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habe? Da sprach der Krämer: „Ich habe allerlei Waaren, besonders sehr schönes schwarzes Zeug; wißt ihr mir Niemand, der etwas kauft?“ „O ja, sagte der Meßner, geht nur da in’s nächste Dorf zum Pfarrer, der hat Trauerkleider nöthig, weil ihm seine Schwiegermutter gestorben ist.“

Da begab sich der Krämer in’s Pfarrhaus, bot seine Waare an, und als er sie sehen laßen wollte und die Kiste aufmachte, da rollte eine todte Frau heraus. „Um Gottes willen, rief der Pfarrer, da ist ja meine Schwiegermutter wieder!“ Der Krämer aber fiel vor Schrecken in Ohnmacht.

Nun ließ der Pfarrer sogleich wieder den Meßner holen und sagte: ob er denn seine Schwiegermutter nicht begraben habe? „Ei freilich, sagte er, schon zweimal; ich habe sie dießmal noch dazu in den Wald hinausgetragen; aber daran, daß sie immer wieder kommt, kann man recht deutlich sehen, daß sie eine Hexe gewesen sein muß.“

Der Pfarrer bat ihn, doch noch einmal die Schwiegermutter zu vergraben, was der Meßner denn auch für zweihundert Gulden endlich versprach und dießmal wirklich ausführte.

„Was bekomme ich denn für meine Waare?“ sprach der Krämer, der sich allmählig wieder erholte.

„Ich kann euch nichts geben, sagte der Pfarrer; ich habe von euch ja nichts bekommen!“ „Dann verklage ich euch, sagte der Krämer, und eure Schwiegermutter dazu; denn die hat mir meine Sachen gestohlen, die wenigstens zweihundert Gulden werth waren.“ „Nun so haltet nur reinen Mund und bringt meine Schwiegermutter nicht in

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_240.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)