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Petrus, der als Bettler verkleidet war, einen Kreuzer und einen Vierling Brod. „Vergelts Gott!“ sprach Petrus und gieng weiter.

Ueber eine Weile begegnete ihm abermals der heilge Petrus als Bettler, aber in einer andern Gestalt als das erste Mal und sprach: „grüß Dich Gott, Bruder! ein Armer spricht Dich um eine Gabe an!“ „Grüß Dich Gott, armer Bruder!“ sprach der Bruder Lustig und gab dem Bettler einen Kreuzer und einen Vierling von seinem Brode. „Vergelts Gott!“ sprach Petrus und gieng weiter.

Wieder über eine Weile kam der heilge Petrus zum dritten Male als Bettler in einer andern Gestalt und bat ihn um eine Gabe, weil er so hungrig sei. Da sagte Bruder Lustig: „mit zwei Armen hab ich schon getheilt, was ich hatte; jetzt hab ich grad noch einen Kreuzer und ein halbes Brod, das wollen wir noch einmal theilen.“ Sprach der heilge Petrus: „Nun, ich habe auch noch einen Kreuzer, so wollen wir in’s Wirthshaus gehen und zu dem Brod ein Halbes Bier mit einander trinken.“ Ja, das war dem Bruder Lustig ganz recht und sie machten es so; und als sie nun alle beide nichts mehr hatten, so beschloßen sie, daß sie mit einander weiter reisen wollten.

Wie sie nun so eine gute Strecke zusammen marschirt waren, kamen sie in eine Stadt, darin war große Trauer, weil die Tochter des Königs gestorben war. Darauf ließ Petrus bei dem Könige sich melden als Doktor und versprach, die Prinzessin wieder lebendig zu machen; aber es sollte Niemand dabei sein und zusehen als bloß der Bruder

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_216.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)