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mehr zu helfen wußte. Da klopfte plötzlich der heilge Petrus an’s Fenster und er ließ ihn sogleich herein. Der aber machte ein bös Gesicht und sprach: „ei Du schlechter Kerl, glaubst Du auch zu können, was ich kann! das geht ja nimmermehr so! – Dießmal will ich Dir noch helfen; aber daß Du Dir’s nur nicht einfallen läßest, so etwas noch einmal zu probiren, sonst wird Dir’s schlecht gehen!“ Darauf ordnete Petrus die Gebeine wie sie zusammen gehörten, und rief das Mägdelein bei Namen und hieß es aufstehen. Da stand es auf und gieng zu seinen Eltern. Dann entfernte sich Petrus wieder durch das Fenster, durch das er gekommen war, nachdem er noch dem Bruder Lustig streng anbefohlen hatte, daß er ja keine Belohnung nehmen sollte. Nein, das wollte er auch gewiß nicht, sagte er. Als nun die Bauersleute aus Dankbarkeit ihm Geld und Gut anboten, so schlug er’s aus, ließ es aber endlich doch geschehen, weil sie ihn so sehr nöthigten, daß sie ihm ein Lamm mit auf den Weg gaben. Das nahm er und trieb es zum Dorfe hinaus.

Vor dem Dorfe traf er wieder mit dem heiligen Petrus zusammen, der stellte ihn sogleich zur Rede wegen des Lammes. „Ach, sprach der Bruder Lustig[1], ich weiß nicht, was ich von Dir denken soll; wir sind alle beide arme Hungerleider und sollen nichts von andern Menschen annehmen! Komm her, wir wollen uns mit einander das Lamm schmecken laßen!“ – „Nun, meinetwegen, sprach Petrus, so mach es zurecht; ich will unterdessen einen Gang machen; aber Du mußt nicht eher anfangen zu eßen, bis ich wieder da


  1. Vorlage: lustig
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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)