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Wirth entschuldigte sich, daß er nicht mehr Raum habe; er habe da wohl noch ein zweites, großes Haus, das stehe leer; aber er könne keinen Menschen hineinquartiren; denn es sei noch Niemand, der es gewagt habe, darin zu schlafen, lebendig wieder daraus hervorgekommen. Bruder Lustig aber sagte: er müße irgendwo ein Unterkommen haben, der Wirth solle ihn nur in das Haus führen. Das that er denn auch, weil’s der Bruder Lustig so wollte; der legte sich dann getrost in’s Bett und schlief ein; sein Licht aber hatte er brennen laßen.

Wie es nun Mitternacht war und eben zwölf schlug, da wachte Bruder Lustig auf; denn er hörte ein Geräusch, und alsbald gieng die Thür auf und es traten neun Teufel in sein Schlafzimmer und stellten sich um sein Bett und stierten ihn beständig an. Das war ihm doch nicht angenehm, und weil er müde war und gern weiter fortschlafen wollte, so wünschte er die neun Teufel in seinen Ranzen, und wutsch! waren sie alle verschwunden. Dann schlief er ruhig bis zum andern Morgen; da nahm er seinen Ranzen und gieng damit in eine Schmiede und ließ den Schmied und seine Gesellen so lange darauf losschlagen mit den schwersten Hämmern, daß er meinte, von den Teufeln werde wohl keiner sich mehr rühren und regen. Als er aber den Ranzen aufmachte, war doch noch Einer am Leben und der lief was er konnte, gerades Wegs in die Hölle hinein. Niemand aber war jetzt vergnügter als der Wirth; denn es ließ sich von dem Tage an kein Teufel mehr in dem neuen Hause sehen, und zum Dank dafür behielt er den Bruder Lustig umsonst

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)