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In ihrer Herzensfreude erzählte die Tochter nun alsbald auch ihrem Vater diese Geschichte und ahnte nichts Schlimmes. Der König aber, der seinen Schwiegersohn nicht leiden konnte, faßte sogleich einen bösen Anschlag gegen ihn und gieng in die Kirche und ließ die Feder aus dem Goldbilde herausholen und schrieb dann damit: „er wünsche, daß ein Sturmwind käme und seinen Tochtermann bis an den äußersten Rand des Meers verschlage.“ Da erhob sich sogleich ein heftiger Sturm und führte den Schwiegersohn des Königs durch die Luft, weit weg über’s Meer und warf ihn endlich auf ein Schiff; darin waren Seeräuber und die erschracken recht ordentlich, als da mit Einem Male ein ganz fremder Mensch in ihr Schiff geflogen kam. Doch nahmen sie ihn mit und verkauften ihn an einen Edelmann; da wurde er Bedienter. Nicht lange so machte ihn der Edelmann zu seinem Kammerdiener und er hatte es gut bei ihm, besonders weil die Tochter des Edelmanns so verliebt in ihn war und täglich ihren Vater mit Bitten angieng, daß er ihr doch den schönen Kammerdiener zum Manne geben möchte. Endlich erlaubte es der Edelmann und verheirathete seine Tochter mit dem Kammerdiener, und der mußte sich’s gefallen laßen.

Als er nun eines Tags sich in einen leichten Kahn setzte und am Ufer des Meers spazieren fuhr, kam plötzlich ein starker Wind und trieb den Kahn mitten auf’s hohe Meer, ohne daß er es hindern konnte, und trieb ihn immer weiter und weiter, bis er endlich nach mehren Tagen an der entgegengesetzten Seite des Meeres landen konnte und

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_265.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)