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Als es nun dunkle Nacht war, kam der Meßner ganz heimlich, nahm das Schwein herunter und gieng damit fort in seine Wohnung. Darauf begab sich der Pfarrer am andern Morgen zu dem Meßner und sprach: „da ist mir doch gestern Abend ein arger Streich gespielt worden; man hat mir mein Schwein gestohlen!“ „Ja ja, sprach der Meßner, so muß man sagen, dann glauben’s die Leute!“ „Nein in der That, es ist kein Spaß, man hat mir ganz eigentlich mein Schwein gestohlen!“ sagte der Pfarrer. „So ist’s recht, so muß man sagen, sprach der Meßner und ich will schon helfen, daß es unter die Leute kommt.“ Als aber der Pfarrer gar nicht nachgab, sagte endlich der Meßner: „Ach Herr Pfarrer, ich weiß ja Alles, ich habe ihnen ja selbst diesen Rath gegeben, bei mir bedarf’s keiner Verstellung!“ Da wurde der Pfarrer nur immer ungeduldiger, und weil das Betragen des Meßners ihm verdächtig vorkam, so bat er ihn zuletzt, ob er nicht eine Kiste, die er im Augenblick nicht gut unterbringen könne, ihm einige Tage lang in seiner Stube aufbewahren wolle. Ja, das wollte er recht gern thun. In die Kiste aber steckte der Pfarrer seine Schwiegermutter, die sollte horchen und ausspüren, ob nicht der Meßner das Schwein weggenommen habe; denn der Pfarrer meinte gewiß, daß er sich wohl mit seiner Frau davon unterhalten würde. Dem Meßner aber sagte er noch, daß er die Kiste ja nicht öffnen solle.

Am nächsten Sonntag nun kochte die Frau des Meßners Sauerkraut und dazu ein Stück von dem frischen Schweinsfleische; und als sie bei Tisch saßen und aßen, sagte die Tochter

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)