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Walther Kabel: Mexikanische Präsidenten. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 7, S. 212–216

Aber Maria Bombardo gab sich damit nicht zufrieden. Auf seinen erneuten Antrag vertröstete sie ihn bis dahin, wo er die Majorsepauletten errungen habe, und den Major wollte sie nach weiteren zwei Jahren dann erst wieder nehmen, wenn er – General geworden sei.

Diese Stellung errang Miramon nach einer glänzenden Laufbahn im Herbst 1852. Da erst gab sich die klug berechnende Dame zufrieden und wurde seine Frau. Aber auch fernerhin sorgte sie dafür, daß ihr nunmehriger Gatte nicht etwa auf seinen bisherigen Lorbeeren einschlief. Schließlich erreichte Miramon, und dies nicht zum wenigsten durch die klugen Schachzüge seiner Gemahlin, die Präsidentenwürde.

In dieser Stellung folgte er den Fußstapfen seines Vorgängers Santa Anna insofern bis ins kleinste, als er es gleichfalls als sein gutes Recht ansah, zunächst einmal seine eigenen Taschen zu füllen. Im Winter 1859 wurde ein verwegener Einbruch in die Staatsbank in Mexiko ausgeführt, bei dem den Räubern nicht weniger als eine Million an frisch gemünztem Goldgelde und neuen Banknoten in die Hände fiel. Es wird nun behauptet, Miramon habe den Einbrechern gegen Abtretung einer halben Million das Entkommen ermöglicht. Jedenfalls trug diese peinliche Affäre viel zu seinem baldigen Sturze bei. Später schloß er sich dann an den unglücklichen Kaiser Maximilian an, der ihn zum Großmarschall ernannte.

Bei seiner Hinrichtung bewies er jedoch, daß er neben vielen Fehlern auch manche gute Seite, so eine durch nichts zu erschütternde Unerschrockenheit und Anhänglichkeit besaß. Es wird erzählt, daß man ihm, nachdem er zum Tode verurteilt war, wiederholt die Möglichkeit zur Flucht verschaffte. Trotzdem blieb er. Er schätzte Maximilian so hoch, daß er ihn im Unglück nicht verlassen wollte. Charakteristisch für ihn sind folgende Worte: „Ich mag ein Schuft gewesen sein, aber ein gemeiner Feigling war ich nie.“ –

Auch einen Indianer, der dem Stamme der Zapoteken angehörte, hat Mexiko zum Präsidenten gehabt. Es war dies derselbe Mann, der Kaiser Maximilian und Miramon erschießen ließ und hierdurch seinen Namen Carlo Benito Juarez

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Walther Kabel: Mexikanische Präsidenten. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 7, S. 212–216. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mexikanische_Pr%C3%A4sidenten.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)