Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 238.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

des Meßners: „Ach, wie schmeckt des Herrn Pfarrers sein Fleisch so gut!“ Das hörte die alte Schwiegermutter in der Kiste und konnte das Lachen nicht verhalten, also, daß es der Meßner merkte. Da dachte er: wart, ich will Dir doch für deine Horcherei ein Andenken geben! und nahm eine Schwefelschnitte, zündete sie an und steckte sie durch eine Ritze in die Kiste hinein. Die Frau aber verhielt sich ganz ruhig in der Kiste und rief nicht um Hülfe, wie er erwartet hatte. Deshalb brach er nach einer Weile selbst die Kiste auf. Allein wie erschrack er da, als die Frau von dem Schwefeldampfe erstickt, todt dalag! Neben ihr lag Fleisch und Brod, davon sie gegeßen hatte. Da nahm der Meßner schnell ein Meßer, schnitt ein Stück von dem Fleische ab und steckte ihr das in den Hals und machte dann die Kiste wieder zu.

Als nun der Pfarrer am folgenden Morgen die Kiste zurückholen ließ und sie aufmachte, da schlug er die Hände über sich zusammen und rief: „Ach Du lieber Gott, meine Schwiegermutter ist erstickt, was soll ich armer Mann nun anfangen!“ Dann ließ er den Meßner kommen und sagte ihm: die Schwiegermutter sei so plötzlich gestorben, daß er fürchte, man werde ihm Vorwürfe machen, weil er keinen Arzt zu Hülfe gerufen habe. Deshalb möge er sie doch heimlich begraben, er wolle ihm auch gern dafür einen Scheffel Dinkel geben, den er selbst sich einmeßen dürfe. Der Meßner war es zufrieden, nahm die Todte und trug sie mit auf den Kornboden, wo er sich den Scheffel Frucht einmaß, und als er damit fertig war, stellte er die Frau mitten in den Kornhaufen und gieng heim. Auf der Treppe

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_238.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)