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war die ganze Stadt mit Trauerflor behangen; heute dagegen sehe ich überall fröhliche Gesichter und die ganze Stadt ist wie zu einem Feste geschmückt.“ Da erzählte ihm der Wirth, daß morgen die Tochter des Königs Hochzeit habe mit dem Kutscher, der sie vor einem Jahr von dem Drachen erlöst habe. –

Am andern Tage nun gab der König ein großes Gastmahl. Wie der Prinz, der als Jäger gekleidet war, nun allein im Wirthshause saß, sagte er zu dem Wirthe: er solle ihm doch eine Flasche Wein holen, wie die Braut im Schloße ihn trinke. Ja das könne er nicht, meinte der Wirth. „Dann muß ich wohl meinen Wolf hinschicken,“ sagte der Prinz und schickte ihn hin zu der Prinzessin: sein Herr laße um eine Flasche von dem Wein bitten, den sie selbst trinke. Da dauerte es nicht lange, da kam der Wolf auch richtig damit zurück, daß der Wirth sich nicht genug verwundern konnte. „Jetzt will ich auch von dem Braten haben, wie die Braut ihn ißt,“ sprach der Prinz und schickte den Bären auf’s Schloß; der brachte alsbald auch ein Stück von dem allerbesten und feinsten Braten. „Nun muß ich auch Brod haben, wie die Prinzessin es ißt!“ sprach der Prinz und schickte den Löwen hin, der es auch nach kurzer Zeit ihm brachte. – Die Thiere nämlich hatten durch nichts sich abhalten laßen und waren bis in den Saal zu der Braut vorgedrungen; die hatte sie sogleich erkannt und ihnen alles gegeben, was sie für ihren Herrn forderten.

Da nahm endlich der König seine Tochter bei Seite und sprach: „was hast Du denn mit den wilden Thieren

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)