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Handel und Kunstfleiß, hundert Völker in Tribut. Asia Minor und das Nilthal waren die bevölkertsten Länder des Erdballs. In Beiden zählte man mehr große Städte, als jetzt Dörfer, und mehr Palläste waren in jenen, als in diesen jetzt Hütten. Fruchtbare Felder, reiche Aerndten, alle Güter und Genüsse der Erde waren Eigenthum ihrer Bewohner. Wo sind sie geblieben diese Zeiten des Ueberflusses und des Glücks? Verschwunden im Strom der Ewigkeit sind sie und ihre Zeugen: die Städte, Völker und Monumente, sie sind mit ihnen bis auf wenige Spuren vergangen. Die Götter selbst sind ihren Tempeln entrückt, gestürzt sind ihre Altäre von den Höhen, und an ihrer Stelle glänzt bleich der Halbmond, steht traurig das Kreuz. – Wo der Götzendiener opferte, beten heilige und gläubige Menschen; des Segens und der Gnade viel sammeln sie auf ihre Häupter, aber, seltsam! unter ihren geweihten Händen trägt die einst so freigebige Erde nur Dornen und Wermuth. Im Schweiße seines Angesichts streut der Muselmann, der Christ die Saat aus; aber er ärntet nur Thränen und Kummer. Krieg, Hungersnoth, Pest und alle Teufel der Tyrannei fallen wechselsweise über ihn her, ihm zu verbittern das Daseyn und das Werk seiner Qual zu fördern. –


Das alte Sardis, dessen Gründung in die Dämmerungszeit der Geschichte zurückgeht, lag in einer fruchtbaren, vom Paktolus bewässerten Ebene, am nördlichen Fuße des Tmolus, jenes Berges auf dem Bilde, der sein majestätisches Haupt in die Wolken hebt. Es war die Hauptstadt Lydiens, des ältesten unter Asiens Reichen. Ergiebige Goldbergwerke in ihrer Nähe erfüllten sie bald mit Wohlstand, mit dem sich Fleiß, Gewerbssinn und Spekulationslust paarten. – Diese Eigenschaften und der erworbene Reichthum lockten den Handel her, und allmählich wurde Sardis ein Mittelpunkt des Verkehrs zwischen Europa und Asien. Zur Zeit des Crösus, Lydiens letzten Königs, war Sardischer Reichthum sprüchwörtlich; aber auch eben so Sardische Weichlichkeit und Ueppigkeit. Berüchtigt war überall Sardische Unsitte und ihr Einfluß für ganz Asien verderblich. Alles, was zur Befriedigung des feinsten Sinnengenusses diente, die weichlichsten Kleider, die wohlriechendsten Salben, die leckerhaftesten Gerichte, Teppiche voll üppiger Federkraft, Sklavinnen auch und Sklaven waren hier in größter Vollkommenheit zu haben, und Sardis versorgte damit die Epikureer der ganzen bekannten Erde. Seine Tänzerinnen besuchten ganz Asien. Eine Menge Erfindungen auch, die von einem weiten Voranschreiten in der Bildung Zeugniß geben, gingen von hier aus: z. B. die des Geldmünzens, die Erfindung vieler musikalischen Instrumente, die Kunst, Wolle zu färben und Erze zu reinigen und die des Bergbaus durch Stollen und Schachten. – Nachdem Cyrus, der Perserkönig, (545 v. Chr.) den letzten Beherrscher Lydiens (Crösus) überwunden hatte, ward das Reich persische Provinz. Sardis blühte als die Hauptstadt derselben fort, bis es in dem Empörungsversuche der ionischen Städte von den Griechen angegriffen und erstürmt