibt jedoch der einer Handelsstadt. Englische und französische Etablissements, deren da mehre sind, treiben sehr große Geschäfte. Messina verführt alle Produkte der Insel, hauptsächlich Getreide, Oel, Wein, Seide, Pottasche, Schwefel, Pommeranzenschalen etc.; am wichtigsten aber ist die Exportation frischer Südfrüchte: süßer Orangen und Citronen. Nur nach England werden davon jährlich

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/164&oldid=- (Version vom 9.11.2024)