Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 211.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ein kleines Schlößlein, das leer stand, darin er mit seiner Frau wohnen könne. –

Nun machte der Gesell das kunstvolle Schloß für den Rauber und vergoldete es und bekam dafür die Tochter und eine kleine Burg als Belohnung. Kaum aber hatte er mit seiner Frau die neue Wohnung, die zwischen dem Rauber und der Teck lag, bezogen und wollte hier sein Handwerk fortsetzen, als sich ein Spukgeist in dem Schloße vernehmen ließ. Jeden Abend erschien nämlich ein großer Mann, der hatte eine Nase, ja die war wenigstens anderthalb Schuh lang, und guckte dem Schloßer beständig auf die Arbeit. Nachts aber tappte er in der Schlafkammer auf und ab. Endlich gelang es dem Schloßer eines Abends, als der Riesenkerl ihm wieder auf die Arbeit stierte, die lange Nase desselben zu faßen und in den Schraubenstock zu bringen, und ließ sie so lange fest eingeklemmt darin, bis er versprach, daß er nicht wieder kommen wolle. Dann ließ er ihn los, und er kam auch wirklich nicht wieder.

Nach einiger Zeit aber gieng der Schloßer einmal mit seiner Frau in dem schönen Walde spazieren, und wie sie eben an nichts weiter dachten, wen sahen sie daher kommen? – Den Mann mit der langen Nase! „Jetzt sind wir verloren! rief die Frau; ach wär ich doch bei meinem Vater geblieben!“ „Sei nur still, sprach der Mann und laß mich nur machen!“ Und sogleich ergriff er seine Frau und stellte sie auf den Kopf, daß die Füße in die Höhe standen wie die beiden Klammern eines Schraubenstocks. Wie das der

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_211.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)