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Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]

Aber ich wust mich solcher sachenn frey vnnschuldig vnnd daß noch mehr ist, da ich mich stellenn sollt, vnnd wollt, da kham ich gleich inn kurtzenn tagen daruor ghenn Werttheim, zu meinem gnedigen herrnn graue Jorgen vonn Werttheim, der dann gar mein vertrautter, vnnd gnediger herr wahr, der mir auch vber sein leib, häab vnnd gut, landt vnnd leutt vertrautt, deßgleichenn vertraut ich irenn gnadenn auch, vnd wahr mein lehennher darzu. Vnnd aldo lag |102 v| herr Thilman vonn Bremen, der wahr der vonn Nurnnberg dhienner vnd rittmeister, vnnd so ich recht behalltenn ir schulthaiß darzu, vnnd lagenn all inn meiner herberig zu Wertheim, da ich inn lag.

Nun mein gnediger herr graue Jorg etc. der schickht gegen dem abenntt ganntz spedt, do wir schonn zu nacht gessenn hettenn ein zu mir inn die herberrig, das ich solltt ann morgen zum fruestenn drobenn im schloß bey irer gn. sein. Das thett ich, fannth auch ire gn. schonn vff mich warttenn, wie sie mich beschaidenn hettenn, dann er war ein embsiger herr inn seinen sachen, vnnd bodt mir die hanndt, empfienng mich, vnd fragtt mich inn allem guttem vnd threuer mainung, wie ich mich halltenn wollt, ob ich mich stellenn wollt ghenn Augspurg, oder nit. Da sagtt ich: »Ja!« Da wieder riett er mirs warlich auß threuer mainung, anderst khondt ich nit merckhenn, vnnd sagtt ob ich mich aber stellenn wollt. Do sagtt ich: »Ich will |103 r| mich stellenn, sollt ich wißenn das sie mich zu vnnderst inn thurn wurffenn, dan ich waiß mich der sachenn der beurischenn vffrhur halbenn, wie e. gn. selbs wißen, vnnschuldig, vnnd mit guten ehrnn woll zuuerannttwortenn.« Da fur er weitter herrauß vnnd sagtt, er wollt mir inn gutter threuer meinung nit verhalltenn, daß beuelch verorttnet wehr, von den bundtß stendenn, alßbaldt ich in der herberg abseß, so soltt man mich dennechstenn nemmen vnd inn thurn werffenn. Vnd marchkt alls viell vonn irer gn. das sie solches vonn herr Thilman vonn Bremen, wie ich dann nit annderst achttenn khondt, verstandenn hettenn, doch wes ich es nit fur wahr, dann ich sollches nit ebenn von irer gn. verstanndenn hab, so hab ich auch nit wollenn fragenn, vnd lag solcher herr Thillman, wie gemellt, inn meiner herberig.

Vnd wie mir der gutt fromb graff sagtt, also ging mirs auch, allein das ich |103 v| obenn drauff, vnnd nit vndenn im thurnn kham, da lag ich zwey jar vnnd must das mein verzehrenn, das mir lannge zeitt sauer wordenn war. Vnnd bin darnach vonn des hertzogen vonn Wirttembergs wegenn virthalb jar zu Hailbronn gefangenn gelegenn, hab daß mein daselbst auch verzertt, vnd inenn geldt darzu gebenn mussenn, das sein schonn sechsthalb jar, darinnen ich gefenglich ennthaltenn wordenn. Darnach wie kay.

Empfohlene Zitierweise:
Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]. Sigmaringen: Jan Thorbecke, 1981, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Fehd_und_Handlungen_(Berlichingen)_079.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)