Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 197.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

er dachte, es muß sich losgerißen und verlaufen haben und gieng dem Blöcken nach, das er immer noch im Walde hörte.

Der kluge Martin aber war an einen Teich gekommen und hatte dort schnell das Kalb geschlachtet und den abgeschnittenen Kopf mitten in den Teich geworfen und blöckte nun in Einem fort ganz erbärmlich, also, daß der Metzger, wie er an den Teich kam, nicht anders glaubte, als sein Kalb sei in das Waßer gelaufen und könne nur noch den Kopf daraus hervorstrecken. Deshalb zog er flink sich aus und sprang in den Teich, um es herauszuziehen. Während er nun im Waßer war, kam der kluge Martin, nahm alles Zeug und Geld des Metzgers und auch das Besteck, das er ihm hingeworfen hatte, und war wie der Wind damit fort und brachte es dem Räuberhauptmann und erzählte ihm, wie er es bekommen. Da war der Räuberhauptmann mit dem Probestück zufrieden und nahm den klugen Martin auf unter seine übrigen Gesellen. Der kluge Martin aber wurde bald ein so geschickter und kühner Räuber, daß man ihn weit und breit fürchtete und die Obrigkeit ihm eifrig nachstellte; allein er war viel zu vorsichtig, als daß er sich hätte fangen laßen.

Als nun gerade die fünf Jahre herum waren, gedachte er seine Brüder einmal zu besuchen, wie sie’s mit einander verabredet hatten und bekam von seinem Hauptmann Wagen und Pferde dazu und fuhr in das Wirthshaus. Da saßen seine zwei Brüder schon da, erkannten ihn aber nicht wieder bis er selbst sich ihnen entdeckte. Da waren sie vergnügt, und Martin gab ihnen so viel zu eßen und zu trinken als sie nur mochten.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_197.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)