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Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]

Wir wahrenn frue zu Balbach herrauß, vnd gab ich einem knecht der hieß Dalle zwenn bubenn zu, |109 v| der ein wahr Gotz vonn Thungens, vnnd der annder mein, vnnd befall ime, das er solt die bubenn zu im nemmen, die augen auff thonn, vnnd die holtzer vnd alle ding woll besehenn, auff das wir nit die henndt inn die kollenn schlugen. Vnnd ehr oder die bubenn wurdenn kheins reutters gewahr, vnd ließ ich Gotzenn vonn Thungen bey den reuttern vnd zog ich dem Dallenn vnd denn bubenn nach, vnnd wollt acht habenn, ob irgenndt reutter hilltenn, damit solchs Gotzenn vonn Thungenn, vnnd seinem heufflein khonndt zuuerstehnn gebenn, das wir dannach sehenn, wie wir vonn inn khemmen. Aber der Thalle vnd die bubenn vbersahen die reutter, vnd wurdenn wie vorgemelt keins gewar. So zeucht Hanns vom Waldt, ein Alletzheimer, auch neben mir, vf der rechten seittenn ein guts weglein von mir, da khumbt einer ann inn mit einem spieß vnnd viell er vom gaull herab ehe der bey einer halbenn ackher leng zu im kham. Vnd kham auch einer an mich, da hett ich nit sorg, |110 r| besorgtt mich auch nit vor im, dann ich war zimlich berittenn, vnnd war schonn fast ins holtz khommen, vnnd hett mich derselbig an einem busch auch schir herab gerenndt, aber ich erhiellt mich, vnnd ehe ich mich wider eingerappellt inn sattell, da wahr wider einer ann mir, vnnd stach mich herrab, das ich inn nit sahe. Ich dennechstenn vff vnd zum scheffellein zu, allso das er mir nichts weitter angewinnen kunth, dan er wahr auch vom spieß khommen, vnnd kham ich zum wehr, das ich mich sein woll betragenn vnd erwerenn möcht.

Da khumbt aber herr Jorg Thruchssaß vonn Aw, mit des lanndtgraffenn reuttern auch, vnnd war ich schonn am holtz drann, vnnd meint, ich wollt hinein springenn, das ich irgendt ein vortheille möcht habenn. Aber es kham noch ein knechtt ann mich, ehe ich ghenn holtz kham, welcher denn spieß hett eingeworffenn, vnnd wie mich der hieuor vom gaull gestochen, allso ranndt mich diser mit dem spieß zu fuß vmb. Da wahr herr Jorg Thruchssaß gleich auch mit seinem gesindt da, vnnd sagtt: »Schwager |110 v| Gotz bistus?«, annttwort ich: »Ja.« Da sagt er: »Du wurst des lanndtgraffenn vnnd mein gefanngenner sein!« Wie ich dann thonn must, vnnd zog alls ein gefanngenner man hinein ghenn Balbach, wiewoll mir herr Jorg Thruchssaß nit anderst sagt, dann da soltt ich des landtgraffenn vnd sein gefanngenner sein, vnnd zaigtt mir nit ann, wohe ich mich stellenn, oder wie ich mich halltenn, oder wo ich der manung gewarttenn sollt.

Vnd do ich ghenn Balbach kham, da wahr Hanns vom Waldt auch aldo gefanngenn, vnnd hett khein anndernn bescheidt, dann wie ich. Da sagtt ich zu ime: »Mir sein jung gesellenn, es ist eim baldt ein schellenn angehenngtt. Wir wollenn im allso thun, vnnd wollenn morgen vff das fruest fur das schloß Lauda ruckhenn, vnd ein zu Jorgenn Thruchssaßenn hinein schickhenn, vnd im annzaigenn lassenn, wir wehrenn jung gesellenn, vnd inn seiner hanndt, er hett vnns nider geworffenn vnnd gefanngenn. Nun hettenn wir khein bescheidtt, wie wir vnns halltenn solltenn, so wolltenn wir vnns alls frumme junge redliche gesellenn vom adell auch ghern halten, |111 r| daß wir onne nachredt wehrenn. Dieweill wir auch nichts inn vnnguttem mit im oder dem landtgraffenn zuthun hettenn, bettenn wir inn daruff freunttlich, er sollt vns ledig geben oder ein gutten beschaidtt widerfahrenn lassenn, wie wir vnns halltenn solltenn.«

Empfohlene Zitierweise:
Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]. Sigmaringen: Jan Thorbecke, 1981, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Fehd_und_Handlungen_(Berlichingen)_084.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)