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und vor den Wagen fliegen, so daß der stolze Bruder nun langsam bis an sein elterliches Haus hinter den Gänsen her fahren muß, während Hans ganz lustig auf seiner Gais reitet. Ebenso machte er es bald darauf auch dem zweiten Bruder, der aus der Fremde heimkehrte und sich viel vornehmer dünkte, als Hans, der Gänsehirt.

Mittlerweile hatte die Prinzessin sich aufgemacht, um ihren Erretter selbst aufzusuchen und zog von Land zu Land, bis daß sie endlich auch zu Hans kam. Beide erkannten sich sogleich, und die Prinzessin merkte wohl, daß er nur vor den Leuten sich so verstellte und lachte daher über die Maßen bei all den Thorheiten und Tollheiten, die er machte. So warf er mehrmals die Eßschüßeln, die er auftragen sollte, auf den Boden. Als er zur Strafe dafür in den Gänsestall gesperrt wird, schlachtet er alle Gänse; als er darauf in den Keller geworfen wird, öffnet er alle Weinfäßer und läßt sie auslaufen. Dafür bekommt er von den Brüdern einen Buckelvoll Schläge, tröstet sich aber, daß er die Nacht bei der Prinzessin schlafen dürfe. Am andern Morgen erscheint er in seinem königlichen Anzuge, gibt seinem Vater 200 Mann Einquartirung, läßt seinen Brüdern die Schläge heimgeben und zieht dann mit seiner Prinzessin fort und bekommt mit ihr zugleich ein ganzes Königthum.

Die exercirenden Schaafe kommen auch in einem Märchen bei Wolf. S. 327 vor.

30. Die Brautschau. Mündlich aus Derendingen. Ebenso in Grimm’s Kinder-Märchen: die Brautschau. Vgl. Müllenhoff’s Sagen, Märchen u. s. w. S. 413 und 586.

31. Das Schiff, das zu Waßer und zu Lande geht. Mündlich aus dem würtembergischen Oberlande. Durch die vier wunderbar begabten Gesellen: den Schützen, den Langohr, den Schnell-Läufer und den Zapfenmann oder Vielfraß hat es Verwandtschaft mit den vier Brüdern in Nr. 8. – Dasselbe Märchen ist im Ditmarschen bekannt, wie Müllenhoff, a. a. O. S. 357 Not. bemerkt. Verwandt ist ebenda Rinroth, S. 453 ff. Vgl. Grimm’s Märchen, Nr. 64. Noch näher entspricht eine Erzählung in Wolf’s deutschen Märchen und Sagen, Nr. 25. und im Norwegischen bei Asbjörnsen und Moe 1. Bd. Nr. 24. Hier bekommt Lillekort ein Schiff, das über Süßwaßer und Salzwaßer, über Berg’ und tiefe Thäler fährt. – Der altnordische Gott Freir, deutsch Fro (der erfreuende), der Gott der Fruchtbarkeit, des Friedens u. s. w. erhielt ebenso von kunstfertigen Zwergen ein

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_308.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)