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Die kaiserliche Verwandtschaft ist äußerst zahlreich und muß sich, da jeder Prinz, wie der Kaiser selbst, mehre Weiber hat, allmählich in’s Unendliche vermehren. Ein kaiserlicher Verwandter ersten Rangs erhält jährlich 10,000 harte Piaster für sich, einen Palast und eine Dienerschaft von 300 Personen. Da diese kostspielige Klasse das Land bald auffressen würde, so steigen die Prinzen mit jeder Generation um einen Ranggrad herab, bis ihre Erben in der fünften Generation nur noch das Vorrecht, den gelben Gürtel zu tragen, haben und den einfachsten Lebensunterhalt zur Appanage bekommen. In manchen Staaten, – man borgt ja hie und da so gern chinesische Maximen! – könnte man auch diese adoptiren. Das Volk wenigstens würde nirgends protestiren. Alle Prinzen von Geblüt und die Statthalter erster Klasse führen den Titel Wang. Es ist auch der einzige, den der Sohn des Himmels den Souverainen Europa’s gibt, von deren Stellvertretern man erwartet, daß sie, wenn sie in feierlicher Audienz bei dem Herrscher der Welt vorgelassen werden, neunmal mit dem Haupte den Boden berühren.

Ungefähr 2½ Stunden von Peking liegt die Sommerresidenz des Kaisers, der Park von Yuan-ming-yuen, mit 30 großen Palästen, die Gebäude für ein Gefolge von 5 bis 6000 Personen ungerechnet. Zuweilen besucht auch der Kaiser die heißen Bäder zu Dschiho, 25 geogr. Meilen nördlich von Peking, jenseits der großen Mauer, im Gebirge. Dann beziehen aber 20 bis 30,000 Mann tartar. Truppen in geringer Entfernung ein Lager, um den Hof in den Stand zu setzen, jeglichem Ereigniß sogleich die Spitze bieten zu können. Man weiß dort so gut, wie anderswo, daß nicht allen Revolutionen Zeichen und Wunder vorausgehen. Es gibt ja apoplektische auch, und die sind die gefährlichsten.




CCCVIII. Ruine Henneberg.




Hennebergs Ruine liegt 2 Stunden südwestlich von Meiningen, auf der Spitze eines waldigen Bergkegels, dicht an der bayrisch-meiningenschen Grenze, hart über dem Dorfe, welchem die Burg ihren Namen gab. Die Urgeschichte jenes Stammhauses eines gefürsteten Grafengeschlechts umhüllt Fabelgewölk. Sicher ist, daß schon im siebenten Jahrhundert die Burg gestanden hat und der Henneberger Geschlecht dort hauste. Spätere Zeiten schwellten dessen Macht; aus dem kleinen Burg-Bezirke wurde allmählich – theils durch Schwertsgewalt, theils durch Heirath, theils durch der Kaiser Gunst, – ein weites Ländergebiet, und aus den einfachen Rittersleuten gefürstete Grafen des Reichs. Die Burg selbst wurde zum prächtigen Schloß, und wo jetzt die Eule haust, zogen die Kaiser oft als Gäste ein.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Siebenter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1840, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_7._Band_1840.djvu/145&oldid=- (Version vom 21.11.2024)