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holen, hatte aber keine Macht über ihn, weil er sich die ewige Seligkeit gewünscht, und suchte ihn daher bloß zu quälen. Als dieß dem Handwerksburschen zu arg wurde, rief er nur: „hui in mein’n Sack!“ und auf einmal war der Teufel ganz mäuschenstill und saß in dem Sack, während der Handwerksbursch ruhig fortschlief. Am andern Morgen aber nahm er seinen Knotenstock und schlug auf den armen Teufel im Sacke so lange los, als er sich nur rühren konnte, und als er meinte, er werde wohl genug haben, ließ er ihn los, worauf er eilig zur Hölle zurücklief. – Seitdem hat er sich in dem Schloße nicht wieder sehen laßen und aus Dankbarkeit behielt der Wirth den Handwerksburschen bei sich so lang er lebte.

Als er sein Ende herankommen sah, sagte er, sie sollten ihm doch den Sack mit in’s Grab geben und unter sein Kopfkissen legen. Das geschah denn auch. Als er nun gestorben und begraben war und vor die Himmelsthür kam, wollte Petrus ihn nicht einlaßen, weil er leichtsinnig in die Welt hinein gelebt habe und wies ihn zur Hölle. Wie er dort ankam und anklopfte, öffneten zwei junge Teufel und packten ihn an. Allein der oberste der Teufel rief plötzlich: „laßt doch den fahren, sonst geht’s uns Allen schlecht!“ Denn er sah, daß er den Sack bei sich hatte, darin er so jämmerlich war geprügelt worden und schob ihn sogleich wieder zur Hölle hinaus. Er gieng wieder an’s Himmelsthor und klopfte. Als Petrus aufthat, warf er sogleich seinen Sack hinein und rief: „hui in mein’n Sack!“ Da war er darin und Petrus mußte ihn da laßen.

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_272.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)