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entlassen. Um allen widrigen Folgen auf Erdmanns Gesundheit vorzubeugen, mußte man ihm seine Befreyung mit Vorsicht bekannt machen. Als man ihn aus seinem finstern Kerker, in welchem er, nach hiesiger Gewohnheit, sich niemahls in Fesseln befunden hatte, führte, um ihm seine Erlösung bekannt zu machen, glaubte er zu einem neuen Verhör gebracht zu werden, und bat auf den Knien, man möchte ihm lieber das Leben nehmen. Als ihm nun seine Schöpfen bekannt machten, daß er in Sorgen entlassen werden solle: so dankte er Gott auf den Knien für die Offenbarung seiner Unschuld. Daß er aber auf der Straße auf die Knie gefallen, und Gott seinen Dank gebracht hätte, ist, wie mich jedermann versichert, unrichtig. Daß in den Kirchen auf Veranstaltung des Raths öffentliche Dankgebete für die glückliche Offenbarung und Rettung der Unschuld angestellt worden, ist auch ungegründet. Mehrere Gesellschaften und einzelne Personen beschenkten die Losgelassenen, und besonders zeigte sich das Mitleiden und die Wohlthätigkeit meiner Landsleute am reichlichsten gegen Erdmann. Er ist bey der Obrigkeit um Erlassung der 75 fl. welche er für Schutzgeld schuldig ist, und um unentgeltliche Ertheilung

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Anonym: Merkwürdige Criminal-Geschichte in: Journal von und für Franken, Band 2. Raw, Nürnberg 1791, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merkw%C3%BCrdige_Criminal-Geschichte.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)