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daß er bey seinem unvermutheten Eintritt in das Zimmer (er kam an einem Tage, der nicht der gewöhnliche Barbiertag war, früh zwischen 7 und 8 Uhr) die Leute in Verlegenheit angetroffen, und man ihn habe abhalten wollen, in die Stube zu treten. Erdmann, der übrigens unbescholten und sehr arm war, wurde auf diese Anzeige den 10 Julii nebst seiner Frau eingezogen; es geschah bey ihm Haussuchung; es fand sich aber keine Spur von einer Casse; und er selbst läugnete, von der Sache das Geringste zu wissen; er behauptete sogar, den Schönleben, welcher ihm so nahe wohnte, nicht zu kennen. Kirchmeyer versicherte, als er vor das Criminalgericht gefordert wurde, eine Casse bey Erdmann gesehen zu haben, beschrieb dieselbe nach ihrer Größe und äussern Beschaffenheit eben so, wie die gestohlene ausgesehen hatte. Nun schritt man zur Specialinquisition mit Erdmann, und er wurde, nachdem er drey Wochen im Eisenverhaft gewesen, aus diesem Gefängniß über der Erde in das unterirdische Criminalgefängniß gebracht. Im Criminalamt stellte man den Erdmann nebst seiner Frau dem Kirchmeyer unter die Augen, welcher nicht nur bey seiner Aussage beharrte, sondern auch dieselbe mit einem Eid bestärkte,

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Anonym: Merkwürdige Criminal-Geschichte in: Journal von und für Franken, Band 2. Raw, Nürnberg 1791, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merkw%C3%BCrdige_Criminal-Geschichte.pdf/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)