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auch ausführen laßen.“ Da weinte der König bitterlich und klagte: „ach, wie man berichtet wird, so richtet man!“ – Die Amsel aber fragte ihn: ob er auch noch weiter wißen wolle, was aus seinen Kindern geworden sei? „Ach, die Armen werden elendiglich ertrunken sein!“ sagte der König. Darauf erzählte die Amsel ihm die ganze Geschichte, wie der Müller die Kinder gefunden und aufgezogen, wie sie dann in ihrem fünfzehnten Jahre von den Kindern des Müllers angefeindet und heimlich weggegangen seien, und wie sie endlich in einem Walde ein verwünschtes Schloß mit der sprechenden Amsel erlöst hätten, und jetzt alle drei vor ihrem Vater stünden.

Da hätte man die Freude sehen sollen, die der König hatte, als er seine Kinder herzte und küßte, und wie die Kinder sich freuten, als sie zum ersten Male ihren Vater sahen! Dann aber fragte der König die Amsel: „was ist denn aus meiner Frau geworden?“ „Die schmachtet, sagte die Amsel, seit siebzehn Jahren in dem Thurme bei Waßer und Brod, wie Du es befohlen.“

Da reiste der König schnell ab und das erste, was er that, als er in seinem Schloße ankam, war dieß, daß er seine böse Mutter in zwei Stücke zersägen ließ. Dann holte er selbst seine arme Gemahlin aus dem Gefängnisse und bat sie tausendmal um Verzeihung. Sie sagte: „ich vergebe Dir gern, was Du mir angethan; aber Deine Frau kann ich nicht länger sein; nimm Dir eine andere Königin.“ Und soviel der König sie auch bitten mochte, so

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_252.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)